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Vom Drahtesel zum Verkehrsmittel der Zukunft?

Hans Zaremba über den SPD-Dialog zur Radmobilität 

Als der SPD-Ortsverein Lippstadt mit seinem Co-Vorsitzenden Karl-Heinz Tiemann und dem stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Steffen Menze den digitalen Dialog zur Radmobilität in Lippstadt plante, ahnten die beiden Akteure der Lippstädter Sozis kaum, dass sie durch den plötzlichen Wegfall des Radweges auf der Cappelstraße zwischen der Rathaus- und Marktstraße so rasch von der Tagesrealität ereilt würden.


Problempunkt für den Fahrradverkehr in der Lippstädter City: Mitte März hat der städtische Bau-, Umwelt- und Verkehrsausschuss den Radweg an der Cappelstraße an der unfallträchtigen Kreuzung mit der Marktstraße vorerst stillgelegt. Folglich war diese umstrittene Entscheidung auch ein Thema beim öffentlichen Dialogabend des Lippstädter SPD-Ortsvereins zur Radmobilität an der Lippe.
Foto: Steffen Menze

Unfallträchtiger Radweg

Aufgrund der Unfallhäufigkeit an der Kreuzung von Cappel- und Marktstraße hatte die aus Vertretern der Stadt Lippstadt (in Doppelfunktion als Straßenverkehrsbehörde und Baulastträger), Polizei, Bezirksregierung in Arnsberg und Kreis Soest bestehende Unfallkommission bindend beschlossen, die Radwegverbindung auf der Cappelstraße zwischen Rathaus- und Marktstraße vorläufig zu sperren, bis schnellstmöglich eine bessere Lösung gefunden wird. Eine Beteiligung von Politikern sieht dieses nicht-öffentlich tagende Gremium nicht vor. Was ist nun möglich, um den Radweg wieder zu eröffnen? Entweder wird an der unfallträchtigen Stelle eine Ampel installiert oder ein überzeugendes Konzept gefunden, um mehr Sicherheit für die Pedalritter zu erreichen. Nun ist die Kommunalpolitik am Zug, was der SPD-Sprecher im städtischen Umwelt-, Bau- und Mobilitätsausschuss Udo Strathaus, im SPD-Dialog zur Radmobilität betonte. Eine Aufgabe, mit der sich auch Steffen Menze und Karl-Heinz Tiemann als Protagonisten der öffentlichen SPD-Gesprächsrunde mit der Dresdner Professorin Dr. Angela Francke, dem Recklinghäuser Landes- und Kommunalpolitiker Andreas Becker und dem heimischen Bewerber bei der Landtagswahl am Sonntag, 15. Mai, Jens Behrens, beschäftigen werden. Zum Einstieg in den Austausch zur Radmobilität unterstrich Karl-Heinz Tiemann, dass der SPD-Ortsverein Lippstadt mit „Vorfahrt für`s Fahrrad“ über die angestrebten Verbesserungen für die städtischen Radwege hinaus zugleich Beiträge für den Klimaschutz leisten wolle. Von Angela Francke, Professorin für Verkehrspsychologie an der Technischen Universität in Dresden, wurden mit ihrem Impulsvortag mehrere Maßnahmen zur Verkehrsbeeinflussung betrachtet. Sie richtete insbesondere ihren Blick auf die Aspekte Education (Ausbildung und Erziehung), Enforment (Durchsetzung, Vollstreckung und Rechtsdurchsetzung), Engineering (Ingenieurwesen und Technik) sowie Economy (Wirtschaftlichkeit).

Flächen und Infrastruktur

Die promovierte Fachfrau aus Sachsen hält es für erforderlich, die Bedürfnisse der Fahrradfahrer zu ermitteln, wenn man sie aufs Rad bekommen möchte. Ebenso sei es für eine durchgreifende Radverkehrsplanung unerlässlich, eine exakte Datensammlung der Verkehrsströme zu ermitteln. Zudem erfordere der Radverkehr mehr Flächen. Bislang gebe es nach Meinung von Angela Francke eine zu große Ungleichverteilung zugunsten des Autoverkehrs. Was in vielen Kommunen zudem fehle, sei eine durchdachte Infrastruktur für den Radverkehr. Ein klassisches Beispiel für solche negativen Begebenheiten in Lippstadt ist nach der Erfahrung von Steffen Menze der Radweg auf beiden Seiten entlang der Barbarossastraße im Norden der Kernstadt. Auch für Andreas Becker, der als Landes- und Kommunalpolitiker aus Recklinghausen der SPD-Konferenz zugeschaltet war, ist eine moderne und sichere Fahrradinfrastruktur eine zwingende Voraussetzung für eine Mobilitätswende: „Nur wenn die Menschen sich auf dem Rad wohl fühlen, werden sie dauerhaft auf das Auto verzichten.“ Zwangsläufig müssen die Kommunen mehr Platz für Menschen mit Fahrrädern schaffen. Seine Heimatstadt, wo er seit 1994 dem Stadtrat angehört, ist seit 2003 eine „Fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt“ und somit Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen“. Die Arbeitsgemeinschaft verfolge das Ziel, das Thema „Fahrrad“ in allen Bereichen städtischen Lebens, wie die Attraktivität einer Stadt, Verkehrsplanung und Mobilitätsplanung, Sicherheit, Gesundheit und Lebensqualität, wirtschaftliche Entwicklung und Umwelt, stärker einzubringen. Deshalb bestehe in Recklinghausen auch eine Projektgruppe „Fahrradfreundliche Stadt“, die sich aus Vertretern der Politik, der Verwaltung, der Polizei, des dortigen Bürgerbegehrens „Fahrradfreundliche Stadt Recklinghausen“ und des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) zusammensetze. Die Lippstädter Sozialdemokraten wollen nun die aus ihrem öffentlichen Fahrraddialog gewonnenen Erkenntnisse für entsprechende politische Initiativen aufarbeiten.

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