Erinnerungen an die 2008 verstorbene Annemarie Renger und ihr Engagement an der Lippe
Es war gerade Herbstwoche, als Engelbert Sander im Oktober 1985 seinen politischen Freunden Annemarie Renger als künftige Wahlkreisabgeordnete empfahl. Zuvor hatte der ursprünglich von den Lippstädter Sozialdemokraten als Nachfolger von Engelbert Sander vorgeschlagene Eike Hovermann mitgeteilt, bei der Bundestagswahl im Januar 1987 nicht antreten zu wollen. Andere Ortsvereine favorisierten den damaligen Vorsitzenden des SPD-Unterbezirks und ehrenamtlichen Bürgermeister von Welver, Klaus Theo Rohe, als ihren Volksvertreter in Bonn. Mit dem vom Parlamentarier Engelbert Sander eingefädelten Coup war plötzlich eine völlig neue Lage entstanden.
Großer Auflauf von Journalisten
Für Annemarie Renger und Klaus-Theo Rohe begann damit ein spannender parteiinterner Wahlkampf. Auf der denkwürdigen SPD-Konferenz in Wickede am 31. Januar 1986 siegte der Welveraner vor der SPD-Frau mit Wohnsitz am Rhein. Der Dritte im Bunde, der von der SPD in Lippetal aufgebotene Ratsherr Josef Neumann (seit Mai 2010 als direkt gewählter Vertreter des Wahlkreises Wuppertal III und Solingen II Mitglied im NRW-Landesparlament) hatte keine Chance, ihm blieb nur ein Achtungserfolg. Weder vor noch nach Wickede hat es je einen so großen Auflauf von Journalisten bei einem kreisweiten SPD-Treffen gegeben. Die Schar der Medienleute reichte vor 30 Jahren im Wickeder Bürgerhaus vom Korrespondenten des Westdeutschen Rundfunks über den Parlamentsredakteur des Bonner Generalanzeigers bis zum Büroleiter der Süddeutschen Zeitung in Bonn.
Nachhaltiger Eindruck im Wahlkreis
Annemarie Renger hatte im SPD-Vorwahlkampf von November 1985 bis Januar 1986 einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Sie besuchte in dem Vierteljahr ihres Engagements vor Ort unter anderem Wirtschaftsbetriebe in Warstein, Sozialeinrichtungen in Lippstadt, das Versuchsgut „Haus Düsse“ in Bad Sassendorf und mehrere Schulen im Kreis. Zudem knüpfte sie vielfältige Kontakte zur SPD-Basis. Wenige Tage vor Weihnachten 1985 war sie Ehrengast bei der Jubilarehrung der Sozialdemokraten im Lippstädter Ortsverein, die im damaligen „Stammlokal“ der Kernstadt-SPD, Hotel-Restaurant Ortwein, stattfand. Die Verbindungen der prominenten Sozialdemokratin zur Friedrich-Ebert-Stiftung verschafften dem Stadttheater in Lippstadt im Juli 1986 die Möglichkeit, eine vielbeachtete Ausstellung über das Leben und Wirken des ersten Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, Kurt Schumacher, zu präsentieren.
Klaus-Theo Rohe blieb der Bundestag versagt
Während Annemarie Renger im Sommer 1986 auf der SPD-Landeskonferenz in Paderborn mit dem guten dritten Platz auf der Reserveliste ausgestattet wurde und im Frühjahr 1987 ihre letzte Legislaturperiode im Deutschen Bundestag antreten konnte, hat Klaus-Theo Rohe die Wickeder Nominierung von 1986 nicht zu einem Sitz im Bundestag verholfen. Beim Wahlgang im Januar 1987 mit Johannes Rau als SPD-Kanzlerkandidaten reichte sein Listenplatz nicht aus, um ins Parlament zu gelangen. Auch 1990, wo der Mann aus Welver noch einmal als SPD-Wahlkreisbewerber antrat, blieb ihm ein Abgeordnetenmandat versagt.
Hans Zaremba