Ein Rückblick von Hans Zaremba
Bei der Lesung mit dem früheren Bonner Büroleiter und späteren Berliner Chefkorrespondenten der Publikation „Die Zeit“, Gunter Hofmann, aus dessen Werk „Willy Brandt und Helmut Schmidt – Geschichte einer schwierigen Freundschaft“ am kommenden Donnerstag in der Thomas-Valentin-Stadtbücherei wird auch Franz Müntefering als Moderator dabei sein. Mit diesem Beitrag erinnert der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba an die in den vergangenen vier Jahrzehnten erfolgten vielen Lippstadt-Besuche des langjährigen SPD-Spitzenpolitikers, der als exzellenter Kenner des Wirkens der beiden Bundeskanzler aus der Zeit der sozial-liberalen Bonner Koalition und international anerkannten großen Staatsmänner gilt.
Bedeutender Politiker
Der aus dem benachbarten Sauerland stammende frühere Vizekanzler und vormalige SPD-Bundesvorsitzende Franz Müntefering ist wohl der Sozialdemokrat, der so oft wie kaum ein anderer bedeutender Politiker in den letzten vierzig Jahren zu Terminen in Lippstadt weilte. Die Zeit der Begegnungen der örtlichen Sozialdemokraten mit dem ursprünglich in Sundern im Hochsauerlandkreis als Kommunalpolitiker aktiven Franz Müntefering reicht bis in die Ära des heutigen Ratsmitglieds Karl-Heinz Brülle als Juso und in die Phase des Aufbruchs des SPD-Nachwuchs von einer als brav und angepassten Parteijugend hin zu einem linken politischen Verband. Der Bogen der Auftritte des am 16. Januar 1940 im heute zu Arnsberg gehörenden Neheim-Hüsten geborenen SPD-Urgesteins in Lippstadt erstreckt sich vom Frühjahr 1976 bei seiner Kandidatur für den Bundestag im damaligen Wahlkreis Arnsberg-Soest, wozu auch das 1975 im Zuge der kommunalen Neuordnung in die Stadt Lippstadt eingegliederte Eickelborn zählte, bis in den März 2012, als er zum Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung zur demographischen Entwicklung im „Kasino“ erschienen war. Dazwischen liegen unzählige Visiten des 1991 in Bremen zum ersten Mal in den SPD-Bundesvorstand gewählten Politikers in der größten Stadt im Kreisgebiet. Insbesondere von 1976 bis 1978 war er bei etlichen öffentlichen Veranstaltungen in Lippstadt, wo Franz Müntefering als Betreuer des damals verwaisten heimischen Bundestagswahlkreises die SPD-Interessen vertrat. Zudem war er auch stets bei den örtlichen SPD-Treffen ein gern gesehener Referent.
Verantwortlicher Vormann
Auch als Landesminister für Arbeit, Gesundheit und Soziales im Kabinett von Ministerpräsident Johannes Rau (Dezember 1992 bis November 1995) führte ihn oft der Weg nach Lippstadt. Nach dem SPD-Bundesparteitag im November 1995 gab Franz Müntefering sein Ministeramt in Düsseldorf auf und kehrte als SPD-Geschäftsführer in die Bundespolitik zurück. In dieser Eigenschaft gehörte er 1996 zur Schar vieler prominenter Sozis, die zum 75jährigen Jubiläum des SPD-Ortsvereins nach Lippstadt gereist waren. Aus dem erfolgreichen Manager des Bundestagswahlkampfes von 1998 wurde der Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Allerdings nur für ein knappes Jahr, weil im Herbst 1999 die SPD ihn wieder für ihre Organisation benötigte und im Dezember 1999 auf ihrem Bundesparteitag zum ersten Generalsekretär in ihrer Geschichte wählte. Zudem war er 1998 nach dem Rückzug von Johannes Rau als Landesvorsitzender auch Chef der NRW-SPD geworden, was er bis in den Herbst 2001 blieb. Der Bundesgeneral und Landesvorsitzende der SPD, Franz Müntefering, war am 1. Mai 2001 der Hauptredner am Tag der Arbeit auf dem Lippstädter Rathausplatz. Dies zur großen Freude der heimischen Sozialdemokraten, von denen etliche seit vielen Jahren traditionell enge Kontakte zu den Gewerkschaften pflegen. Als im Frühjahr 2004 Bundeskanzler Gerhard Schröder den SPD-Parteivorsitz aufgab, wurde Franz Müntefering auf einem Sonderparteitag zum neuen SPD-Parteichef gewählt. In dieser Funktion kam der von 2002 bis 2005 auch als Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion verantwortliche SPD-Vormann im August 2004 zur Unterstützung der lokalen SPD im Kommunalwahlkampf erneut nach Lippstadt. Ein Programmpunkt war die Besichtigung der Produktionsabläufe im Unternehmen „Rothe Erde“. 2007 war der gelernte Industriekaufmann bereits zwei Jahre Vizekanzler der zweiten Großen Koalition und im Straßenwahlkampf der SPD-Landratskandidatin Ulrike Gilhaus in die Lippstädter Fußgängerzone gekommen.