SPD diskutierte Kibiz-Reform mit Erzieherinnen
Durch die Ende 2013 von der rotgrünen Landesregierung beschlossene zweite Reform des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz) sollen jährlich 100 Millionen Euro in verbesserte Angebote und mehr Sprachförderung investiert werden. Da die Novelle bereits zum neuen Kindergartenjahr im August greifen soll, wird wohl noch vor der Konstituierung des neuen Stadtrates im Juni der gegenwärtige Jugendhilfeausschuss anhand bestimmter sozialer Aspekte zu entscheiden haben, welche Kindertagesstätten (Kitas) in Lippstadt in den Genuss der zusätzlichen Mittel kommen.
Verändertes Berufsbild
Dass die in Düsseldorf auf den Weg gebrachten Änderungen erhebliche Ansprüche an das Kita-Personal darstellen, war am Dienstagabend bei der Kibiz-Veranstaltung der SPD in der AWO-Kita „Panama“ in der Klockowstraße zu spüren. Mit den stetig erweiterten Aufgaben (Integration, Familienzentrum, Ganztagsbetreuung, Gesundheit und Ernährung) sowie den Rechtsanspruch auf einen Platz für Kinder ab Vollendung des ersten Lebensjahres hätten sich die Tätigkeiten der Kita-Angestellten von der einst als Bastelltante bezeichneten Erzieherin zur Fachpädagogin im Elementarbereich entwickelt, schilderte die Leiterin des AWO-Familienzentrums im Lippstädter Norden, Gabriele Oelze-Krähling, das heutige Berufsbild der Bediensteten in den Kitas. Wie vielfältig sich diese Aufgaben im Alltag darstellen, demonstrierten ihre Kolleginnen den anwesenden Teilnehmern des öffentlichen SPD-Dialogs (unter denen auch etliche Erzieher aus anderen Kitas, AWO-Geschäftsführer Stefan Goesmann sowie das Landtagsmitglied und Bürgermeisterkandidatin der SPD, Marlies Stotz, SPD-Landratsanwärter Christian Klespe aus Möhnesee und der sozialpolitische Sprecher der Stadtrats-SPD, Hans Zaremba, waren) anhand verschiedener mit Powerpoint gestalteter Vorträge. Dabei bemängelte Gabriele Oelze-Krähling, dass trotz ansteigender Anforderungen an den Beruf aber keine Anpassungen der Vergütungsstrukturen erfolgt seien, „lediglich tarifliche Erhöhungen“.
Finanzielle Möglichkeiten
Für viele Kritikpunkte habe sie durchaus Verständnis, antwortete Bürgermeisterkandidatin Marlies Stotz. „Doch alle Erwartungen kann das Land nicht allein erbringen, da ist auch der Bund gefordert.“ So sei es wichtig, dass sich Bund und Länder rasch verständigten, wie die im Vertrag der Großen Koalition stehenden sechs Milliarden für Kitas, Schulen und Hochschulen verteilt werden. Sie plädierte dafür, „die Summe nicht überwiegend den Hochschulen zu geben, sondern verstärkt der Elementarbildung zur überlassen“. Ähnlich sah dies auch ihr SPD-Parteifreund, Landratskandidat Christian Klespe: „Die Kommunen stehen vor großen Herausforderungen bei der Finanzierung der Kitas und sind auf Hilfe aus Berlin angewiesen.“ Zudem hob die heimische Landes- und Kommunalpolitikerin Stotz die Leistungsbilanz der von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) geführten Regierung für die Kitas hervor: „So ist seit August 2011 das letzte Kindergartenjahr beitragsfrei und zugleich wurden die Gruppen der unter Dreijährigen personell verstärkt, die Mitwirkungsrechte der Eltern in den Kitas erhöht und deutliche Verbesserung für Kinder mit Behinderungen erreicht.“ Über die mit der jetzt anstehenden Reform geplante Erhöhung von 100 Millionen hinaus, habe das Land schon infolge der ersten Kibiz-Revision von 2011 jährlich 290 Millionen zusätzlich in den Tagesstätten-Etat in Nordrhein-Westfalen eingestellt.
Hans Zaremba