Sport in der Kommune – von Hans Zaremba
Mit der „Zumtobel Group Lounge“ im legendären Stadion des BVB 09 in Dortmund hatte die Kommunalakademie der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) für ihr Forum „Heimsieg für das Ehrenamt. Sport in der Kommune“ einen eindrucksvollen Rahmen bestimmt. Aus Lippstadt hat dieses Treffen mit einem ausgewählten Kreis vom Kommunalpolitikern der örtliche Ratsherr Hans Zaremba beobachtet.
Amateursport
Bei der Begegnung in der westfälischen Metropole, die mit einer Führung durch den an Bundesligaspieltagen der Schwarzgelben mit über 80.000 Zuschauern fast immer ausverkauften Fußballtempel an der Strobelallee startete, war für ein Impulsreferat auch der Hausherr, der Doppel-Präsident von Borussia Dortmund und der Deutschen Fußball-Liga (DFL), Dr. Reinhard Rauball, zugegen. Mit dem nach seinen vorherigen zwei Amtszeiten (1979 bis 1982 und 1984 bis 1986) im November 2004 auf dem Höhepunkt der damaligen Finanz- und Existenzkrise des Traditionsvereins zum dritten Mal auf dem Stuhl des BVB-Präsidenten berufenen Juristen hatte der Veranstalter einen vehementen Verfechter für das Ehrenamt gewinnen können. „Ich bin seit 1960 aktives Mitglied in einem Dortmunder Amateurverein, war mit 25 Jahren neben dem aktiven Sport dort Jugendleiter“, hatte der 70jährige Fußballfunktionär in seinem Plädoyer zur Notwendigkeit des Ehrenamtes im Fußball herausgestellt und unterstrich: „Ich weiß, wie wichtig es ist, das Ehrenamt zu erhalten, das ein wichtiger Kitt für unsere Gesellschaft ist. Ich glaube, nachgewiesen zu haben, dass ich ein ehrliches Herz für den Amateursport habe.“
Wirtschaftsfaktor
Dass der Fußball mehr sei, als nur das „Spiel von Millionären in kurzen Hosen“ betrachtete der DFB-Vizepräsident unter anderem am Beispiel des Blindenfußballs, der seit dem Sommer 2006 in Deutschland praktiziert und trainiert werde. Ebenso hob der Sozialdemokrat die Bedeutung des Sportes mit dem runden Leder für die Integration hervor, wobei er auf das Projekt „Willkommen im Fußball“ in Dortmund blickte. Dort treffen sich jeden Mittwoch 20 bis 25 Geflüchtete, angeleitet von Trainern der BVB-Fußballschule und des TSC Eintracht, um gemeinsam Fußball spielen. Auch die Problematik der öffentlichen Sicherheit und Ordnung bei Bundesligaspielen und die im Mai vor dem Verwaltungsgericht in Bremen verhandelte DFL-Klage gegen Gebührenbescheide des Bundeslandes für Polizeieinsätze rund um das Weserstadion griff der in Herdecke wohnende Rechtsanwalt auf und erklärte: „Öffentliche Sicherheit und Ordnung herzustellen, kann nicht davon abhängig sein, wer dafür bezahlt und wer nicht.“ Immerhin würden die Bundesligisten auch erhebliche Abgaben aus ihren Umsätzen an die öffentliche Hand abführen. Der Vorwurf, der Sport würde seine Gewinne einstreichen, aber die Kosten auf die Allgemeinheit umlegen, sei nicht haltbar. Und der Profifußball in Deutschland sei per se ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, der erhebliche Steuereinnahmen generiere. Zudem würden die Fußballvereine viele Anstrengungen gegen Gewalt im Stadion durch ihre Fanprojekte unternehmen. So unterhalte der BVB ein Lernzentrum, das sich mit Fragen mit Fragen zur Zivilcourage und Gewaltprävention beschäftige und fortwährend von vielen Schulklassen aus der Region besucht werde.
Kooperationsverbot
Neben eloquenten Fußballpräsidenten hatte die älteste politische Stiftung in Deutschland mit dem Bundestagsabgeordneten aus dem benachbarten Kreis Warendorf, Bernhard Daldrup, einen weiteren versierten Referenten zur Einführung in ihr Thema über die „Rolle des Ehrenamts im Sport und dessen Förderungsmöglichkeiten durch die Kommune“ verpflichtet.
Als bekennendes BVB-Mitglied hatte der Sendenhorster, der seit 2003 auch der Landesgeschäftsführer der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) in Nordrhein-Westfalen ist, im ehemaligen Westfalenstadion gleichfalls ein Heimspiel. Für den 61jährigen kommunalpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion geht die „Wirkung des Sportes über den Rasen und Halle hinaus“ und ebenso sei für ihn „ohne Amateure kein Spitzensport vorstellbar“. Konkret sprach sich der ehemalige Amtsleiter für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung Beckum Rathaus (1991 bis 2003) für eine Lockerung der Kooperationsverbotes aus, um die Kommunen mit Investitionen in Bildungseinrichtungen und somit auch den Schulsport unterstützen zu können. „In Brücken und Straßen kann der Bund investieren – aber nicht in die Schulen unserer Kinder“, bemängelte der seit 2013 dem Bundestag angehörende Politiker die gegenwärtige Situation und forderte: „Der Bund muss Möglichkeiten haben, Finanzbeziehungen zu den Kommunen aufnehmen zu können“. Kritisch beäugte der Vorsitzende des Warendorfer SPD-Kreisverbandes die Maßnahme der neuen Landesregierung in Düsseldorf, den Sport nicht – wie bislang – in einem Ministerium anzusiedeln, sondern der Staatskanzlei einzuverleiben. Diese Entscheidung müsse für den Stellenwert des Sportes mit seinen mehr als fünf Millionen Mitgliedschaften in rund 19.000 Sportvereinen als die größte zivilgesellschaftliche Kraft zwischen Rhein und Weser nicht zwangsläufig vorteilhaft sein.
Anregungen
Von der Dortmunder Gesprächsrunde, die vom geschäftsführenden Vorstandsmitglied der FES, Dr. Roland Schmidt, eröffnet und von der Leiterin der Kommunalakademie der in Bonn beheimateten Stiftung, Anne Haller, moderiert wurde, gingen eine Fülle von Anregungen für die Sportpolitik in den Gemeinden und Städten aus. Auffallend war auch die Anzahl der Bürgermeister aus Nordrhein-Westfalen beim kommunalen Dialog der FES in der Revierstadt. Bemerkenswert waren die unterschiedlichen Modelle der Sportförderung in den von ihnen repräsentierten Gemeinden und Städten. Mit Blick auf die gegenwärtige Situation in Lippstadt, wo nach dem ersten Kunstrasenplatz am Lipperbruchbaum derzeit in Lipperode eine zweite Anlage dieser Art entsteht, war zu vernehmen, dass Sportplätze mit einem Kunststoffteppich in den Kommunen in Nordrhein-Westfalen stark im Kommen sind. Eine Entwicklung, die sich trotz der hohen Kosten von etwa 500.000 Euro für manche Anlagen immer mehr durchsetze. Doch ohne die Unterstützung aus den kommunalen Kassen und von Sponsoren dürfte mancher Kunstrasenplatz für viele Amateursportvereine kaum Wirklichkeit werden.