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Spannende Zeit nach der Wende

Vor 35 Jahren schreiben in dem märkischen Dorf Schwante engagierte Frauen und Männer die Geschichte der SPD ein gutes Stück weiter: Am Samstag, 7. Oktober 1989, einen Monat vor dem Fall der Berliner Mauer, gründeten sie die Sozialdemokratische Partei in der DDR. Diese mutige Entscheidung der im Schwanter Pfarrhaus versammelten Bürgerinnen und Bürger bedeutete einen wichtigen Schritt zur Überwindung der kommunistischen Diktatur im Osten Deutschlands hin zu einem demokratischen Neubeginn in Freiheit und auf den Weg zur deutschen Einheit

Erinnerungen an den politischen Umbruch in der DDR

Oschatz am Sonntag, 28. Januar 1990:
Auf diesem Foto ist als zweiter von links der am Montag, 25. März 1940, in Würzburg geborene Arzt für innere Medizin, Dr. Bernd Donaubauer, abgebildet. Der Mediziner war Vorsitzender des Kreisverbandes der neu gegründeten Sozialdemokratie in Oschatz. Im März 1990 wurde er Abgeordneter der bis Ende September 1990 bestehenden Volkskammer in Berlin und im Oktober 1990 Mitglied des Landtages von Sachsen in Dresden. Im Zuge der Überprüfung von Abgeordneten auf eine Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit legte der während der DDR-Zeit in einer Klinik in Wernsdorf (Sachsen) arbeitende Mann am Mittwoch, 23. Oktober 1991, sein Mandat nieder. Auch dies ist ein Teil der Geschichte nach dem Ende des alten Systems und der Phase des Aufbaus von demokratischen Strukturen in der einstigen DDR. Mit auf diesem Bild befinden sich die Lippstädter Sozis Bernhard Scholl (links), Marlies Stotz und Hans Zaremba.
Archiv-Foto: Karl-Heinz Brülle

Zwei Ausstellungen im November 2014

Auch die heimische SPD war dabei, als nach dem Mauer-Fall in der (Noch-) DDR der Aufbau von demokratischen Strukturen begann und entstand. Darauf blickten sie vor zehn Jahren mit zwei Ausstellungen im Stadtmuseum zurück. Während die von der Friedrich-Ebert-Stiftung angelegte Präsentation „Wir haben die Machtfrage gestellt“ die friedliche Revolution und die Entwicklung der Sozialdemokratischen Partei in der DDR bis zur ihrer Vereinigung mit der West-SPD im September 1990 nachzeichnete, beschrieb die Lippstädter Darbietung mit „Fahrten in ein unbekanntes Land“ Touren der örtlichen Sozialdemokraten nach Oschatz.

Bewegende Monate

Als Zeitzeugen der bewegenden Monate von der Diktatur zum Aufbau der Demokratie in Ostdeutschland hatte die Lippstädter SPD im November 2014 den früheren Staatsminister im Kanzleramt, Rolf Schwanitz aus Plauen, gewonnen. Den Herbst 1989 und die Monate danach charakterisierte der 1959 in Gera geborene Sozialdemokrat als die „wichtigste Zeit in meinem politischen Leben“. Dass es in der Provinzstadt Plauen in der Wendephase stärker brodelte als anderswo, lag nach seiner Einschätzung auch an ihrer Grenznähe und die damit verbundenen strukturellen Benachteiligungen. Überdies waren in Plauen besonders viele Ausreiseanträge zu verzeichnen und durch die 70.000 Einwohner große Stadt fuhren die Züge mit den Flüchtlingen aus der Prager Botschaft nach Westdeutschland. „Das war Stadtgespräch und heizte die Lage zusätzlich an.“ Für die Demonstration am Samstag, 7. Oktober 1989, mit rund 20.000 Menschen habe ein anonymer Aufruf genügt. Von da an sei in Plauen bis zu den ersten und einzigen freien Wahlen der Ostberliner Volkskammer im März 1990 wöchentlich demonstriert worden.

Lippstadt am Dienstag, 18. November 2014:
Austausch über die Erinnerungen der Wendezeit in der DDR zwischen Karl-Heinz Brülle (links), Rolf Schwantiz aus Plauen und Hans Zaremba.
Archiv-Foto: Mathias Marx

Besonderer Platz

Das spätere Bundestagsmitglied trat im Oktober 1989 dem „Neuen Forum“ und einen Monat später der im Osten neugegründeten Sozialdemokratischen Partei (SDP) bei: „Die Gründung der SDP hat einen besonderen Platz in der Geschichte der Friedlichen Revolution.“ Der Gründungsaufruf der ostdeutschen Sozialdemokraten stamme bereits vom 24. Juli 1989 und somit seien sie im zeitlichen Ablauf die erste von insgesamt vier Oppositionsorganisationen im Herbst 1989 gewesen. „Viel wichtiger jedoch war, dass die Gründungsväter der SDP, Martin Gutzeit und Markus Meckel, von Anfang an eine klare, feste und verbindliche oppositionelle Organisation wollten“, hob Rolf Schwanitz den Anspruch der SDP als sozialdemokratische Partei hervor und widersprach den wahrheitswidrigen Behauptungen der SED, sie sei 1946 aus einem freiwilligen Zusammenschluss der SPD und KPD entstanden, um die alleinige Interessvertreterin der Arbeiterschaft sein zu können.

Hans Zaremba

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