Lippstädter Ver.di-Senioren in der Westernkotter Wassermühle
Nicht alltägliche Ausflüge gehören schon lange zum Veranstaltungsreigen der Lippstädter Seniorengruppe der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). So auch die Visite der rührigen Ruheständler in Bad Westernkotten, wo ihnen vom Vorsitzenden der Heimatfreunde e.V. im benachbarten Heilbad, Josef Sellmann, die Historie und Bedeutung der Schäferkämper Wassermühle für die Menschen im Umland des heutigen Heilbades näher gebracht wurden. Unter den Gewerkschaftlern befanden sich auch etliche Sozialdemokraten aus dem Lippstädter SPD-Ortsverein
Geschichte
Die vielfältige Geschichte der Mühle, die heute zu den technischen Kulturdenkmalen in Westfalen zählt, geht bis ins Jahr 1746 zurück, als in Westernkotten der Wunsch nach einer Mühle immer offensichtlicher und das Ansinnen an den Landesherrn, dem Kölner Erzbischof Clemens August, herangetragen wurde. Der damalige Herrscher, der nicht nur der Inhaber des Bischofsstuhles von Köln war, sondern auch von Münster, Paderborn, Hildesheim und Osnabrück, entschied, die Konzession für den Mühlenbau auszuschreiben. Den Zuschlag erhielt der begüterte Graf von Kaunitz-Rietberg gegen eine jährliche Abgabe von 140 Reichstalern. Die wechselvolle Vergangenheit der Mühle, die sich am Südrand von Bad Westernkotten befindet und in einer noch intakten Auenlandschaft eingebettet ist, wurde in einer mit etlichen Fotos gut illustrierten Veröffentlichung von Maria Peters und Wolfgang Marcus sehr anschaulich geschildert. Der Publikation ist auch zu entnehmen, dass das Mahlwerk noch bis in das Jahr 1933 im Betrieb war. Die zunehmende Elektrifizierung der umliegenden Bauernhäuser nach dem ersten Weltkrieg ermöglichte es schließlich den Landwirten, durch den Einsatz einfacher Schlagmühlen das Schroten des Korns zum Futter des Viehs in eigner Regie vorzunehmen. In der Folge wurden die Aufträge für die Mühle immer weniger und wodurch für sie keine Wirtschaftlichkeit mehr gegeben war.
Funktionen
Durch den von der NRW-Stiftung in 1991 erfolgten Erwerb der Mühle waren die lange angestrebten Voraussetzungen erreicht, sie zu erneuern und das geschichtsträchtige Bauwerk für die Gegenwart zu erhalten. Die in den Jahren 1993 und 1994 vom örtlichen Heimatverein im Zusammenwirken mit der NRW-Stiftung, der Stadt Erwitte und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe vorgenommene und grundlegende Restaurierung erfasste nicht nur das Mühlenhaus mit dem wasserbautechnischen Teil, sondern auch ein naheliegendes Kötterhaus, das heute als Hausmeisterwohnung dient. Die Wiedereröffnung der Schäferkämper Wassermühle erfolgte vor 20 Jahren im Rahmen des „Tages des offenen Denkmals“. Seit dieser Zeit bieten die Heimatfreunde e.V. in Bad Westernkotten fortwährend Führungen mit Getreidemahlen und Besichtigungen der urigen Müllerwohnung an, so auch für die unter Leitung ihrer Vorsitzenden Margret Schulte Steinberg nach Bad Westernkotten gekommenen ver.di-Senioren. Denen erläuterte der Heimatfreunde-Vorsitzende Josef Sellmann die noch erhaltenen Funktionen der Mühle und führte sie auch durch das Mühlengebäude, einem zweigeschossigen und aus Bruchsteinen errichteten Baukörper.
Hans Zaremba