Schriftführerin des Lippstädter SPD-Ortsvereins und Sekretärin der SPD-Ratsfraktion
Es traf uns alle wie ein unerwarteter Blitzschlag, als wir am Freitagabend nach Ostern, 29. April, vom plötzlichen Tod der langjährigen Schriftführerin unseres SPD-Ortsvereins in der Kernstadt und Sekretärin der SPD-Fraktion im Lippstädter Stadtrat, Erika Martin, erfuhren. Just zum Zeitpunkt, wo in der Thomas-Valentin-Bücherei die Ausstellung „Uneins – aber einig?“ mit der Betrachtung zur Geschichte der Gewerkschaften und der Sozialdemokratie beendet und abgebaut war, machte die Meldung vom Tod unserer Genossin Erika Martin die Runde. Noch vier Wochen zuvor hatte sie durch ihr Engagement zum Gelingen der Eröffnung dieser öffentlichen Veranstaltung zum 90jährigen Ortsvereinsjubiläum in der Stadtbibliothek beigetragen.
1973
Erika Martin hat sich unserer Partei im Sommer 1973 angeschlossen, wo die Sozialdemokratie auf fast allen politischen Ebenen tonangebend war. Als Staatsoberhaupt wurde Deutschland zu jenem Zeitpunkt von dem „Bürgerpräsidenten“ Gustav Heinemann repräsentiert, als Bundeskanzler bestimmte in Bonn Willy Brandt die Richtlinien der Politik, als Ministerpräsident regierte in Düsseldorf Heinz Kühn und der Bürgermeister von Lippstadt war noch Jakob Koenen. Es waren nicht nur diese starken Persönlichkeiten der Sozialdemokratie, die für Erika Martin vor 38 Jahren den Anstoß gaben, der ältesten deutschen Partei beizutreten. Entscheidend waren vor allem die Herkunft der am 7. Januar 1937 in Lippstadt als Erika Wickel geborenen Frau, ihre politischen Überzeugungen und auch ihre vor der Familienphase berufliche Tätigkeit bei der Industriegewerkschaft Metall (IGM) in Lippstadt, die sie geprägt hatten und in die SPD führten. Übrigens erfolgte ihr Parteieintritt vier Jahre später nach dem ihres im Januar 2001 verstorbenen Ehemannes und Schatzmeisters des SPD-Stadtverbandes Lippstadt von 1974 bis 2000, Franz-Josef Martin.
1979
Als 1979 die Sozialdemokraten zum ersten Mal für ihre Fraktion im Lippstädter Rathaus eine Sekretärin suchten, war es Erika Martin, der diese Funktion übertragen wurde. Bis zu ihrem Ableben war Erika Martin die Anlaufstelle der SPD im Rathaus. Insgesamt arbeitete sie in ihrer Zeit bei der SPD-Fraktion mit Klaus Helfmeier (bis 1983), Dr. Franz Walter Henrich (1983 bis 1991), Karl-Heinz Brülle (1991 bis 1999) und Hans-Joachim Kayser (seit 1999) für vier Vorsitzende. Die große Zahl der sozialdemokratischen Ratsmitglieder und sachkundigen Bürger, für die sie ebenso wie für die Fraktionsvorsitzenden stets eine loyale Mitarbeiterin war, lässt sich kaum noch erfassen.
1984
In der Folge übernahm Erika Martin auch etliche ehrenamtliche Aufgaben. Sie wirkte in einigen städtischen Gremien (im Schul- und Kulturausschuss, in den Beiräten für die Gleichstellung von Frau und Mann sowie Senioren) mit und war auch Schöffin bei Gericht. Darüber hinaus wurde sie 1984 zur Schriftführerin des Lippstädter SPD-Ortsvereins gewählt und danach bei allen Vorstandswahlen konstant bestätigt. Zuletzt in der Versammlung am 22. Februar 2011. Sie war eine unerlässliche Stütze unserer Ortsvereinsarbeit. Zudem hat sie seit 1984 unseren Ortsverein als Delegierte auf den Parteitagen der SPD im Stadtgebiet und im Kreis Soest sowie auf den unzähligen Wahlkreiskonferenzen vertreten. Es war ihre zugewandte Art, die ihr immer wieder das breite Vertrauen der Genossinnen und Genossen einbrachte.
1999
Erika Martin und ihr Ehemann Franz-Josef Martin waren die ersten Mitglieder, die von ihrem SPD-Ortsverein für ihre Arbeit mit der Willy-Brandt-Medaille ausgezeichnet wurden. Diese Ehrung erfolgte im September 1999 im Cappeler „Jägerkrug“ zum Ende einer Tagesradrundfahrt der Kernstadt-Sozialdemokraten durch das Stadtgebiet. Erika Martin wurde für ihre damals zwei Jahrzehnte währende Arbeit für die SPD-Ratsfraktion und 15jährige Tätigkeit als Schriftführerin im Lippstädter SPD-Ortsverein gewürdigt, Franz-Josef Martin für ein Vierteljahrhundert als Schatzmeister des SPD-Stadtverbandes geehrt. Der Lippstädter SPD-Ortsverein, aus dem viele Erika Martin am 5. Mai auf ihrem letzten Weg auf dem Friedhof an der Lipperoder Straße begleiteten, wird sie nicht vergessen.
Hans Zaremba