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Museum und Therme

Wochenrückblick von Hans Zaremba

Was sich im September des vergangenen Jahres beim Besuch der Gruppe von 60plus in der Lippstädter Sozialdemokratie im Thermalbad von Bad Waldliesborn bereits abzeichnete, scheint jetzt durch das Schließen mehrerer Becken womöglich schon bald traurige Wahrheit zu werden: Das Ende des seit einem halben Jahrhundert im Kurort bestehenden Thermalbades.  

Keine Überraschung

Bereits bei der Inspektion der SPD-Senioren im Solebad hatte der Teamleiter der „Walibo“-Therme, Marc Hentschke, ohne Umschweife erklärt, dass für ein langfristig gesichertes Thermalbad-Angebot in Bad Waldliesborn „nur ein Neubau in Betracht kommt“. Eine Instandsetzung des vor 50 Jahren errichteten Bades mit der „veralteten Technik“ würde nach seiner Meinung „doppelt so teuer“. Damals wurde für einen möglichen Neubau die beachtliche Summe von 25 Millionen angeführt. Ob dieser Betrag am Ende für eine zukunftsfähige Therme tatsächlich ausreichen wird, lässt sich derzeit nicht beurteilen. Warum aber für die Ortsvorsteherin Gabriele Schütte-Holthaus (CDU) in vergangenen Woche die angekündigte Teil-Sperrung völlig überraschend kam, ist für den Verfasser dieser Zeilen nicht zu verstehen. Schon beim SPD-Termin mit Marc Hentschke im letzten Herbst – bei dem auch die CDU-Frau zugegen war – hatte der Mitarbeiter der Heilbad-Therme von dieser Eventualität gesprochen. Eigentlich ein hörbares Signal.

Passives Verhalten

Völlig zu Recht ist man im Ortsteil Bad Waldliesborn und in Lippstadt über das bislang passive Verhalten der Bäder-Holding und ihres Geschäftsführers Stephan Eydt in Bezug auf die Perspektive der Therme verärgert. Ähnlich äußerte sich auch der ehemalige Lippstädter Bürgermeister Christof Sommer, der nach einem Beitrag der örtlichen Tagespresse von nicht eingehaltenen Zusagen durch die Bäderholding sprach. Der SPD-Ratsherr Udo Strathaus sieht im „Kaputtsparen“ des Bad Waldliesborner Thermal-Angebotes durch die Gesundheitsholding die Gefahr eines Verlustes weiterer Wasserflächen in Lippstadt. Für das im letzten Jahr vom Rat der Stadt Lippstadt beschlossene Tourismuskonzept und die damit verbundenen berechtigten Erwartungen der Gastronomen und Dienstleiter wird angesichts der offenkundigen Sicherheitsprobleme der Therme ein mutmaßlicher gänzlicher Wegfall des Solebades ein schwerer Brocken sein.

Lippstadt am Dienstag, 18. Juli 2023:
Wolfgang Schulte Steinberg, ehemaliger Vorsitzender des städtischen Kulturausschusses, verschaffte sich im Stadtmuseum einen unmittelbaren Eindruck über die infolge des Starkregegens am 22. Juni 2023 und wegen der nicht ausreichenden Dachabdeckung entstandenen Schäden. Ebenso reagierte unterdessen in einem Leserbrief für die örtliche Tagespresse mit deutlichen Worten auf die jahrelange Gleichgültigkeit der Verantwortlichen im Stadthaus für das kulturelle Kleinod im Stadtzentrum.
Foto: Karl-Heinz Tiemann

Kultureller Dachschaden

Warum die Verantwortlichen der Stadt Lippstadt nach dem erheblichen Tornado-Schaden aus dem Mai 2022 nicht darauf gedrängt haben, die zunächst angebrachte provisorische Abdeckung mit einer Plane des ramponierten Daches des Museums schnellstens durch Dachziegel zu ersetzen, ist auch in der letzten Woche aus dem Stadthaus nicht beantwortet worden. Die Leserbriefe in der örtlichen Tagespresse von Wolfgang Schulte Steinberg („Wer repariert den kulturellen Dachschaden in Politik und Verwaltung?“) und des Kulturates Lippstadt („Das Stadtmuseum Lippstadt befindet sich seit vielen Jahren in einem unwürdigen und beschämenden Zustand.“) beschreiben die augenfällige jahrelange Gleichgültigkeit für das kulturelle Kleinod im Zentrum von Lippstadt zweifellos zutreffend. Ob es allerdings vom Quartett der Leserbrief-Schreiberinnen des Kulturrates (Daniela Daus, Dagmar Liebscher, Sabine Brölemann-Dalhoff und Dr. Yasmine Freigang) klug war, hinsichtlich der überfälligen Taten für das Museum gegenüber den ebenso dringend erforderlichen Schritten für die Therme einen öffentlichen Wettbewerb zu eröffnen, ist kritisch zu hinterfragen. Für die Attraktivität von Lippstadt sind das Museum und die Therme gleichermaßen erforderlich. Das gegenseitige Aufrechnen von Förderungen kommunaler Aufgaben war selten zielführend.

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