Spaziergang der SPD mit Wolfgang Schulte Steinberg
In diesem Jahr hatte Wolfgang Schulte Steinberg für den von ihm seit zwei Jahrzehnten organisierten sommerlichen Stadtbummel der SPD das Nicolaiviertel in den Mittelpunkt gerückt und wiederum einige interessante Begebenheiten aufgezeigt, die etlichen Spaziergängern noch unbekannt waren. Dabei erfreute sich diese Veranstaltung des Lippstädter SPD-Ortsvereins von neuem eines großen Zuspruches, was die über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – unter denen sich auch Gäste aus Delbrück, Erwitte und Letmathe und eine heute auf Malta lebende frühere Lippstädterin befanden – dokumentierten.
Villa in der Kolpingstraße
Die Besichtigung eines besonderen Gebäudes gehört traditionell zu den vom ehemaligen Ratsherrn gestalteten Streifzügen. Diesmal war es eine Villa in der Kolpingstraße, die einst die Redaktion einer örtlichen Zeitung beheimatete und bis vor zehn Jahren noch bewohnt war. Mehr über den Baustil dieses Hauses, das vom Architekten Heinrich Markmann geschaffen wurde und bis vor zehn Jahren noch bewohnt war, vermittelte der Wandergruppe der Ehrenvorsitzende des Heimatbundes, Hans Christoph Theodor Fennenkötter. Der langjährige Schriftleiter der „Lippstädter Spuren“, in deren Reihe viele Publikationen zur wechselvollen Geschichte von Lippstadt veröffentlicht wurden, unterstützte am Dienstagabend den SPD-Stadtführer bei seiner Expedition. Der vor wenigen Wochen vom Rat für die Überreichung des Ehrenringes der Stadt Lippstadt benannte Heimatfreund stellte unter anderem heraus, dass der Baumeister der Villa, in der sich gegenwärtig eine riesige Baustelle ausgebreitet hat, in Lippstadt noch weiteren Gebäuden seinen architektonischen Stempel versehen hat. So sind auch das an der Mastholter Straße gelegene Ausfluglokal „Kranenkasper“, das Cafe Wetekamp in der Cappelstraße und die Villa Linhoff in der Ostendorfallee drei Bauwerke, die der Regie des 1852 in Dortmund geborenen und 1927 dort verstorbenen Architekten entstanden.
Nicolaikirche in der Klosterstraße
Von der Kolpingstraße führte der Weg in das älteste Bethaus der Stadt, in die Nicolaikirche. Auch hier war es wieder der Heimatkenner Fennenkötter, der über die facettenreiche Vergangenheit der katholischen Pfarrkirche erzählte und bis in die Phase der Reformation schaute. Dabei hob er auch jene Zeit hervor, als die Turmräume der heutigen katholischen Pfarrkirche in der Stadtmitte noch den durchziehenden Pilgern ein Nachtquartier boten. Zudem berichtete er, dass 1802 das bis dato im Besitz der evangelischen Kirche befindliche Gotteshaus der inzwischen durch Zuzüge aus dem Umland stark gewachsenen katholischen Gemeinde überlassen wurde. Auch die Eigenarten der Architektur des Gotteshauses sprach der frühere Chef des Heimatbundes an.
Stationen im Nicolaiweg
Der einstige Kommunalpolitiker Schulte Steinberg, der seit den 1980er Jahren im Nicolaiweg wohnt, führte die Gruppe auch zu jenem Haus mit der Nummer 33, das von ihm weitgehend allein als „Hobby-Restaurator“ freigelegt wurde und 2009 in der Phase seines Umbruchs bereits einmal eine Station eines der von ihm gestalteten Rundgänge war. Dort konnten sich die Teilnehmer einen unmittelbaren Eindruck über das derweil vermietete Wohnhaus verschaffen, das sich gut in das Ensemble mit den anderen vorhandenen reizvollen Fachwerkgebäuden einpasst. Ebenso blickte die Gruppe in den Hof von Jutta Jordan, die im Nicolaiweg an der Ecke zur Cappelstraße ein Haus besitzt, auf dessen Grundstück sich die erste Lippstädter Tankstelle befunden haben soll und wo sie gerne ein generationenübergreifendes Reparaturkaffee errichten möchte.
Schmiede in der Hospitalstraße
Viele Lippstädter ist nicht bewusst, dass in der Hospitalstraße noch eine klassische Schmiede besteht und in der die Brüder Krabel, Karsten als Betriebsinhaber und Andreas als Betriebsleiter, ihren Beruf ausüben. Die beiden Handwerker erläuterten bei loderndem Schmiedefeuer den beeindruckten Gästen die Palette ihrer Tätigkeiten, die sich von Fenstergittern bis zum Metallbau erstrecken und vornehmlich für Privatkunden ausgeführt werden.
Abschluss in einer Kultkneipe
Zum Abschluss kehrten die über 50 Damen und Herren in die Gaststätte „Zum Güterbahnhof“ ein, die von Schulte Steinberg zutreffend als echte „Kultkneipe“ charakterisiert wurde und in der sich die Spaziergänger bei kühlen Getränken und leckeren Schnittchen noch einige Stunden über das gerade Erlebte austauschten. Das im ‚Güter‘ verkehrende Publikum beschrieb vor einigen Jahren das Lippstädter Szenemagazin ‚Blicker‘ wie folgt: ‚Es kommt ein liebenswerter Haufen vom Punker bis zum Akademiker. Einige verkörpern sogar beides und sind punkige Akademiker: Kein Einzelfall ist etwa der Typ, den viele immer für nichts als einen abgedrehten Szene-Freak hielten, bis sich irgendwann herumsprach, dass er jetzt seinen Doktor in Mathematik gemacht hat.‘ Auch heute, wo die Geschwister Theo und Chrisu Nastopoulos das Gasthaus bewirtschaften, hat diese Pinte am Rande des Nicolaiviertels nichts von seinem ansprechenden Charme eingebüßt.
Hans Zaremba