Hans Zaremba erinnert an den Ratsbeschluss vom 30. Januar 1995
Von der kommunalen Neuordnung der Stadt Lippstadt am Mittwoch, 1. Januar 1975, bis zur Ratssitzung am Montag, 30. Januar 1995, gab es in der Lippstädter Stadtpolitik kaum ein Thema, über das mit so viel Leidenschaft gestritten wurde, wie über das Pro und Kontra eines Jugendamtes für Lippstadt. Mit diesem Beitrag für „Lippstadt am Sonntag“ erinnert der heutige Vorsitzende des Jugendhilfe- und Sozialausschusses der Stadt Lippstadt, Hans Zaremba (Foto), an den vor 20 Jahren vom Stadtrat gefassten Beschluss, zum 1. Juli 1995 in Lippstadt ein Stadtjugendamt einzurichten.
Bedenken wurden widerlegt
Dem am 30. Januar 1995 mit den Stimmen der „gestalterischen Mehrheit“ aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Bürgergemeinschaft (BG), die sich nach der Stadtratswahl am 16. Oktober 1994 zusammengefunden hatte, auf den Weg gebrachten Ja für eine städtische Jugendbehörde waren in den vorhergehenden Jahren heftige Wortgefechte zwischen den Befürwortern eines eigenen Lippstädter Jugendamtes (vornehmlich aus SPD) und der Gruppe der Neinsager aus CDU, FDP und der Verwaltungsspitze vorausgegangen. Es wurden von der SPD seit dem Jahr 1980 unzählige Initiativen unternommen, sich von dem für die Lippstädter Bevölkerung kaum effektiven Kreisjugendamt in Soest zu lösen und die Regie an der Lippe selbst in die Hand zu nehmen. Doch diese Anträge wurden allesamt meist mit nur schwer nachvollziehbaren Kostenberechnungen aus dem Stadthaus von CDU und FDP zu Fall gebracht. Auch aus der damaligen Chefetage am Ostwall waren kaum Anstöße für ein Stadtjugendamt zu erwarten, weil sich die Verantwortlichen im Hauptamt und in der Kämmerei viel zu lange an ihre überholten Zahlen klammerten. Ihr Argument lautete: Die Kosten für ein Stadtjugendamt würden die Aufwendungen für die differenzierte Kreisumlage, die Lippstadt in jenen Jahren für die jugendamtlichen Dienstleistungen des Kreises aufzubringen hatte, übersteigen. Eine unzutreffende Annahme, die schon in den ersten Jahren des Lippstädter Jugendamtes widerlegt werden sollte.
Positive Wirkungen erzielt
Als anderthalb Jahrzehnte nach dem Einrichtungsbeschluss des Stadtjugendamtes, im März 2010, der erste Leiter des Lippstädter Jugendamtes, Wolfgang Roßbach, in den Ruhestand trat und bei seiner Verabschiedung eine Zwischenbilanz der Einrichtung in der Geiststraße gezogen wurde, wollten weder CDU und FDP noch der Verwaltungsvorstand das Stadtjugendamt missen. Von Beginn der städtischen Zuständigkeit an bis in die Gegenwart hat sich die Arbeit des Jugendamtes in Lippstadt zu einer regelrechten Erfolgsstory entwickelt. Aufsuchende Jugendarbeit (auch unter dem Begriff „Streetworker“ bekannt) und Schulsozialarbeit sowie die Begegnungszentren „Mikado“ im Wohnpark Süd und der „Treff am Park“ im Südwesten sind nur vier von vielen Errungenschaften der letzten 20 Jahre, die ohne das Votum für ein städtisches Jugendamt aus dem Januar 1995 kaum vorstellbar wären. Aber auch andere Angebote, wie der jetzt zum siebten Mal ausgerichtete „Markt der Möglichkeiten“, hätte es ohne die mit dem Jugendamtsbeschluss parallel erfolgte Gründung des Fachbereichs Jugend und Soziales, aus dem vor drei Jahren der Fachbereich Familie, Schule und Soziales wurde, wohl nicht gegeben. Zudem hat die Ende Januar 1995 erwirkte Entscheidung für ein Stadtjugendamt auch den Ausbau des breiten Angebotes von Kindertagesstätten im gesamten Stadtgebiet vorangetrieben, was für Lippstadt im kommunalen Wettbewerb zum bedeutenden Standortvorteil wurde.