Begegnungen nach dem Mauerfall zwischen Sozialdemokraten aus Ost und West
Am 27. September werden 20 Jahre nach der Wiederherstellung der Einheit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands vergangen sein. An dieses historische Ereignis will der für Sonntag, 26. September, einberufene Bundesparteitag der SPD in Berlin erinnern. Gezeigt werden soll in Berlin zudem, in welcher Vielfalt die SPD-Basis in den 1990er Jahren Aufbauarbeit in Ostdeutschland geleistet hat. Auch der Lippstädter SPD-Ortsverein wird mit einer Rückblende auf seine Erlebnisse mit den Sozialdemokraten aus Oschatz in Sachsen während des politischen Umbruchs in der ehemaligen DDR auf dem bevorstehenden SPD-Bundestreffen vertreten sein.
Beklommenheit
An die spannende Phase der Wendezeit im Jahr 1990 erinnert sich auch der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba, der das Engagement der Lippstädter Sozialdemokraten für den Aufbau einer demokratischen Struktur in Ostdeutschland bei der Ausstellung „Ost-West Partnerschaften“ auf dem Kongress seiner Partei Ende September in Berlin präsentieren will. „Etliche von uns verspürten vor 20 Jahren schon eine Beklommenheit, als sie sich mit dem Auto nach Oschatz begaben“, beschreibt der Kommunalpolitiker die Situation vor der ersten Tour in den Osten. Sie wurde am Samstag, 27. Januar 1990, von Anita und Karl-Heinz Brülle, Marga und Bernhard Scholl, Lydia Schulte (+), Marlies Stotz sowie Angelika und Hans Zaremba in die sächsische Kreisstadt unternommen. Trotz der Öffnung ihrer Grenzen war zu diesem Zeitpunkt die DDR noch Mitglied des Warschauer Paktes und kein Rechtsstaat nach der in Westdeutschland bekannten Lesart. „Es waren Fahrten in ein unbekanntes Land. Mit dem Landstrich zwischen Elbe und Oder verbanden bis zum Mauerfall viele von uns überwiegend Trostlosigkeit und vor allem die unangenehme Begegnung mit den staatlichen Organen beim Grenzübertritt oder auf den Transitwegen von und nach Berlin“, beschreibt der SPD-Ortsvereinschef die damalige Charakterisierung vieler seiner Parteifreude zur DDR.
Zeitrahmen
Es war jedoch bemerkenswert, so Zaremba in seiner Betrachtung, was alles in der kurzen Zeit der Begegnungen der Sozialdemokraten aus Lippstadt und Oschatz sowohl in Westfalen als auch in Sachsen stattfand. An der Lippe waren dies überwiegend Angebote zur Vermittlung von Grundwissen über die Politik in der Bundesrepublik Deutschland und ihrem föderalen Aufbau mit den Ländern und den Bundesstaat sowie der kommunalen Selbstverwaltung in den Gemeinden und Städten. Durch das zentralistische System in der DDR waren diese Strukturen den in Oschatz und in der Region aufgewachsenen Frauen und Männern kaum bekannt. In der sächsischen Stadt an der Döllnitz und in den benachbarten Orten war es vor allem der Straßenwahlkampf, in den sich die Lippstädter Unterstützerinnen und Unterstützer mit einbrachten. „Ein Blick auf die Abläufe der Phase vom Ende der Mauer bis zur ersten freien Wahl der Volkskammer unterstreicht, wie knapp es für die Menschen in Ostdeutschland war, sich auf die neuen politischen Begebenheiten einzustellen“, schildert der Lippstädter Sozialdemokrat den engen Zeitrahmen der Geschehnisse von 1989 und 1990. Die Öffnung der Grenzen erfolgte am Donnerstag, 9. November 1989, am letzten Januar-Wochenende 1990 fand das erste Treffen der Sozis aus Oschatz und Lippstadt statt. Bereits am Sonntag, 18. März 1990, hatten die Bürgerinnen und Bürger in Mitteldeutschland über die Zusammensetzung jenes Parlamentes zu entscheiden, das am 20. September 1990 durch die Annahme des Einigungsvertrages den Beitritt der DDR zum Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland beschließen sollte.