Parteigeschichte der SPD von 1975 bis 2010
Sozialdemokraten soll es in Lippstadt schon zum Beginn des 20. Jahrhunderts gegeben haben. Doch ein organisatorischer SPD-Zusammenschluss an der Lippe ist erst im Jahr 1921 feststellbar, was ein Blick in die bisher zugänglichen Archive belegt. Vor zehn Jahren haben die Sozialdemokratien in Lippstadt zum ersten Mal eine Publikation über ihre eigene Geschichte vorgelegt. Zum 90jährigen Bestehen des Lippstädter SPD-Ortsvereins hat sein Vorsitzender Hans Zaremba, der schon mit seinen beiden Ratskollegen Karl-Heinz Brülle und Udo Strathaus in 2001 einer der Herausgeber der ersten Veröffentlichung war, eine Fortsetzung präsentiert.
Wandel
Unter dem Titel „Lebendige Sozialdemokratie“ hat der SPD-Ratsherr eine 80 Seiten umfassende Dokumentation über die Jahre von 1975 bis 2010 zusammengetragen. Der mit ihr betrachtete Zeitraum sei gewählt worden, weil er den Wandel nach dem 1974 verstorbenen Bürgermeister Jakob Koenen und der kommunalen Neuordnung von 1975 darstelle. „Zudem war mit dem Jahr 1975 und der Eingliederung einiger Gemeinden in das Stadtgebiet auch eine Neuaufstellung der Sozialdemokratie verbunden“, bemerkt der langjährige Vorsitzende des mitgliederstärksten SPD-Ortsvereins im Lippstädter Stadtgebiet. Über die bis Mitte der 1970er Jahre in der Kernstadt organisierten Sozialdemokraten hinaus gab es zum Zeitpunkt der Kommunalreform noch neun weitere SPD-Ortsvereine in der zum 1. Januar 1975 vergrößerten Stadt. Bereits ein gutes Jahr zuvor hatten sich die zehn Ortsvereine mit Blick auf den Kommunalwahlkampf 1975 mit dem im März 1974 gegründeten SPD-Stadtverband Lippstadt bereits eine eigene „Dachorganisation“ geschaffen.
Prominenz
Von den 1975 in der Lippstädter SPD engagierten Funktionären sind mit dem damaligen Vorsitzenden des SPD-Stadtverbandes, Karl-Heinz Brülle, und dem seinerzeitigen Sprecher der Jungsozialisten, Hans Zaremba, gegenwärtig noch zwei Repräsentanten als Mitglieder des Rates aktiv. Die Überschrift „Lebendige Sozialdemokratie“ wurde, so der Verfasser der Publikation, „dem unermüdlichen Engagement der Lippstädter Sozialdemokraten und der Mitglieder in der Kernstadt gewidmet, das mit der Erinnerung der Jahre von 1975 bis 2010 beschrieben wurde“. Darunter sind etliche Ereignisse aus der Kommunalpolitik und dem Parteileben der SPD zu finden. Vom Bremer Senator und späteren Bürgermeister an der Weser, Henning Scherf, über den aus dem benachbarten Hochsauerlandkreis stammenden und in den 1990er Jahre zum Spitzenpolitiker aufgestiegenen Franz Müntefering bis zum Bundesvorsitzenden der Jungsozialisten von 1979, dem Bundeskanzler von 1998 bis 2005, Gerhard Schröder, befinden sich in dem Heft der SPD auch Fotos mit vielen bekannten Persönlichkeiten, die zwischen 1975 und 2010 zu Besuchen nach Lippstadt gekommen waren.
Wahlergebnisse
Überdies sind auch Rückblicke auf die Bundestagswahlkämpfe von 1976 bis 2009 mit den jeweiligen SPD-Kanzleraspiranten (Helmut Schmidt, Hans-Jochen Vogel, Johannes Rau, Oskar Lafontaine, Rudolf Scharping, Gerhard Schröder und Frank-Walter Steinmeier) und den Landtag eingefügt worden. Ebenso wurden sämtliche Lippstädter Wahlergebnisse von 1975 bis 2010 für die Bildung der Stadträte, der Urnengänge für die hauptamtlichen Bürgermeister und Landräte sowie die Landtage (mit den SPD-Kandidaten von Lothar Reiter in 1975 über Eike Hovermann in 1980 und Karl-Heinz Brülle in 1985, 1990 und 1995 bis zu Marlies Stotz in 2000, 2005 und 2010) und Bundestage (mit den lokalen Bewerbern Engelbert Sander in 1976, 1980 und 1983, Klaus-Theo Rohe in 1987 und 1990, Eike Hovermann in 1994, 1998, 2002 und 2005 und Wolfgang Hellmich in 2009) und das Europäische Parlament aufgenommen.
Materialien
„Gewiss habe diese Publikation auch Lücken“, räumt ihr Schriftleiter Hans Zaremba ein, der auf eine redaktionelle Mitarbeit von Gudrun Beschorner, Karl-Heinz Brülle, Wolfgang Schulte Steinberg und Udo Strathaus zurückgreifen konnte. „Doch unseren finanziellen und technischen Mittel waren begrenzt gewesen.“ Die Sichtung der vielen Unterlagen und Fotos, die aus privaten Sammlungen und dem Stadtarchiv bezogen wurden, habe offenbart, dass noch für zusätzliche 100 Seiten Materialien vorlagen. Sie sollen nach Mitteilung des SPD-Ortsvereinsvorsitzenden bei den künftigen Beiträgen zur Parteigeschichte in der Zeitung des SPD-Ortsvereins und im Internet (www.kernstadt-spd.de) berücksichtigt werden. Auch die Dokumentation zum 90jährigen Geburtstag werde in die Homepage der Kernstadt-Sozialdemokraten eingestellt.