Rollende SPD-Inspektion des Nahverkehrs
Wer die Eisenbahn nutzt, und dies sind in diesen Ferienwochen unzählige Fahrgäste, der hat meist viel zu erzählen. Jedoch häufig keine positiven Eindrücke, vielmehr wird von verspäteten und überfüllten Zügen berichtet. Unabhängig von diesen negativen Empfindungen des Bahnreisens wollte der Lippstädter SPD-Ortsverein jetzt mehr zu Bedingungen für den Nahverkehr in Lippstadt und in seiner Region erfahren.
Engagement von Pro Bahn
Dazu hatte der stellvertretende Vorsitzende und Leiter der Zukunftswerkstatt der Sozis in der Kernstadt und Cappel, Karl-Heinz Tiemann, eine rollende Verkehrskonferenz vorbereitet. Sie führte die Inspekteure, unter anderem mit den heimischen Parlamentariern im Bundestag, Wolfgang Hellmich, und Landtag, Marlies Stotz, der Kreistagsabgeordneten Susanne Helfrich und dem örtlichen Ratsmitglied Hans Zaremba, vom Bahnhof im Ortsteil Dedinghausen über Lippstadt nach Soest und zurück in die Stadt an der Lippe. Mit von der Partie war überdies der stellvertretende Landrat Dr. Günter Fiedler aus Geseke in seiner Funktion als Vertreter der Regionalgruppe Hellweg des im Vereinsregister erfassten Fahrgastverbandes „Pro Bahn“. Diese landesweite Institution ist ein gemeinnütziger und überparteilicher Verein mit sechs Regionalverbänden. „Pro Bahn“ erarbeitet Konzepte und Gutachten. Obendrein verhandelt „Pro Bahn“ mit den jeweiligen Entscheidungsträgern über die Zukunft von Bus und Bahn. Doch zurück zu den SPD- Checks: Bei der Auflistung der auf dem Bahnhof in Dedinghausen registrierten Mängel notierte Karl-Heinz Tiemann neben vielen anderen Punkten einen fehlenden Fahrkartenautomaten, Bahnsteige, die nicht barrierefrei sind, und das nicht Vorhandensein von Notrufsäulen. Ebenso die nicht gekennzeichneten und befestigten Kfz-Parkplätze. Immerhin würden nach einer Zählung aus 2016 in Dedinghausen von Montag bis Freitag rund 300 Fahrgäste erfasst. „Für dringend erforderlich wird in Dedinghausen die Schaffung von verschließbaren Unterstellplätzen für Fahrräder gehalten“, stellte der Inspektionsleiter der SPD fest.
Blick auf Zahlen und Fakten
Als positiv wurde die am Lippstädter Bahnhof errichtete Radstation mit der Fahrradwerkstadt und -verleih empfunden, die jedoch aufgrund der hohen Inanspruchnahme derweil an ihre Grenzen gelangt ist. Beanstandet wurde, dass in Lippstadt – anders als in Soest – keine Schließfächer für die Aufbewahrung von Gepäck vorhanden sind und genauso konnte die Gruppe um Fiedler und Tiemann keine Touristik-Tafel mit den Angaben von Knotenpunkten sichten, die Radwegverbindungen und ähnliches in der größten Stadt im Kreis anzeigt. Für absolut renovierungsbedürftig wurden die Toilettenanlagen angesehen. „Das reicht von einer nicht ausreichenden Reinigung bis zur Zweckentfremdung des Behinderten-WC als Lagerraum“, protokollierte Tiemann. Auch auf dem Bahnhof in Lippstadt konnten von den Kontrolleuren aus der SPD keine Notrufsäulen gefunden werden. Zudem wurde von ihnen eine Ausweitung von Sitzgelegenheiten auf den Bahnsteigen empfohlen. Ein Ärgernis bleibe der Aufzug auf dem Gleis 2, der oftmals nicht funktioniere. Bemängelt wurde außerdem, dass in der Bahnunterführung die Hinweisschilder zu den Gleisen nicht gut sichtbar seien und der Tunnel unter den Gleisen im Ganzen unfreundlich und nichtssagend wirke. Die Anregung aus der Gruppe waren Lippstadt-Plakate mit Informationen und Entfernungsangaben zu den naheliegenden Zielen wie die Einkaufsmeile, Hella Globe, Jakob-Koenen-Straße, Woldemei und dem Südertor-Park. Als überfällig wurde bei der Besichtigung die von den Sozialdemokraten schon länger geforderte Verlegung des Bushalteplatzes auf die Seite des Zugbahnhofs bezeichnet. Günter Fiedler wartete mit der Information auf, dass in Lippstadt von montags bis freitags täglich um die 100 Halte von Zügen zu vermerken seien, für die von den Betreibern – die Eurobahn und Abellio – eine Gebühr von 6.40 Euro pro Halt an die Deutsche Bahn AG zu entrichten sei. Diese Einnahmen – jedoch nicht in voller Höhe – setze der Bahnkonzern für Personal, Betrieb und Instandsetzung ein. Überdies seien jährlich Rücklagen für größere Maßnahmen zu bilden. Ob die vereinnahmten Gelder allesamt auch für den Lippstädter Bahnhof verwendet werden, war bei der rollenden SPD-Verkehrskonferenz nicht zu ermitteln.
Eurobahn in der Kritik
Zu einer ersten Auswertung ihrer Nachforschungen trafen sich die aus Lippstadt angereisten Inspekteure der SPD mit ihren Genossinnen und Genossen aus Soest, wo sie gleichfalls die Situation auf dem örtlichen Bahnhof in den Fokus nahmen. Ein Blick wurde auch auf die Eurobahn geworfen, die einen Großteil des Nahverkehrs in der heimischen Region bewerkstellige. Ein erheblicher Kritikpunkt in diesen Zügen seien die Toiletten, die oftmals wegen ihrer unregelmäßigen Entleerung gesperrt würden. Unter der Hand gestehe das Personal der Eurobahn ein, dass es sich hier um eine wiederholende Pflichtverletzung handele. Nutzer der Eurobahn berichteten, dass sie diese Pflichtverletzung des Bahnbetreibers schon seit zwei Jahren beobachteten. Übrigens: Ein Vorgang, der bisher bei der Abellio, nicht zu erkennen war.
Hans Zaremba