Rückblick auf die erste Phase nach der Neuordnung von 1975 in Lippstadt
Mit dem 1. Januar 1975 war die seit dem Jahr 1966 in mehreren Phasen vollzogene kommunale Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen und somit auch für den heimischen Raum beendet. Für Lippstadt, in das benachbarte Gemeinden eingegliedert wurden, bedeutete die Neuordnung vor vierzig Jahren eine Vergrößerung der Fläche von 29.8 auf 113.3 Quadratkilometer und einen Bevölkerungszuwachs von 23.000 Menschen auf nun etwa 67.000 Bürgerinnen und Bürger. Auch die SPD-Organisation an der Lippe war von den Veränderungen betroffen. Zu dem im vormaligen Stadtgebiet seit den 1920er Jahren bestehenden SPD-Ortsverein Lippstadt kamen neun eigenständige örtliche Gliederungen hinzu und mit dem ein knappes Jahr vor dem Inkrafttreten der Neuordnung der Stadt Lippstadt gegründeten SPD-Stadtverband Lippstadt hatte sich die Sozialdemokratie für das größere Stadtgebilde eine kommunale Ebene geschaffen.
Personal der SPD
Die wohl schwierigste Operation hatte die neue Parteiorganisation mit der Konferenz am Samstag, 18. Januar 1975, zu bewerkstelligen, zu der vom damaligen Vorsitzenden des SPD-Stadtverbandes Lippstadt, Karl-Heinz Brülle, ins Hotel „Drei Kronen“ eingeladen worden war. Dem SPD-Treffen oblag es, über die Nominierung der Direktkandidatinnen und -kandidaten der SPD in den eingerichteten 26 Wahlbezirken von Eickelborn im Westen über die Kernstadt in der Mitte bis Hörste im Osten zu befinden und eine Reserveliste für die Wahl des neuen größeren Rates der Stadt Lippstadt zu beschließen. Die vorderen 26 Plätze der Reserveliste der SPD bei der ersten Stadtratswahl in der nun erweiterten Stadt an der Lippe und der größten Kommune im neuen Kreis Soest nahmen ein: Wolfgang Sparkuhle (+), Werner Roß (+), beide aus der Kernstadt, Heinz-Jürgen Thewes, Benninghausen, Berni Alff, Horst Marin, Werner Franke (+), Walter Neumann, alle Kernstadt, Fritz Kötter (+), Lipperode, Franz Homberg (+), Kernstadt, Dr. Irmgard Schmieder, Bad Waldliesborn, Horst Schneider (+), Lipperbruch, Theo Hellwig (+), Eickelborn, Willi Kröger, Kernstadt, Herbert Heiermeier, Esbeck, Willi Radine (+), Kernstadt, Dieter Deimel, Hörste, Elisabeth Langner (+), Kernstadt, Klaus Helfmeier (+), Cappel, Albrecht Nies (+), Kernstadt, Fritz Westig (+), Dedinghausen, sowie aus der Kernstadt Horst Langner, Hans Besser (+), Elisabeth Kuppert, (+), Agnes Jobst (+), Heinfried Heitmann und Hubert Flecke (+).
Drei Damen und siebzehn Herren
Von diesen 26 Genossinnen und Genossen bildeten drei Damen und siebzehn Herren die erste SPD-Ratsfraktion in der neuen Formation der Stadt Lippstadt und seines Stadtrates: Aus dem Lippstädter SPD-Ortsverein in der Kernstadt waren dies Berni Alff, Hans Besser (+), Werner Franke (+), Heinfried Heitmann, Franz Homberg (+), Willi Kröger, Elisabeth Langner,(+), Horst Marin, Walter Neumann, Willi Radine (+), Werner Roß (+), Wolfgang Sparkuhle (+) und Horst Schneider (+) aus dem Stadtteil Lipperbruch. Der Lipperbrucher war 1975 noch Mitglied der Sozialdemokraten in der Kernstadt, da sich sein späterer SPD-Ortsverein Lipperbruch erst 1977 als eigene Gliederung aus dem Kernstadt-Ortsverein herauslöste. Die weiteren sieben Ratsvertreter mit dem roten Parteibuch waren im Mai 1995 Dieter Deimel (Hörste), Herbert Heiermeier (Esbeck), Klaus Helfmeier (+) aus Cappel, Theo Hellwig (+) aus Eickelborn, Fritz Kötter (+) aus Lipperode, Dr. Irmgard Schmieder (Bad Waldliesborn und unterdessen nach Warendorf verzogen) und Heinz-Jürgen Thewes (Benninghausen). Die Ratswahl in der neuen Stadt Lippstadt offenbarte noch ein starkes Gefälle zwischen den 1975 von der CDU dominierten Dörfern und der Kernstadt, was sich an der deutlichen absoluten Mehrheit der Union mit 28 Sitzen gegenüber den 20 Sozis und den drei FDP-Herren manifestierte. 40 Jahre später sind CDU (19) und SPD (17) fast gleichstark.
Wahlprogramm der SPD
Für die Stadtratswahl am Sonntag, 4. Mai 1975, die zusammen mit den Abstimmungen für den ersten Kreistag des mit der Gebietsreform zum 1. Januar 1975 entstandenen Großkreises Soest und des Landtages in Nordrhein-Westfalen durchgeführt wurde, hatten die Lippstädter Sozialdemokraten erstmals in ihrer Geschichte ein Kommunalwahlprogramm verabschiedet. Auf 54 anderthalbzeilig beschriebenen DIN-A-4-Seiten hatte die SPD ihre Vorstellungen für die erste Periode des Stadtrates dargelegt, die bis in den Oktober 1979 dauern sollte. In ihrem Vorwort stellten die Autoren dieses Programmes mit Blick auf das neue Stadtgebildes als Ziel heraus: „Die neue Stadt Lippstadt für alle Bürger zu einer Heimatstadt werden zu lassen, in der es sich lohnt zu leben, mit der man sich identifizieren und auf die man – vielleicht – stolz sein kann.“ Vier Jahrzehnte kann man zweifellos feststellen, dass dieser Anspruch der SPD aus dem Jahr 1975 erreicht worden ist und wozu die Sozialdemokratie in Lippstadt gewiss einen erheblichen Anteil beigetragen hat.
Hans Zaremba