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Rote Lippe Rose intern 09/2016

Deutsche Geschichte

Offenbarte sich als absoluter Kenner von Willy Brandt und Helmut Schmidt:Gunter Hofmann.

Ambitionen

Der in Lippstadt durch seine vielen Besuche über ein hohes Renommee verfügende Franz Müntefering ging in dem Interview mit Gunter Hofmann, dem Verfasser des Buches über die verstorbenen SPD-Ikonen, auch auf das Verhalten von Willy Brandt als Regierender Berliner Bürgermeister beim Mauerbau 1961 und das Krisenmanagement von Helmut Schmidt als Hamburger Innensenator bei der Bewältigung der Flutkatastrophe 1962 ein. In der heutigen Retrospektive werden diese Leistungen der späteren Kanzler als „Meisterstücke“ beurteilt, die sie für höhere Aufgaben in der noch jungen Bonner Republik prädestinierten. So entwickelte sich zwischen ihnen in den 1960er Jahren nicht nur eine intakte Arbeitsbeziehung, aus der heraus der am 23. Dezember 1918 geborene Helmut Schmidt beim am 18. Dezember 1913 geborenen Willy Brandt um eine Freundschaft warb. Der ältere der SPD-Männer hatte jedoch Schwierigkeiten, sich zu öffnen. Inwieweit damals schon beim Hamburger Ambitionen auf das Kanzleramt zu verspüren waren, wurde nicht richtig klar. Vielmehr gehen bis heute die meisten der noch lebenden Beobachter davon aus, dass sich Helmut Schmidt allein schon wegen des knappen Altersunterschieds zu Willy Brandt keine Perspektiven für eine Kanzlerschaft ausrechnete. Auch nach dem zweiten vergeblichen Anlauf des Berliner Stadtoberhauptes auf das Palais Schaumburg in 1965 sah der im Hamburger Stadtteil Bergedorf beheimatete eher den Pforzheimer Fritz Erler als einen möglichen Kopf einer SPD-geführten Bundesregierung. In der ersten Großen Koalition (1966 bis 1969) werden vom Buchautor das Nebeneinander des Außenministers Willy Brandt und des nach dem Tod von Fritz Erler in 1967 zum neuen Vormann der SPD-Bundestagsfraktion aufgestiegenen Helmut Schmidt registriert.

Konflikte

Schon im Wahljahr 1969 scheint sich das Verhältnis des SPD-Vorsitzenden Willy Brandt zu seinem Stellvertreter in der Parteispitze, Helmut Schmidt, zu verändern. Der Bergedorfer vermisste beim seit 1964 amtierenden SPD-Präses den Willen zu politischer Führung, weil es dem stärker um die Integration der Partei ging. Ebenso zeigte sich Willy Brandt offener gegenüber dem Studenten-Protest, indessen verteidigte Helmut Schmidt seine Generation gegen Kritik der 1968er-Bewegung. Entgegen den Überlegungen von Helmut Schmidt und Herbert Wehner, mit denen Willy Brandt knapp zwei Jahrzehnte das legendäre SPD-Triumvirat bildete, setzte der bisherige Außenamtschef nach der Bundestagswahl 1969 mit Unterstützung der FDP die Installierung der ersten SPD-bestimmten Bundesregierung durch.

Fortsetzung auf Seite 8

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