Archiv der sozialen Demokratie in Bonn auch Dienstleister
Das Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn-Bad Godesberg gehört bei den Vorbereitungen des Lippstädter SPD-Ortsvereins für die Erstellung seiner Publikation zum 100jährigen Bestehen in 2021 mit zu den vielen Fundstellen der aufwendigen Recherchen. Für Karl-Heinz Tiemann und Hans Zaremba, die federführend das Projekt zum runden Geburtstag der örtlichen SPD-Gliederung begleiten, war somit ihr Besuch in der SPD-nahen Stiftung zum 50jährigen Jubiläum des Archivs der Arbeiterbewegung eine willkommene Gelegenheit, sich mit etlichen Experten über ihre Arbeit auszutauschen.
Aufbewahrungsort für Forschungszwecke
Vom ehemaligen Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz (1994-2013), Kurt Beck, wurde in seiner Ansprache in Bonn als Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung die Bedeutung des Aufbewahrungsortes der politischen Stiftung für die Erhaltung des gedruckten und nicht gedruckten kulturellen Erbes „als kollektives Gedächtnis der Arbeiterbewegung“ herausgestellt. Zudem erinnerte der frühere Bundesvorsitzende der SPD (2006-2008) an seinen Vorgänger auf der Brücke seiner Partei, den späteren Bundeskanzler Willy Brandt, der im Juni 1969 das Archiv der sozialen Demokratie mit den Worten „Dieses Archiv, für dessen Errichtung ich mich als Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands nachdrücklich eingesetzt habe, versteht sich zunächst als Sammelstelle von Quellenmaterial zur Geschichte der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung. Es soll darüber hinaus Forschungen anregen und selber betreiben“ eröffnet hatte. Bei seiner Gründung vor einen halben Jahrhundert bestand das Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung vorwiegend aus den Dokumenten und der Bibliothek der Bundes-SPD. Unterdessen ist der Kreis der in Bonn eingelagerten Bestände weit über die Materialien über die SPD hinausgewachsen. Deponiert wurde auch Schriftgut der 1919 entstandenen Arbeiterwohlfahrt. Inzwischen befinden sich hier ebenso verstärkt Nachweise der deutschen und internationalen Gewerkschaften, wie der internationalen Transportarbeiter Föderation (ITF), des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und der Industriegewerkschaft Metall (IGM). Sie bilden derweil neben den SPD-Parteiakten die zweite große Säule der Organisationsregistraturen der Stiftung in der einstigen Bundeshauptstadt.
Gewerkschaften und Sozialdemokratie
Die enge Verbindung zwischen den Gewerkschaften und der Sozialdemokratie wurde beim Festakt zum Archiv-Geburtstag durch die Anwesenheit der von 1982 bis 1994 amtierenden Vorsitzenden damaligen Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), Dr. Monika Wulf-Mathies, und des SPD-Schatzmeisters Dietmar Nietan als Verantwortlicher für die Geschichtspolitik des SPD-Parteivorstandes im Berliner Willy-Brandt-Haus unterstrichen. In einer von Ann Kathrine Maier geleiteten Podiumsrunde, an der auch Kerstin Schoof vom Max-Planck-Institut in Frankfurt und Ralf Jacob als Bundesvorsitzender der deutschen Archivare mitwirkten, bezeichneten die Gewerkschaftlerin und der SPD-Bundestagsabgeordnete das Archiv der sozialen Demokratie als „Akteur der politischen Bildung“. Sie ist eine der Kernaufgaben der am 2. März 1925 – wenige Tage nach dem Tod ihres Namensgebers, des Reichspräsidenten Friedrich Ebert – gegründeten Stiftung. Den reichhaltigen Fundus in den Kellern der Stiftung bilden auch die Nachlässe von verstorbenen und noch lebenden Persönlichkeiten der Gewerkschaften und Sozialdemokratie. So unter anderem von Egon Bahr, Willy Brandt, Ernst Breit, Otto Brenner, Herta Däubler-Gmelin, Willi Eichler, Fritz Erler, Peter Glotz, Katharina Focke, Heinz Kluncker, Hans-Ulrich Klose, Hans Koschnick, Heinz Kühn, Ferdinand Lassalle, Jo Leinen, Paul Levi, Rosa Luxemburg, Karl Marx, Andrea Nahles, Johannes Rau, Annemarie Renger, Walter Riester, Rudolf Scharping, Philipp Scheidemann, Carlo Schmid, Helmut Schmidt, Olaf Scholz, Martin Schulz, Kurt Schumacher, Carl Severing, Heide Simonis, Hans-Jochen Vogel und Herbert Wehner.