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Sorge um die sportliche Entwicklung

Als sich im Sommer 1997 nach jahrelangen Debatten die Ortrivalen Borussia Lippstadt mit der Spielstätte „Am Bruchbaum“ und Teutonia Lippstadt mit ihrer Arena „Waldschlößchen“ im Spielverein Lippstadt 08 zusammenfanden, war die Absicht der Fusion klar begründet. Mit dem neuen Club wollte man rasch, in einer relativ hohen Fußballklasse mit von der Partie sein. Übrigens: Eine handfeste Empfehlung an die Borussen und Teutonen, die der frühere Bürgermeister und einstige Schatzmeister des DFB (Deutscher Fußball-Bund), Jakob Koenen (1907-1974), ein halbes Jahr vor seinem Tod mit einem öffentlichen Brief im Juli 1973 formuliert hatte.

Einlauf „Am Bruchbaum“ zum Spiel zwischen dem SV 08 und der U23 der Gladbacher Mönche im Herbst 2023:
Mit dabei war die E 2 des SV Bad Waldliesborn, die stolz die Akteure aus Lippstadt und vom Niederrhein auf das Spielfeld an der Wiedenbrücker Straße begleiteten. Ein Ereignis, das die SV-Fans bald wieder erleben möchten.
Archiv-Foto: Hans Zaremba

Blick auf den SV zum Neustart in der Oberliga

Doch nach der Verschmelzung der Fußballabteilungen der beiden Vereine sollte es noch einige Jahre dauern, bis sie ihrem Ziel aus 1997 näher kamen. Nach vielen Anläufen und der vorübergehenden Zugehörigkeit in der Regionalliga West in der Saison 2013/14 etablierte sich der SV Lippstadt 08 nach seinem Aufstieg in 2018 für sechs Jahre in der vierhöchsten Spielklasse. In ihrer Zeit als Regionalligist konnten die Lippstädter mit den ehemaligen Bundesligaclubs Alemannia Aachen, Rotweiß Essen und Preußen Münster Teams in ihrer schmucken Anlage begrüßen, die in der Regel viele ihrer Fans mit an die Wiedenbrücker Straße brachten, was der meist klammen Kasse der Schwarz-Roten gut tat. Während Aachen sowie Essen unterdessen wieder in die dritte Liga zurückkehrten und Münster sogar der Sprung in die Zweite Bundesliga gelang, befinden sich die Lippstädter jetzt zum Beginn der Spielzeit 2024/25 in der fünftklassigen Oberliga Westfalen. Die prominentesten Namen in dieser Spielklasse sind die SG Wattenscheid 08 und die Sportfreunde Siegen. Zwei Vereine, deren beste Momente auch schon länger zurückliegen. Indem Wattenscheid von 1990 bis 1994 der Bundesliga angehörte, waren die Siegener als traditionsreichster Club aus Südwestfalen jahrzehntelang in Deutschlands zweiten und dritten Ligen vertreten. Der größte Erfolg der Sportfreunde stammt aus 1955, als sie Deutscher Amateurmeister wurden.

Begeisterung bewirken

Zurück zum SV Lippstadt 08: Er muss zum Neustart in der Oberliga Westfalen am kommenden Freitag, 9. August, 19.30 Uhr, bei den Sportfreunden Siegen auflaufen. Erst neun Tage später – am Sonntag, 18. August, 15.00 Uhr – kann der SV sein erstes Heimspiel austragen. Über die sportliche Aussagekraft der einstweilen ausgerichteten Tests lassen sich mit Blick auf die neue Saison kaum Prognosen abgeben. Eine durchgreifende Vorbereitung einer Mannschaft wird man ohnehin erst beurteilen können, wenn sie fünf bis zehn Punktspiele bestritten hat. Hingegen werden die Verantwortlichen auf der Brücke des SV gebannt auf die Zuschauerzahlen schauen. Schon in den Regionalliga-Zeiten waren oft nur 500 Interessierte auf den Rängen und Stehplätzen anzufinden. Das war deutlich zu wenig, um in der vierten Klasse, die in der Corona-Pandemie zur Profiliga erklärt wurde, mit der finanziell wesentlich stärkeren Konkurrenz mitzuhalten. Es dürfte für die Schwarz-Roten schwer werden, nach dem Abstieg in die Oberliga Westfalen wieder eine größere Begeisterung für sich zu bewirken. Ein Problem ist immer noch, dass alt eingefleischte Teutonen den Weg zum Ort, wo einst die späteren Nationalspieler Karl-Heinz und Michael Rummenigge ihre Karrieren starteten, meiden. Für sie scheint es weiterhin ein Problem zu sein, die Entwicklung des Lippstädter Fußballs nicht auf dem „Waldschlößchen“ verfolgen zu können. Zu hinterfragen ist zudem, inwieweit die Querelen beim SV tatsächlich abgeklungen sind, die im September des letzten Jahres durch den Rücktritt des gesamten Aufsichtsrates offenkundig wurden. Derweil ist dieses Gremium seit der Jahreshauptversammlung im November wieder im Amt. Es wäre fatal, wenn es bei einer möglichen fußballerischen Talfahrt in der Oberliga West zur Wiederholung ähnlicher Vorgänge kommen würde.

Hans Zaremba

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