Station der Sommertour der SPD in der Sparkasse
Dass die Sparkasse in Lippstadt mehr ist als eine Einrichtung, die sich nur um Geldanlagen und Kreditvergaben kümmert, illustrierte ihr Vorstandsvorsitzender Jürgen Riepe, als er während der Sommertour der Kernstadt-Sozialdemokraten eine Besuchergruppe unter Leitung ihres Vorsitzenden Hans Zaremba in der Hauptstelle des Institutes zu einem höchst aufschlussreichen Informationsabend empfing. Der ansprechende und verständliche Vortrag des eloquenten Chefs der seit 1842 bestehenden Sparkasse beinhaltete Beiträge zur Geschichte und den Geschäftsfeldern des zweitältesten Lippstädter Unternehmens, aber auch zu dessen Engagement in seinen drei Stiftungen und zur augenblicklichen Diskussion über den Euro.
Zahlen und Schaubilder
Nach einem Rundgang durch das in den 1970er Jahren entstandene Gebäude mit einem Blick hinter die Kulissen im „Herz der Sparkasse“, wie ihr Hausherr, das Domizil in der Spielplatzstraße bezeichnete, begaben sich die Inspekteure der SPD, mit ihnen auch der Verwaltungsratsvorsitzende der Sparkasse, Hans-Joachim Kayser, in das Beratungszimmer des Vorstandes. Dort hatte sich auch der Nachfolger des im April in den Ruhestand gewechselten langjährigen Vorstandsmitgliedes Matthias Klinkott, Peter Königkamp, eingefunden. In dem Raum, wo sonst der Risikoausschuss über Kredite entscheidet und die Unternehmensleitung die strategische Entwicklung ausrichtet, stellte Riepe die Sparkassen-Finanzgruppe mit ihren bundesweit 431 Instituten und knapp 250.000 Angestellten sowie die von ihm seit 1999 geleitete Lippstädter Einrichtung vor. Die vielen Zahlen veranschaulichte der gelernte Bankkaufmann und studierte Diplomkaufmann mit etlichen Schaubildern und hob den Wandel des derzeit tonangebenden Geldinstitutes an der Lippe im vergangenen Jahrzehnt hervor.
Wandel und Ausbildung
Während 1999 noch ganze drei Bedienstete für die Öffentlichkeitsarbeit und das Vertriebsmanagement tätig waren, seien es derweil acht Personen. Ähnlich stelle sich auch die Unternehmenssteuerung dar. Mit einem Kontroller habe dieser Bereich begonnen, durch die ständige Zunahme von regulativen Vorgaben der Gesetzgeber würden für diese Aufgabe unterdessen ebenfalls acht Mitarbeiter benötigt. Momentan seien 277 Frauen und Männer, davon 23 Ausbildende, für die Sparkasse Lippstadt tätig. Ihr Vorstandschef beklagte, dass gegenwärtig keine der Geschäftsbanken in Lippstadt Nachwuchskräfte ausbilde. „Nur die Genossenschaftsbanken und die Sparkasse engagieren sich heute auf diesem Feld“. Überhaupt setze die Lippstädter Sparkasse verstärkt auf Aus- und Fortbildung. „Ohne dieses Instrument könnten wir unsere führende Position im Markt und bei der Zufriedenheit der Kunden nicht halten“, unterstrich Riepe die individuelle Förderung der Mitarbeiter in der zum 1. Januar 2009 aus der Stadtsparkasse Lippstadt und Sparkasse Warstein-Rüthen zur jetzigen „Sparkasse Lippstadt“ fusionierten Anstalt des öffentlichen Rechts.
Stiftungen und Verbraucherschutz
Da die Erzielung von Gewinnen nicht der Hauptzweck der Sparkassen ist, unterstützen sie bundesweit mit ihren 718 Stiftungen vorwiegend kulturelle und soziale Einrichtungen sowie den Sport. Die Sparkasse Lippstadt unterhalte allein drei dieser Vermächtnisse, deren Kapital sich auf 2,44 Millionen Euro belaufe. Im Jahr 2010 habe die Lippstädter Sparkasse, so Riepe, immerhin die stolze Summe von 525 Tausend Euro an Spenden und Stiftungsmittel für Kunst, Kultur, Denkmalschutz, Schulen, Soziales, Sport und sonstiges Sponsoring bereitgestellt. Kritisch setzte sich der in der Sparkasse Erwitte-Anröchte ausgebildete „Sparkässler“ (Riepe über Riepe) und vor seiner Berufung an die Spitze des Lippstädter Vorstandes in der Chefetage der Sparkasse Möhnesee tätige Finanzfachmann mit dem „zum Teil überbordenden Verbraucherschutz“ auseinander. „Der Ansatz, Kunden vor Falschberatungen zu schützen und dies über ein Protokoll zu dokumentieren, ist grundsätzlich zu begrüßen“, bekräftigte Riepe seinen Standpunkt zur Bankenkontrolle. Aber gut gemeint, sei lange noch nicht gut gemacht, warnte der Gastgeber in der Sparkasse vor zu viel Aktionismus. „Wir sind bereit, uns prüfen zu lassen und die Konsequenzen aus etwaigen Fehlverhalten zu tragen“, bemerkte der Vorstandsvorsitzende. „Aber wir wollen nicht jeden bürokratischen Unsinn akzeptieren“, warnte er vor Hintergrund sich erhöhender Kosten und sinkender Margen im Sparkassengeschäft, mit denen infolge zu vieler äußerer Einflüsse zwangsläufig zu rechnen sei.
Staatsschulden und Euro
„Die drastischen Kurseinbrüche an den Börsen der letzten Wochen“ charakterisierte der in Paderborn Wirtschaftswissenschaften studierte und 1961 geborene Lippstädter als „Reaktion der Märkte auf die ungelösten Probleme steigender Staatsschulden“. Trotz aller Unkenrufe sei der Euro stabil. Der akute Euro-Dollar-Kurs mit rund 1,40 liege weit über den Wert von 1,18 zur Einführung der europäischen Währung. Es könne jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass eine neue Finanzkrise wie in 2008 entstehe. Die glaubwürdige Lösung der Staatsschuldenkrisen ist für den gelernten und studierten Kaufmann die zentrale Voraussetzung, eine neuerliche Unsicherheit auf den Finanzmärkten zu vermeiden. Die Einlagen bei der Sparkasse bleiben für ihn durch den Haftungsverbund „eine sichere Anlagemöglichkeit“, bei Aktien riet er „mehr den je sorgfältig das Unternehmen zu prüfen“, bei Gold bestimme „die Nachfrage zu stark den Wert“, während Immobilien immer eine gute Alternative seien „aber auch der Gefahr des Preisverfalls unterliegen“.