Sozialdemokraten zu Besuch in der Lippstädter „Tafel“
„Tafeln, Warenkörbe, Kleiderkammern und Möbelshops sind als konkrete Hilfen in Notsituationen unentbehrlich“, unterstrich der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba nach einer Visite seiner Partei in der Lippstädter „Tafel“ und würdigte zugleich die „vorbildliche Arbeit der Caritas“ als Träger der Einrichtung. Allerdings bleibe die Existenzsicherung die Aufgabe des Sozialstaates und dürfe nicht auf die Armenfürsorge der Wohlfahrtsverbände abgeschoben werden, wie dies verschiedentlich von den Gästen aus der SPD im Gespräch mit der Ehrenamtskoordinatorin des Caritasverbandes, Claudia Wetter, hervorgehoben wurde.
Probleme und Symptome
„Wir müssen an den Problemen ansetzen und nicht Symptome kurieren“, meinte zutreffend Josef Niehaus aus dem Lippstädter Südwesten, dem als hauptamtlichen Geschäftsführer des Dortmunder Jugendringes die vielfältigen sozialen Probleme der Menschen nicht unbekannt sind, die auf Hilfsangebote wie die der Lippstädter Tafel angewiesen sind. Unterstützt wurde diese Forderung durch den stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Lippstadt, Martin Schulz, für den es „eine unerlässliche Aufgabe der Politik ist, allen Menschen eine wirkliche Chance auf Teilhabe am gesellschaftlichen und sozialen Leben zu eröffnen“.
Lebensmittel und Mittagstisch
Derweil haben sich die über 870 „Tafeln“ in Deutschland zu einer der größten sozialen Bewegungen der Gegenwart entwickelt. Wie die Versorgung mit Lebensmitteln für bedürftige Familien in Lippstadt gelingt, erläuterte Claudia Wetter der stattlichen Besuchergruppe aus der SPD. Je zweimal in der Woche öffne die Lebensmittelausgabe (dienstags und freitags) und der Mittagstisch (montags und donnerstags) in der „Tafel“ in der Bökenförder Straße 1. Der Preis für den Erwerb der Waren in der „Tafel“ betrage in der Regel zehn Prozent des üblichen Tarifes. Über 20 Lippstädter Lebensmittelgeschäfte, Bäckereien. Tankstellen und Drogerien stellten kostenlos ihre Produkte zur Verfügung. Viele Einzelpersonen, Vereine, Gruppen und Firmen unterstützten mit Geldspenden die Lippstädter „Tafel“. Etwa 80 große Kisten mit Lebensmitteln würden wöchentlich aus den Geschäften in Lippstadt abgeholt. Getragen werde die Arbeit der „Tafel“ an der Lippe von mehr als 30 Ehrenamtlichen.
Hilfeempfänger und Rentner
„Die Kunden“, wie Claudia Wetter die Menschen, die in der Bökenförder Straße ihre Lebensmitteltüten abholen, nannte, seien Empfänger von Arbeitslosengeld II und Sozialhilfe, aber auch Rentner mit Grundsicherungsleistungen. Dies berühre in Lippstadt etwa 3.500 Haushalte. „Die betroffenen Personen können sich in der ‚Tafel`, bei den Einrichtungen der Sozialverbände oder bei der Stadt einen Berechtigungsausweis ausstellen lassen“, teilte die Mitarbeiterin der Caritas mit. Die erste deutsche „Tafel“ wurde von der Initiativgruppe Berliner Frauen e.V. im Jahr 1993 gegründet. Nach einem erschütternden Vortrag der damaligen Sozialsenatorin an der Spree, Ingrid Stahmer (SPD), wollten die engagierten Berlinerinnen und Berliner vor allem die Situation der vielen Obdachlosen in der Hauptstadt verbessern.
Lippstadt und Nachbarschaft
Die ursprüngliche „Zielgruppe“ der Tafeln hat sich inzwischen gewandelt: Obdachlose stellen mittlerweile nur noch einen geringen Anteil an Tafel-Kunden. Heute unterstützen die Tafeln in Deutschland, was auch die Lippstädter Situation belege, vor allem Arbeitslose und Geringverdiener, Alleinerziehende und Rentner mit Lebensmitteln. Durch das große Interesse der Medien verbreitete sich die Idee der „Tafel“ schnell im ganzen Land. In der Nachbarschaft von Lippstadt bestehen unter anderem „Tafeln“ in Geseke und Rüthen. Auch in Warstein, Werl und Soest gibt es sie. Über Lippstadt hinaus trägt die Caritas auch die „Tafeln“ in Geseke und Werl. Als gut bezeichnete Claudia Wetter die Zusammenarbeit mit der örtlichen Sozialbehörde, die beim Treffen in der „Tafel“ durch Manfred Strieth, Werner Kalthoff und Klaus Rennkamp repräsentiert wurde.