Hans Zaremba über einen SPD-Vorschlag
„Vorfahrt für das Fahrrad“ ist seit den 1980er Jahren eine ständige Aufgabe, der sich beharrlich die Sozialdemokraten in Lippstadt widmen. Im Frühjahr 2018 hat der SPD-Ortsverein Lippstadt zu diesem Thema unter Leitung von Karl-Heinz Tiemann eine spezielle Projektgruppe eingerichtet. Sie nimmt seitdem – zum Teil in Kooperation mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Lippstadt – bestimmte Gefahrenpunkte für die Radfahrer im Stadtgebiet unter die Lupe. Überwiegend gelingt es den SPD-Inspekteuren in Gesprächen mit den Verantwortlichen im Stadthaus, die meisten der von ihnen registrierten Kritikpunkte auf dem kurzen Weg abzustellen.
Sichtbarkeit von Radfahrern
Das jüngste Ergebnis dieses Engagements der Sozialdemokraten ist der Beschluss der SPD-Fraktion im Stadtrat, einen Straßenabschnitt der Innenstadt „Vorfahrt für das Fahrrad – die Lippstädter Fahrradmeile“ zu schaffen. Der Vorschlag basiert auf einem Konzept des sachkundigen Bürgers im Umwelt-, Bau und Mobilitätsausschuss, Dr. Steffen Menze. Mit dem Konzept soll zum Radfahren motiviert werden. „Woldemei und Brüderstraße sind ausgehend vom Bahnhof eine der wichtigsten innerstädtischen Verkehrsachsen. Hier gilt es den Autoverkehrsfluss zu erhalten und gleichzeitig die Sichtbarkeit der Radfahrer zu erhöhen“, lautet die Feststellung von Steffen Menze. Als störend empfindet der Sozialdemokrat die oftmals auf dem Radschutzstreifen parkenden Personenkraftwagen und manche sich öffnende Autotür. „Ein Ausweichen auf dem Radfahrstreifen entgegen der Autofahrrichtung ist bei Fahrfehlern von Radlern oder Autofahrern zwischen Bordstein und Autospur kaum möglich.“ Somit könnten auf der Straße schnell Konflikte entstehen. Zwar habe sich im Zuge des „Mobilitätskonzeptes Altstadt“ die Situation für die Radfahrer etwas verbessert, zeitgemäße Betrachtungen der Radverkehrsführung seien aber nicht berücksichtigt worden. „Beide Straßen habe ich mit meinen Kindern im Fahrradanhänger bei stärker Verkehrsauslastung eher nicht befahren“, bemerkte Steffen Menze.
Abstand zur Autospur
Eine mögliche Lösung zur Behebung vieler dieser Gefährdungen hat die SPD-Fraktion jetzt vorgelegt: Die Ausnutzung des ursprünglich zweispurig angelegten Straßenausbaus. Unter Berücksichtigung der empfohlenen Sicherheitsabstände zwischen Radlern und den fahrenden oder parkenden Autos dürften Autos auf der sieben Meter breiten Straße derzeit nur etwa einem halben Meter breit sein. Aus dem Platzmangel ergeben sich Probleme für alle Beteiligten, die aus den häufig wechselnden Verkehrsflächen zwischen Rad- und Autoverkehr hervorgehen. Die Sozialdemokraten setzen mit ihrer Eingabe auf einen Zweirichtungsradweg, der durch einen Sicherheitstrennstreifen zusätzlichen Abstand zur Autospur erhält. Statt zwei einzelner Radverkehrsflächen könnte ein breiterer Radweg erreicht werden, der den Radlern ein sicheres Fahren ermögliche und die Sichtbarkeit des Radweges in Kreuzungsbereichen erhöhe. „Damit kann mehr Raum für überbreite Radanhänger und Lastenfahrräder geschaffen werden“, meinen die Sozialdemokraten. „Vorteile sind auch für Anwohner und Autofahrer zu erwarten“, betont der Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion Thomas Morfeld: „Geschützte Radverkehrsanlagen erhöhen die tatsächliche, aber vor allem auch die empfundene Sicherheit.“ Internationalen Studien zufolge könnte damit über eine verbesserte Sicherheit der Menschen auf dem Rad hinaus auch der Autoverkehr reduziert werden. „In jedem Fall werden durch eine eindeutigere Verkehrsführung viele gefährliche Situationen vermieden“, kommentiert Steffen Menze seine Überlegungen, bei denen er auch ähnliche Verkehrsregelungen im Ausland betrachtet hat. Was sich alles hinter den Anregungen für die „Lippstädter Fahrradmeile“ verbirgt, wollen die Sozialdemokraten an ihrem Informationsstand am kommenden Samstag, 4. September, von 10:00 bis 12:30 Uhr vor dem Rathaus erläutern.