Lippstädter Sozialdemokraten vom Gütersloher Modell überzeugt
Für dringend geboten hält es der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba, auch in Lippstadt so schnell wie möglich ein umfassendes Gesamtschulangebot im Ganztagsbetrieb zu schaffen. „Was wir jetzt in Gütersloh erfahren haben, wo zwei Gesamtschulen bestehen, hat uns vollends überzeugt“, bewertet der Lippstädter Kommunalpolitiker den Besuch einer Delegation seiner Partei in der benachbarten Kreisstadt, zu dem von der Lippe auch die Landtagsabgeordnete Marlies Stotz und von der INI die beiden Geschäftsführer Andreas Knapp und Reinhard Venjakob mit an die Dalke aufgebrochen waren.
Bürgerinitiative stand Pate
Der Stadtverbands- und Fraktionschef der Gütersloher SPD, Thomas Ostermann (Lehrer für Deutsch, Geschichte und Politik am dortigen städtischen Gymnasium und ein Initiator der mit dem Schuljahr 1998/99 der aus vormaligen Hauptschule Kattenstroth zur zweiten Gesamtschule in seiner Heimatstadt beförderten Einrichtung), erläuterte seinen Lippstädter Gästen die Grundzüge der Schulpolitik in der 96.000 Einwohner großen ostwestfälischen Stadt. Unterstützt wurde er dabei von Frank Kahle-Klusmeier, Sozialpädagoge an der Janus-Korczak-Gesamtschule im Stadtbezirk Kattenstroth, und dem Ratsherrn Martin Goecke, schulpolitischer Sprecher der SPD im Gütersloher Rathaus. Die im Süden von Gütersloh und in dem mit 16.000 Einwohnern größten Sozialraum befindliche Janus-Korczak-Gesamtschule ist nach der bereits schon 1985 gegründeten Anne-Frank-Gesamtschule die zweite Einrichtung mit der bislang in Lippstadt noch nicht vertretenen Schulform. Die aus einer Bürgerinitiative entstandene Schule mit einem Einzugsgebiet, das bis nach Rheda-Wiedenbrück reicht, wird als Ganztagseinrichtung geführt und wo an vier Tagen in der Woche auch am Nachmittag je nach Alter Unterricht bis 14.30 und 15.35 Uhr stattfindet.
Verstärkter Förderunterricht
Das Gütersloher Beispiel mit dem verstärkten Förderunterricht im fünften und sechsten Jahrgang würde die Landes- und Kommunalpolitikerin Marlies Stotz gern auf die heimische Region übertragen. Das große Interesse der Lippstädter Elternschaft mit 120 Anmeldungen für die künftige Gesamtschule habe offenbart, dass diese Schulform auch hier vor Ort über eine breite Akzeptanz verfüge. Zugleich unterstrich das Mitglied des Ausschusses für Schule und Weiterbildung im Düsseldorfer Landtag die Notwendigkeit einer übergreifenden Schulplanung von Wickede bis Geseke. Der Maßnahmenkatalog von Gütersloh könnte dafür durchaus Modellcharakter haben. „Die Diskussion über wegbrechende Schülerzahlen wird sich zwangsläufig verschärfen“, meinte die Landtagsabgeordnete mit Blick auf die gegenwärtigen Probleme der Verbundeinrichtung aus Haupt- und Realschule in Welver.
Zwei Gesamtschulen vorstellbar
Die Erfordernis, sich vom Denken rund um den eigenen Kirchturm zu lösen, hob auch der INI-Repräsentant Andreas Knapp hervor. Seine Institution will – trotz der im neuen Schuljahr im Gebäude der ehemaligen Stadtwaldschule an den Start gehende städtische Gesamtschule – ihr Vorhaben aufrecht erhalten, als Ersatzschulträger gleichfalls eine Gesamtschule zu errichten. „Unser didaktisches Konzept steht, nach einer Genehmigung können wir sofort beginnen.“ Die Situation in Gütersloh, wo sich nach Aussage des früheren Vizebürgermeisters Thomas Ostermann sogar der Bedarf für eine dritte Gesamtschule abzeichne, belege nach den aus dieser Stadt stammenden INI-Mitarbeiters Reinhard Venjakob, dass auch in Lippstadt durchaus zwei Gesamtschulen vorstellbar seien.