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„Man lässt keinen Menschen ertrinken“

Gedenkveranstaltung für die Seenotopfer im Mittelmeer  

Es war der Tag der Menschenrechte, der am Donnerstagmittag vom Lippstädter Netzwerk für Frieden und Solidarität zum Anlass genommen wurde, an die Toten im Mittelmeer zu denken und zur Solidarität mit den Seenotrettenden aufzurufen. Dies erfolgte mit einer nachdenklichen Veranstaltung, bei der neben den Sprechern des Netzwerkes, Margot Bell und Michael Tack, mit dem stellvertretenden Bürgermeister Franz Gausemeier sowie den Theologen, Superintendent Dr. Manuel Schilling von der Evangelischen Kirche und Dechant Thomas Wulf von der Katholischen Kirche, auch Repräsentanten des öffentlichen Lebens auf dem Rathausplatz zugegen waren.

Deutliches Zeichen auf dem Rathausplatz: Von Schülerinnen und Schülern des Ostendorfgymnasiums wurde zum Tag der Menschenrechte in Lippstadt dieses Transparent mitgebracht.

Lob für die örtliche Politik

Margot Bell erinnerte zur Begrüßung an den Ausspruch der hannoverischen Pastorin Sandra Bils auf dem evangelischen Kirchentag im letzten Jahr in Dortmund: „Man lässt keinen Menschen ertrinken. Punkt.“ Aber noch immer würden Menschen bei ihrer Flucht über das Mittelmeer sterben, rügte die pensionierte evangelische Pfarrerin: „Und Europa schaut zu, macht die Grenzen dicht und ignoriert die Pflicht zur Seenotrettung. Und das, obwohl Seenotrettung eigentlich ein staatliche Aufgabe ist.“ Michael Tack betrachtete den Beschluss des Lippstädter Stadtrates vom 4. November 2019 zur Aktion „Seebrücke“, mit dem der Bürgermeister aufgefordert wurde, „der Bundesregierung anzubieten, dass die Stadt Lippstadt pro Jahr bis zu zehn zusätzliche Geflüchtete, die im Mittelmeer in Seenot geraten sind, aufnehmen kann und will“. Damit gehöre Lippstadt zu den mittlerweile mehr als 200 Städten, die sich zu sicheren Häfen erklärt hätten und bereit seien, „Menschen aus Not aufzunehmen“. Gustav Jasper und Finn Rengerst, Schüler der Europaschule Ostendorf-Gymnasium, betonten, dass in ihrer Schule selbstverständlich Kinder aus Dedinghausen und Angola, aus Liesborn und Afghanistan, aus Cappel und Griechenland sitzen, gut zusammenarbeiteten und zusammenhielten. Zudem hoben sie hervor, dass jedes Kind ein Recht auf Bildung und Ausbildung habe und betonen: „Kindergärten, Schulen, Sprachkurse und vor allem ein sicherer Aufenthaltsstatus sind wichtig, damit sie ruhig lernen können.“ Während sie den Verantwortlichen in der örtlichen Politik und Verwaltung bei der Problemlösung ein Lob aussprachen, forderten sie: „Europa darf natürlich auch noch besser werden.“  

„Tausende Boote falten“

Thomas Wulf schaute auf die Geburtsgeschichte Jesu sowie die Herbergssuche von Maria und Josef mit einem Blick auf jene Menschen, die vor Gewalt und Krieg fliehen und auch auf dem Weg nach einer sicheren Bleibe seien. Zugleich sah der Lippstädter Kirchenmann auf Papst Franziskus und seinen Besuch auf Lampedusa, mit dem der Pontifex an das Elend der dort strandenden oder im Meer ertrunkenen Migranten erinnert habe. Dies sei ein wichtiges Signal der Barmherzigkeit gewesen. Manuel Schilling, der nach eigenem Bekunden nach seiner Amtseinführung als Superintendent des Kirchenkreises Arnsberg-Soest, in diesem Jahr jetzt erstmals an einer solchen Veranstaltung in Lippstadt teilnahm, berichtete von drei Mails, die ihn unterhalb der Woche erreicht hätten. „Sie erzählen von Elend, Angst, Vereinsamung, Vernachlässigung, von Fürsorge, Solidarität, christlicher Nächstenliebe und Trauer“, sagte der frühere evangelische Pfarrer in Minden und sie machten in einem Brennspiegel deutlich, „worum es geht“. Diakonie-Pfarrer Peter Sinn trug ein Grußwort von Schülerinnen und Schülern aus dem Einführungskurs am Evangelischen Gymnasium in Lippstadt vor, das an dieser Stelle nur kurz angerissen werden kann: „Wir versammeln uns heute hier mit unserer Aktion `Tausende Boote falten´ im Gedenken an die ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer. Die Papierboote stehen für die Menschen, die 2019 im Mittelmeer ihr Leben verloren haben und die durch ein Schiff hätten gerettet werden können. An diesem Tag, dem 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, sollen diese Boote auf öffentlichen Plätzen zu sehen sein, auch hier in Lippstadt.“

Hans Zaremba  

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