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Einblick in Geschichte und Terror

SPD-Senioren von 60plus und ver.di-Senioren auf der Wewelsburg

Die Wewelsburg, einzige Dreiecksburg in Deutschland, ist das Wahrzeichen des Paderborner Landes und liegt oberhalb des landschaftlich wunderschönen Almetals. Sie war jetzt das Ziel einer gemeinsamen Fahrt der Arbeitsgemeinschaft von 60plus der örtlichen Sozialdemokraten und der Verdi-Senioren. Heute sind auf dem Burggelände das Historische Museum des benachbarten Hochstifts Paderborn, eine Jugendherberge und die Erinnerungsstätte an die Opfer des Naziterrors von 1933 bis 1945 angesiedelt.

Einblick in Geschichte und Terror.Die Gruppe aus Lippstadt auf dem Gelände der Wewelsburg.

Raritäten

Bei ihrer Führung durch die 29 Räume der hochstiftlichten Galerie auf der Wewelsburg wurde der Gruppe aus Lippstadt und Umgebung ein Einblick in die Geschichte des Paderborner Landes von der Besiedlung bis Säkularisation in 1802 vermittelt. So schauten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in das Verlies, in dem angebliche Hexen verhört und gefoltert wurden, und in die dunklen und eiskalten Kerker für verschiedene Gefangene. Aber auch Kunstgegenstände, wie kostbare Möbel vom Schloss Schwarzraben, edles Porzellan, funkelnde Pokale und Gläser, die das Können der Glasmanufaktur im Paderborner Hochstift von 1750 repräsentieren, und wertvolle Raritäten von Kleidungsstücken befinden sich in der Ausstellung. Der besuchte Komplex wurde von 1603 bis 1609 auf Veranlassung von Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg im Stil der Weserrenaissance um einen mittelalterlichen Wohnturm herum neu errichtet. Darüber hinaus galt das Interesse der von der Lippe in das Paderborner Land mit einem Omnibus angereisten Besucher unter Leitung des 60plus-Vorsitzenden Hans-Werner Koch auch der im April eröffneten Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“, die an das Berliner Zentrum „Topgraphie des Terrors“ anknüpft und das Kernstück der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg ist. Die Initiatoren der Gedenkstätte hätten für ihr Vorhaben keinen historisch zutreffenderen Ort finden können. An dieser Stelle wollte der „Reichsführer“ der SS, Heinrich Himmler, eine zentrale Kult- und Versammlungsstätte der von ihm befohlenen Schutzstaffel entstehen lassen.

Konfrontation

Gigantische Bauten sollten von den Häftlingen des eigens im Ort eingerichteten Konzentrationslagers Niederhagen-Wewelsburg geschaffen werden. Rund 3.900 Menschen waren in diesem Lager eingebuchtet und unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen ausgesetzt. Mindestens 1.285 Gefangene sollen die ihnen zugefügten Qualen nicht überlebt haben. Unter den über 1.000 Exponaten, die in jahrelanger Arbeit zusammengetragen wurden, befindet sich auch der Terminkalender Himmlers für das Jahr 1940. Die aufgeschlagene Seite vermerkt seinen Aufenthalt auf der Wewelsburg von Ende März und den Besuch des von Adolf Hitler bevorzugten Architekten und späteren Rüstungsministers Albert Sperr. Die Ausstellung stellt sowohl die ideologischen Grundlagen als auch deren radikale und verbrecherischen Konsequenten dar. Die Besucher wurden mit der unmittelbaren räumlichen Nähe von Tätern und Opfern konfrontiert. So sahen die mit vielen Eindrücken und nachdenklich in ihre Heimatorte zurückgekehrten Sozialdemokraten und Gewerkschaftler eine SS-Uniform und einen „Totenkopfring“ neben einer blauweiß-gestreiften Häftlingsjacke und dem Brief eines verzweifelten Opfers. Bemerkenswert fanden es die Senioren, dass die Ausstellung inhaltlich nicht 1945 endet, sondern überdies auch die Aufarbeitung des Terrors der SS und das Leben der Täter und Opfer in der Nachkriegszeit beleuchtet.

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