Von Hans Zaremba (Text) und Nils Duscha (Fotos)
„Wo stehen die Amateurvereine neben dem Profi-Fußball? – Was tut der DFB für die Amateure in den Kreisligen?“, war jene Podiumsdiskussion überschrieben, zu der sich unter der Leitung des Hörfunk-Moderators Frank Schnürch neben dem DFB-Schatzmeister Horst Rudolf Schmidt auf dem Gelände am Lipperbruchbaum auch etliche Sportfunktionäre aus der Region eingefunden hatten. Sie war in das Besuchsprogramm des prominenten Sportmanagers aus der Frankfurter DFB-Zentrale aufgenommen worden, das zur der Erinnerung der Wahl des früheren Lippstädter Bürgermeisters Jakob Koenen zum DFB-Schatzmeister im Jahr 1962 entstanden war.
Vereinsarbeit
Ein breiter Konsens war bei der Debatte über das Ehrenamt festzustellen. Der Vorsitzende des Lippstädter Stadtsportverbandes, Karl Brüggenolte, betonte, dass es heute nur schwer möglich sei, „einen Verein nebenberuflich zu führen“. Dies führte der Repräsentant von 75 Sportvereinen in Lippstadt auch auf die Veränderungen im Berufsleben zurück, wo der Arbeitsplatz der Vorsitzenden und ihrer Helferinnen und Helfer nicht immer mehr am Wohnort bestehe, sondern in einigen Fällen auch im Ausland. Dadurch sei eine kontinuierliche Vereinsarbeit nur schwer möglich. Dieses Phänomen beschrieb auch der Präsident des SV Lippstadt 08, Dr. Forusan Madjlessi, der eine ähnliche Entwicklung auch in vielen anderen Vereinigungen außerhalb des Sports feststelle. Auch Josef Finkeldei, heimischer Kreisvorsitzender des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen (FLVW), wünschte sich eine größere Unterstützung der Arbeit vor Ort. Als früherer Vorsitzender seines Heimatvereins Viktoria Aschaffenburg („Dort habe ich die Probleme hautnah erlebt“) waren dem Schatzmeister aus Frankfurt („Das Thema Ehrenamt ist auch beim DFB ein Dauerbrenner“) die Sorgen der Fußballbasis nicht fremd. So habe sein Verband im Februar in Kassel eigens einen Amateurfussball-Kongress durchgeführt. Dabei hätten Fragen zur Außendarstellung der Vereine und die ehrenamtliche Mitarbeit in ihnen ebenso eine Rolle gespielt wie eine auskömmliche Finanzierung ihrer Arbeit.
Konflikt
Allerdings unterstrich der 71jährige Fußballfunktionär, dass eine besondere DFB-Hilfe nicht unmittelbar einzelnen Vereinen zufließen könne, sondern sie sei zwischen dem DFB und den Landesverbänden zu regeln. Durch die Gewinne aus der WM 2006 habe sein Verband viel auf den Weg bringen können, was vorher kaum vorstellbar gewesen sei. Insbesondere habe er die Sportschulen unterstützt. Dies wurde Manfred Schnieders, Vizepräsident mit dem Ressort Fußball des FLVW, mit Blick auf die Entwicklung der in der Jakob-Koenen-Straße befindlichen Sportschule Kaiserau ausdrücklich gewürdigt. Für den in Salzkotten wohnenden und in Lippstadt durch seine berufliche Tätigkeit als Leiter der Arbeitsagentur bekannten Podiumsteilnehmer ist der Amateurfussball beim aus benachbartem Gütersloh stammenden DFB-Vizepräsidenten Hermann Korfmacher „gut aufgehoben“. Überdies wurde der Konflikt zwischen dem Berufs- und Amateurfussball aufgegriffen, der sich aus den Ansetzungen von Bundesligaspielen am Sonntag ergebe. „Es gibt keine Beweise, dass sich die Besucherzahlen bei den Amateuren eklatant verändert haben“, erwiderte der frühere Generalsekretär des DFB. Zudem wurden auch Fragen zur Sicherheit auf den Sportplätzen besprochen, von denen nicht nur die oberen Ligen (Bundesliga, zweite und dritte Liga) betroffen seien. Auch die Oberliga sei mit ihren unterschiedlichen Zuschauerzahlen (von 400 bis 3.200 Besuchern) von manch unschönen Erscheinungen ausgesetzt meinte einer Teilnehmer aus dem in dem schmucken Sportgebäude des SV an der Wiedenbrücker Straße versammelten Forum.