Sozialdemokraten befassen sich mit der Digitalisierung
Die neue Zeit der Digitalisierung bringt vielerlei Herausforderungen für jeden Menschen mit sich. Für den Lippstädter Karl-Heinz Tiemann, Organisator eines von der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) zu diesem Thema durchgeführten Seminars, ist beispielsweise die Sprache und Ausdrucksweise für die Beschreibung von Aspekten der digitalen Entwicklung nicht ohne das zugehörige digitale Vokabular denkbar“
Neue Begrifflichkeiten
„Viele neue Begrifflichkeiten müssen wir verstehen lernen, damit wir mitreden können“, fasste der stellvertretende Vorsitzende des Lippstädter SPD-Ortsvereins seine Eindrücke nach dem zweitägigen Treffen im Quality-Hotel zusammen. Um ein besseres Verständnis für die neue digitale Welt zu bekommen, besuchten fünfzehn Sozis aus der Stadt an der Lippe und den benachbarten Kreisen Warendorf und Paderborn die Bildungsveranstaltung der FES in Lippstadt. Die Dokumentation „Schöne neue Welt – wie Silicon Valley die Zukunft bestimmt“ von den ZDF-Journalisten Claus Kleber und Angela Andersen wurde am ersten Seminartag ausführlich und kritisch unter die Lupe genommen. „Aus einem Tal bei San Franzisco kommt ein Tsunami von Innovationen in die Welt. Er wird sie grundstürzend verändern“, stellt der Moderator des abendlichen ZDF-Magazins „heute journal“, Kleber, zum Beginn des Films heraus. Und: KI (Künstliche Intelligenz) bedeute Wissensarbeit, die von lernenden Maschinen erledigt werde. Der ZDF-Streifen vermittelt weiter, dass Forscher von Google in Silicon Valley an der Entwicklung des autonomen Fahrens mitgewirkt haben. Heute arbeiteten sie an der Möglichkeit, jeden einzelnen Gedanken zu speichern und alle menschlichen Gehirne zu verknüpfen, um jederzeit und unmittelbar in Echtzeit auf alle gedachten Informationen zugreifen zu können. „Sie wollen unser Gedächtnis automatisieren und versprechen sich davon einen Mehrwert“, erklärte Karl-Heinz Tiemann.
Virtuelle Realität
Die Virtuelle Realität werde die Bildung und die Medizin revolutionieren. Mit Künstlicher Intelligenz (KI) sollen Röntgen- und MRT-Bilder schneller gelesen und bessere Diagnosen erstellt werden. Dazu stelle sich nach Auffassung von Tiemann zwangsläufig die Frage: „Was wird aus den Ärzten, Rechtsanwälten, Piloten, deren Arbeit künftig Maschinen übertragen werden? In der Bio-Technologie werde der Gen-Code des Menschen zur Bekämpfung von Krankheiten verändert. Das Ziel sei die Bekämpfung von Krankheiten, wie Alzheimer und Parkinson. „Was passiert aber, wenn Bio-Technik mit ihren ungeahnten Möglichkeiten in falsche Hände gerät?“ Crowdworking bringe die Verlagerung von Arbeit auf unzählige Menschen in der ganzen Welt ohne gewerkschaftliche Einflussmöglichkeiten und ohne vernünftige Regeln. Durch den Einsatz von KI und Roboter sollen die Menschen von Arbeit entlastet werden. Dadurch ergeben sich für den Lippstädter Sozialdemokraten weitere Fragen: „Kann die gewonnene persönliche freie Zeit für Fortbildung und Freizeitgestaltung genutzt werden? Überfordert die digitale Revolution die Menschen? Wann sagen wir stopp? Kann die Sozialdemokratie dafür sorgen, dass gute Bildung für Alle realisiert wird? Können wir die Kitas und Schulen mit modernen Gebäuden, mit qualifiziertem Personal und bestem Material ausstatten?“ Für Tiemann steht fest: „Wir wollen die Zukunft aktiv mitgestalten.“ Fragen zu neuen (prekären) Arbeitsverhältnissen und zu den voraussichtlich wegfallenden Arbeitsplätzen bedürfen einer Antwort. „Ein garantiertes Mindesteinkommen für jene, die hinter der Entwicklung zurückbleiben und keinen Job bekommen, von dem sie leben können, wäre eine mögliche Lösung.“ Deutlich wurde bei der Zusammenkunft in der Herberge an der Lippe das Interesse auch an weiteren Seminaren in Lippstadt. Sicherlich auch ein Verdienst von Florian Dohmen, Diplom-Ökonom aus Duisburg und Lehrbeauftragter an der Westfälischen Hochschule, der es als Referent verstand, durch die Veranstaltung im Lippstädter Quality Hotel kompetent zu führen.
Hans Zaremba