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„Wir schützen unsere Stadt“

Demonstranten bildeten Menschenkette

Mit Sorge werden auch in Lippstadt die zunehmenden Versammlungen, Mahnwachen und Demonstrationen – häufig als „Spaziergang“ deklariert – beobachtet, die im Stadtbild dicht gedrängt und ohne Masken erfolgen. Als Antwort auf die Corona-Zweifler der freien Nasen, die sich als „wahre Verfechter von Demokratie und  Freiheitsrechten“ darstellen, hatte das Netzwerk Lippstadt für Frieden und Solidarität die Bevölkerung am Freitagnachmittag, 28. Januar, zur Bildung einer Menschenkette mit der Losung „Wir schützen unsere Stadt“ in der Lippstädter Innenstadt aufgerufen.  

Lippstadt am Freitag, 28. Januar 2022 (I): Blick auf den Rathausplatz bei der vom überparteilichen Netzwerk für Frieden und Solidarität initiierten Veranstaltung „Wir schützen unsere Stadt“. Unter den 300 Personen befanden sich auch viele Sozialdemokraten, deren Motto „Gemeinsam gegen Rechts“ auf einem Transparent zu lesen war. Foto: Karl-Heinz Tiemann

Kundgebung und Musik

Durchaus aussagekräftig war die Zusammenkunft auf dem Rathausplatz, die aus dem Appell der Netzwerker resultierte. Gut 300 Bürgerinnen und Bürger waren nach Polizeiangaben zwischen dem Rathaus und der Marienkirche zu verzeichnen. Sie bildeten eine Menschenkette vom Rathausplatz über die Rathaus-, Cappel- und Marktstraße zurück zum Rathaus. Verbunden wurde sie mit langen Schals – mit Hinweisen zur Politik, den Gewerkschaften und Fußballclubs – und unter Beachtung der behördlich bestimmten Abstände. Vorangegangen war eine Kundgebung. Sie wurde mit Musik aus dem Repertoire von John Lennon und Konstantin Wecker von der Tanz- und Theaterpädagogin Dagmar C. Weinert mit Unterstützung von Werner König auf seiner Gitarre begleitet.

Lippstadt am Freitag, 28. Januar 2022 (II): Akteure bei der Kundgebung „Wir schützen unsere Stadt“ vor dem Lippstädter Rathaus. Von links die Landtagsabgeordnete Marlies Stotz, Michael Tack und Margot Bell vom Lippstädter Netzwerk für Frieden und Solidarität sowie verdeckt Werner König, der Dagmar C. Weinert bei ihren musikalischen Darbietungen auf der Gitarre begleitete. Foto: Karl-Heinz Tiemann

Aufruf zum Impfen

Eröffnet wurde das Treffen auf dem Rathausplatz von den Repräsentanten des Netzwerks für Frieden und Solidarität, Margot Bell und Michael Tack. Von ihnen waren Vertreter aller demokratischen Parteien und der Gewerkschaften eingeladen. Ebenso hatten sie den Bürgermeister Arne Moritz (CDU) gebeten, auf dem Rathausplatz zu kommen. Mit dem Hinweis auf eine Sitzungsteilnahme hatte er sich entschuldigt. Auch wenige Tage zuvor – am Montag, 24. Januar – beim Auflauf am Bernhardbrunnen mit Plakaten „Lippstadt ist bunt, geimpft und vernünftig“ und „Corona-Leugner, Nazis, Querdenker, Impfgegner gefährden unsere Gesundheit und Demokratie“ war der Mann aus dem Stadthaus nicht zugegen. Ebenfalls hatten sich aus den Fraktionen von CDU, BG und FDP bei der Netzwerk-Veranstaltung vor dem Rathaus offenkundig keine Mitglieder eingefunden. „Wir schützen unsere Stadt, indem wir die Coronaregeln einhalten, Maske tragen und Abstand halten und uns haben impfen lassen“, stellte Michael Tack in seiner Begrüßung am Rathaus heraus.

Lippstadt am Freitag, 28. Januar 2022 (III): Während der von der CDU gestellte Bürgermeister und Ratsmitglieder aus der CDU, BG und FDP bei der Netzwerk-Demonstration nicht anzutreffen waren, wurde die öffentliche Veranstaltung von vielen Sozialdemokraten – unter anderem durch die Ortsvorsteher von Lipperbruch, Gunther Schmich (links), und Esbeck, Thomas Morfeld, begleitet. Foto: Hans Zaremba

Solidarität und Aufklärung

Für das Netzwerk für Frieden und Solidarität erklärte Michael Tack: „Wir stehen mit unserer Menschenkette für Solidarität und Aufklärung, wenden uns gegen Verschwörungstheorien und halten Impfen für einen wichtigen Schritt die Pandemie zu beenden.“

Lippstadt am Freitag, 28. Januar 2022 (IV): Momentaufnahme vom gut gefüllten Rathausplatz. Foto: Karl-Heinz Tiemann

 Zeichen für Demokratie

Die Landes- und Kommunalpolitikerin Marlies Stotz erinnerte in ihrer Rede an Montag, 27. Januar 2020, als das Corona-Virus zum ersten Mal Deutschland erreichte und sagte: „Wir allen hatten Angst vor einer Infektion. Wir alle möchten unsere Familien und Freunde schützen. Wir alle verzichten, um uns gegenseitig zu schützen. Genau dieses Miteinander hat uns in den letzten zwei Jahren den Mut nicht verlieren lassen.“ Mit der vom Netzwerk initiierten Aktion werde „ein sichtbares und friedliches Zeichen für unsere Demokratie, für Solidarität und für unsere Stadtgesellschaft in schwierigen Zeiten“ gesetzt. Überdies betonte sie, dass ein demokratischer Staat nicht nebenbei passiere. „Wir alle sind gefragt, ihn kritisch zu begleiten, zu diskutieren, gemeinsam nach den besten Lösungen zu suchen und bei einer Wahl unsere Stimme abzugeben. Das ist Demokratie.“

Lippstadt am Freitag, 28. Januar 2022 (V): Klares Bekenntnis der Lippstädter Sozialdemokraten zu den Verschwörungstheorien der Corona-Leugner. Foto: Karl-Heinz Tiemann

Anerkennung und Dank

Mit Blick auf die Corona-Leugner und Querdenker bemerkte die Sozialdemokratin: „Es ist nicht demokratisch, sprachlich zu entgleisen. Es ist nicht demokratisch, wenn Menschen bedroht werden. Es ist nicht demokratisch, die Gesellschaft zu verachten.“ Sie könne gut verstehen, dass nach inzwischen zwei Jahren mit Corona eine gewisse Müdigkeit in der Bevölkerung eingetreten sei und es vielen schwer falle, sich immer und immer wieder zurückzunehmen, Einschränkungen zu akzeptieren, Abstand zu halten, Maske zu tragen und  vieles, was vor der Pandemie den Alltag bestimmt habe, schmerzlich vermisst werde. Ihr Dank gelte den vielen Menschen, der Mehrheit, die still seit Monaten solidarisch und verantwortungsvoll handelten. Marlies Stotz schloss mit den Worten: „Mein Dank gilt Ihnen, die sie heute ein buntes Band für die Demokratie mit Ihren Schals knüpfen! Gemeinsam werden wir auch diese Zeit überstehen. Daran glaube ich fest. Bleiben wir wachsam, schützen wir unsere Demokratie, schützen wir unsere Stadt!“ Passende Anmerkungen in einer gewiss schwierigen Zeitspanne, die auch dem Bürgermeister gut angestanden hätten.

Hans Zaremba

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