SPD-Zukunftswerkstatt betrachtete das neue Einzelhandelsgutachten
Für Heinrich Horstmann, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung und Bauen im Stadthaus, ist das neue Gutachten für den Einzelhandel eine geeignete Vorgabe für die örtlichen Verantwortlichen, um die Entfaltung des Einzelhandels in eigener Regie zu steuern und Fehlentwicklungen zu vermeiden. Das wurde deutlich, als der Stadtplaner gemeinsam mit Gerd Ziems, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Lippstadt, Dr. Olav Freund, Vorsitzender der ISG Westliche Altstadt e.V., und Dr. Ingo Lübben, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Lippstadt GmbH, an der parteiinternen Tagung der Zukunftswerkstatt des SPD-Ortsvereins Lippstadt mitwirkte.
Zukunftslabor
Einen breiten Rahmen nahm beim von Albrecht Gubalke moderierten SPD-Treffen der Online-Handel ein. Dazu stellte Dr. Ingo Lübben heraus, dass derweil 20 Prozent des Gesamtumsatzes in Deutschland über das Internet generiert würden. Farbe betrachten oder Stoffe anfühlen sei vielen Kunden nicht mehr wichtig, da man bei Nichtgefallen der Produkte alles wieder zurücksenden könne. Die Konsequenzen für die Umwelt und auch für die zum Teil schlechten Beschäftigungsverhältnisse im Versandhandel würden meist ausgeblendet. Manche Einzelhändler seien von der Nutzung des Online-Verkaufs noch weit entfernt, weil sie nach einem arbeitsreichen Tag im Geschäft nicht noch Kraft hätten, sich auch noch mit dieser Möglichkeit der Verkaufsförderung erschöpfend zu befassen. Dagegen würden kapitalstarke Unternehmen diesen Weg für eine Steigerung ihres Absatz ohne Hemmungen erfolgreich nutzen. Ingo Lübben hofft, dass Lippstadt Modellstadt in dem Projekt ‚Zukunftslabor Südwestfalen Digitalisierung des Handels‘ wird. Federführend ist hier die IHK Arnsberg. Dieses breit angelegte Projekt soll in Kürze starten.
Lorbeeren
Widersprüchlich ist für Gerd Ziems das Verhalten vieler Kunden, ohne große Vorbehalte ihre Daten im Netz preiszugeben, aber bei Gewinnspielen in Lippstadt kaum die Kärtchen mit ihrer Adresse auszufüllen. Durch die dramatischen Veränderungen im Einzelhandel müsse man die Ressourcen für die Werbung neu definieren und verändert einsetzen. Keiner im Einzelhandel dürfe sich auf die Lorbeeren vergangener Tage ausruhen und den Online-Handel verpassen, mahnte der Manager aus dem Hause Lott. Nach Auffassung von Ziems beinhalte das jetzt unterbreitete Einzelhandelskonzept gute Ansätze, weil mit ihm die wesentlichen Aspekte für die Entwicklung des Einzelhandels in Lippstadt aufgenommen wurden. Allerdings äußerte er auch Kritik: Die im neuen Gutachten genannte Zahl von 3.500 Euro Umsatz pro Quadratmeter halte er für zu hoch gegriffen, 3.000 Euro seien da realistischer. Rügend setzte sich Gerd Ziems mit dem Verhalten der Immobilienbesitzer in der Langen Straße in Bezug auf Mietpreisgestaltung und Engagement bei der Gebäudeunterhaltung auseinander.
Leerstände
Durch die zunehmenden Leerstände befürchtet Dr. Olav Freund eine verstärkte Zunahme von Geschäften mit Billiganbietern. Das würde zwangsläufig auch zum Imageverfall des Standortes Lippstadt führen. In der Zukunft werde die Cappelstraße wohl mit weniger Verkaufsfläche auskommen, dagegen mehr Platz für Dienstleistungen anbieten müssen. Der Versammlungsleiter des Abends, Architekt Albrecht Gubalke, zog für sich das Fazit, von der Diskussion in der Zukunftswerkstatt der SPD wesentlich mehr mitgenommen zu haben als aus der Mitte Februar im Rathaus stattgefundenen Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses. Er und auch der Ratsherr Karl-Heinz Brülle unterstrichen, die Sozialdemokraten würden am Thema dranbleiben und in den kommenden Wochen weiterhin die Gespräche mit den betroffenen Akteuren in Lippstadt führen.
Hans Zaremba (nach Aufzeichnungen von Karl-Heinz Tiemann)