Fans des BVB und des HSV hatten einen schweren Nachmittag
Bislang dienten die Treffen beim „Fußball auf dem Sofa“ für die Mitglieder des SPD-Ortsvereinsvorstandes an der Lippe als eine willkommene Ablenkung von den politischen Themen, zuletzt in der Phase der innerparteilich umstrittenen Neuauflage der Groko im Bund. Doch von Entspannung war am Samstag vor Ostern für das Lippstädter Ensemble der Serie „Sofa United“ nicht viel zu spüren, als die AnDa-Medien aus Berlin für den paneuropäischen Sender „Eurosport“ mit Daniel Becht als Redakteur und Daniel Gabele hinter der Kamera zugegen waren.
Bitterer Abend
Die Fernsehleute aus der Hauptstadt hatten ihre Tour nach Westfalen angetreten, um die Emotionen der Lippstädter Sozialdemokaten und begeisterten Fußballfreunde bei der im Bezahl-Fernsehen übertragenen Bundesligakonferenz am Nachmittag von den Schauplätzen in Hoffenheim (gegen Köln), Gelsenkirchen (Freiburg), Leverkusen (Augsburg), Hannover (Leipzig) und Stuttgart (Hamburg) und beim abendlichen Treffen in München (mit Dortmund als Gast) in Bildern und Worten einzufangen. Für den evangelischen Pfarrer Dietmar Gröning-Niehaus, ein in der Wolle gefärbter BVB-Anhänger, sowie der Gesamtschullehrerin Christine Goussis und dem pensionierten Architekten Karl-Heinz Tiemann, zwei bekennende HSV-Sympathisanten, war es ein bitterer Spieltag angesichts der ernüchternden Ergebnisse ihrer Clubs in München (mit der 6:0-Demütigung des BVB) und Stuttgart (wo es für den Dino nur zum faden 1:1 reichte). Speziell für den aus Dortmund stammenden Theologen war es ein bitterer Abend, als er die Schmach seiner Borussia an der Isar auf dem Bildschirm verfolgen musste. Einen kleinen Trost für den Mann vom kirchlichen Bodenpersonal hatte aber der Erzrivale aus Gelsenkirchen parat, als die Knappen mit ihrem 2:0 gegen Freiburg den Plan der Bayern, in der eigenen Arena vorzeitig die Meisterschaft 2018 zu feiern, durchkreuzten. Ansonsten gab es für den Gefährten der schwarzgelben Gemeinde von den „Optimisten“ in Lippstadt nicht viel zu lachen.
Quälender Nachmittag
Ob dem Kassenwart des Lippstädter SPD-Ortsvereins die Pläne des Borussen-Bosses Hans-Joachim Watzke, zur Verstärkung der Führungscrew an der Strobelallee (Matthias Sammer als externen Berater und Sebastian Kehl für die Lizenzspielerabteilung zu holen) verzückt haben, war für den Beobachter nicht zu erkennen. Aufreibend war es für die heimischen HSV-Freunde, dass die Hanseaten trotz eines Führungstreffers beim VfB nicht mit dem dringend benötigten Dreier vom Neckar an die Alster zurückkehren konnten. Die Ratsfrau und der sachkundige Bürger aus der SPD-Ratsfraktion wollen nach diesem quälenden Nachmittag ihre Equipe nach dem selbstbewussten Auftritt in Bad Cannstatt noch nicht als Absteiger sehen. Sie werden sich wohl erst damit abfinden, wenn der Spielplan 2018/19 für den HSV tatsächlich zweimal das Stadtderby gegen den Kiezclub FC St. Pauli beinhalten wird.
Demokratischer Beschluss
Doch über das aktuelle Geschehen in den Stadien hinaus bewegte das Trio im Wohnzimmer von Karl-Heinz Tiemann auch Fragen rund um die Bundesliga. Dazu gehörte auch die 50+-Regel, die den mehrheitlichen Erwerb der ausgegliederten Kapitalgesellschaften deutscher Fußballvereine durch Investoren verbietet. Kritisch betrachtet wurde vor allem das Verhalten des früheren Nationalkickers und heutigen Vorstandschefs des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge. Der 62jährige hatte nach der Entscheidung der DFL (Deutsche Fußballiga) kräftig gegen die Befürworter der in Frankfurt bestätigten Norm (insbesondere hatte der frühere Lippstädter Fußballer den Manager Andreas Rettig vom Zweitligisten St. Pauli und die DFL-Spitze mit Reinhard Rauball aus Dortmund als deren Präsident im Visier) ausgeteilt. Begrüßt wurde auf dem Lippstädter Kanapee die Antwort von Hans-Joachim Watzke vom BVB („Was an einem demokratisch herbeigeführten Beschluss so schlimm sein soll, das weiß ich nicht. Wir müssen aufpassen, dass wir die Bundesliga nicht so sehr spalten, wie sich gerade die deutsche Gesellschaft zu spalten scheint“) auf die Auslassungen seines Kollegen aus der Säbener Straße in München.
Hans Zaremba