Rückblick in das Jahr 1976 von Hans Zaremba
Für viele der in den 1970er Jahren in die SPD eingetretenen Mitglieder war Willy Brandt die politische Identifikationsfigur schlechthin. Mit ihm, der am 8. Oktober 1992 in Unkel am Rhein verstorben ist, verbanden die vor vier Jahrzehnten in die Sozialdemokratie kommenden Frauen und Männer die Erwartung auf innenpolitische Reformen und eine Öffnung der deutschen Politik zum Osten. An den Besuch des langjährigen Parteichefs in Lippstadt heute vor vierzig Jahren – am Samstag, 10. Juli 1976 – erinnert dieser Artikel,
Zugpferd
Der Abstecher von Willy Brandt nach Lippstadt im Sommer 1976 war nach seiner Visite aus dem Frühjahr 1970 sein zweiter Auftritt an der Lippe. Vor vierzig Jahren führte ihn die Tour im Bundestagswahkampf in den AWO-Kindergarten in der Schlehenstraße. Der SPD-Parteivorsitzende war zwar nicht mehr Kanzler (davon war er infolge der Bespitzelung durch einen Stasi-Agenten am 6. Mai 1974 zurückgetreten), aber immer noch ein Politiker mit hohem Ansehen und weiterhin ein Zugpferd der SPD. Davon profitierten im Wahlkampf 1976 gleichermaßen auch der im Mai 1974 zum Amtsinhaber im Bonner Palais Schaumburg aufgestiegene Helmut Schmidt und der Lippstädter Parlamentarier Engelbert Sander.
Premiere
Bei seiner Einkehr in die heute zum AWO-Familienzentrum formierte Tagesstätte wurde er vom AWO-Kreisgeschäftsführer (dem von 1994 bis 1997 amtierenden Bürgermeister) Klaus Helfmeier empfangen. Der hohe Gast, der zuvor schon in vielen AWO-Einrichtungen war, erlebte in Lippstadt jedoch eine Premiere, da er nach eigenem Bekunden einen AWO-Kindergarten bis zum Juli 1976 noch nicht betreten hatte. Einige der Kinder bezogen den prominenten Mann in ein Brettspiel ein und als ein Junge dem Ex-Kanzler seinen Gipsarm für ein Autogramm entgegenstreckte, signierte er den Verband.