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Kevin Kühnert – ein Hoffungsträger der SPD

Hans Zaremba über den Vorsitzenden der Jusos

Für viele Genossinnen und Genossen in der SPD, die einer Neuauflage der Großen Koalition kritisch gegenüber standen, war Kevin Kühnert das Gesicht der Anti-Groko-Bewegung in der Sozialdemokratie. Doch ihn auf diese Rolle zu reduzieren, wäre zu kurz gegriffen. Nach vielen Juso-Vorsitzenden der letzten Jahre haben die Sozialdemokraten in dem 28jährigen Berliner Nachwuchspolitiker einen Mann in ihren Reihen, der über die Phase bei den Jusos hinaus noch viel für die SPD bewirken kann.

Treffen im Willy-Brandt-Haus in Berlin:Der Juso-Bundesvorsitzende Kevin Kühnert (Mitte) und die Lippstädter Sozialdemokraten Hans Zaremba und Karl-Heinz Tiemann (rechts). Foto: Björn Soboliewski (Willy-Brandt-Haus)

Überzeugend

Auch in Lippstadt – wo Kevin Kühnert auf der Kundgebung des DGB zum 1. Mai überzeugend geredet hat – ist er noch in guter Erinnerung. Ähnlich wie einige Wochen zuvor bei vielen Alt-Jusos im Kreisgebiet von Wickede über Möhnesee und Lippstadt bis Erwitte, die ihn – bei einer Anti-Groko-Veranstaltung in Soest erlebt haben. Wer ihn trifft – so wie die Vorstandsmitglieder des SPD-Ortsvereins Lippstadt, Christine Goussis, Karl-Heinz Tiemann und Hans Zaremba, bei ihrem Besuch im Willy-Brandt-Haus in Berlin – begegnen einem Mann, der ruhig antwortet, der weder aufgeregt noch gestresst wirkt. Kurzum: Ein „super Typ“, der „sympathisch“ und „authentisch“ erscheint, wie auch ein Hamburger Nachrichtenmagazin den Jungpolitiker aus Tempelhof-Schöneberg – wo er sich als Bezirksverordneter in der Kommunalpolitik engagiert – zutreffend charakterisiert. Überdies strahlt der Sohn von beamteten Eltern (Mutter bei der Arbeitsverwaltung und Vater beim Bezirksamt) eine Gelassenheit aus, die nicht nur seine Gesprächspartner aus der heimischen Region, sondern auch manchen Berufspolitiker neidisch werden lassen. Den Kampf gegen die Große Koalition hat er verloren, dennoch sieht Kevin Kühnert sich gefestigt und fügt hinzu: ‚Wir Jusos sind so stark wie ganz, ganz lange nicht. Wir sind ein echter Faktor in der SPD geworden und diesen Status geben wir nicht mehr her.‘ Durchaus eine selbstbewusste Positionsbeschreibung.

Aufstrebend

Nach den früheren Bundesvorsitzenden der SPD-Nachwuchsorganisation, Gerhard Schröder (1978-1980) und Andrea Nahles (1995-1999), werden dem Berliner nach seinen Vorgängern aus Niedersachsen und Rheinland-Pfalz gleichfalls große Chancen eingeräumt, bis in die Spitze der deutschen Sozialdemokraten aufzurücken. Er macht auch keinen Hehl daraus, dass er eine Laufbahn in der Politik anstrebt. Als sich die SPD auf den Weg in die vierte Große Koalition begab, rief er den Delegierten des SPD-Bundesparteitages in Köln zu, seine Generation habe „ein Interesse daran, dass hier noch was übrig bleibt von diesem Laden, verdammt noch mal!“ Eine Anmerkung, die ihm viel Beifall einbrachte. Unterdessen ist Kevin Kühnert im Zuge des Erneuerungsprozesses der Sozialdemokratie vom SPD-Parteivorstand in die Lenkungsgruppe „Ein bürgerfreundlicher Staat, der Sicherheit und soziale Teilhabe ermöglicht“ berufen worden. Neben ihm sitzen darin der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius und der Oberbürgermeister von Gelsenkirchen, Frank Baranowski. Bei so viel Praxis in der Politik bleibt ihm für die Theorie, ein Studium der Politikwissenschaft, nicht viel Zeit. Doch diese Ausbildung sollte er unbedingt zum Abschluss bringen, um nicht am Ende nur von der Politik leben zu müssen. Dann würde seine Glaubwürdigkeit großen Schaden nehmen. Etliche Karrieren anderer Berufsparlamentarier – unterschiedlicher Couleur – sind abschreckende Beispiele.

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