Jubilarehrung des Lippstädters SPD-Ortsvereins
Es war eine stattliche Zahl von Frauen und Männern, die sich am vergangenen Wochenende zur Jubilarehrung der Kernstadt-Sozialdemokraten in der Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt (AWO) eingefunden hatte. Gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Marlies Stotz zeichnete der SPD-Ortsvereinschef Hans Zaremba sie für ihre lange und zum Teil schon über Jahrzehnte gehende Treue zur Sozialdemokratie und ihr selbstloses Engagement für das Gemeinwesen aus.
Gewerkschaftliche Prägung
Der Vorsitzende der mitgliederstärksten Gliederung der Sozialdemokratie in Lippstadt würdigte den Einsatz der Jubilare für die Minderheiten, sozial schwachen Menschen, für Kinder, Jugendliche und Senioren und die Fortentwicklung ihrer Heimatstadt an der Lippe hervor. Überdies hob der SPD-Ratsherr mit Blick auf etliche Jubilare, die auch aktive DGB-Mitglieder sind, die starke gewerkschaftliche Prägung des von ihm geleiteten SPD-Ortsvereins hervor. Dabei bekräftigte Hans Zaremba die jetzt auf einer bundesweiten Betriebsräte- und Gewerkschaftkonferenz in Bochum wieder deutlich gewordene Annäherung von DGB und SPD und stimmte seinem Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel in dessen Bewertung „Wir dürfen uns nie wieder so weit entfernen, wie es in den letzten Jahren passiert ist“ im vollem Umfang zu.
Ansprache mit Erinnerungen
In ihrer Festansprache erinnerte die heimische Landesparlamentarierin Marlies Stotz an die Jahre, in denen die zur Ehrung eingeladenen Frauen und Männer den Weg in die SPD gefunden haben. „Manches, was damals schon zur Debatte stand, wird heute immer noch oder schon wieder diskutiert“, erklärte die Landes- und Kommunalpolitikerin. Ebenso stellte sie Verdienste der Jubilare heraus, auch die der verhinderten ehemaligen Ratsherren Werner Roß (für seine 55jährige SPD-Zugehörigkeit und der infolge seiner langen Tätigkeit als Vorsitzender des früheren städtischen Planungs- und Gestaltungsausschusses nicht nur in seiner Partei als „Planungspapst“ bezeichnet werde) und Walter Neumann (der 1965 vom damaligen Bürgermeister Jakob Koenen nach dem großen Hochwasser in Lippstadt für die SPD gewonnen wurde und in dessen über 30jähriger Ratsarbeit die Stadtentwicklung und sein kompetentes Mitwirken im Verwaltungsrat der Sparkasse im Mittelpunkt gestanden habe). Anwesend war im AWO-Treff die ehemalige Ratsdame Berni Alff, die im Jahr ihres Parteieintritts im Herbst 1964 für 25 Jahre in die Stadtvertretung einzog und als einzige Frau der vor 45 Jahren mit absoluter Mehrheit ausgestatten SPD-Ratsfraktion angehörte.
Verdienste eines Urgesteins
Durch den mit der Kanzlerschaft von Willy Brandt in 1969 zu spürenden politischen Aufbruch im Nachkriegsdeutschland sei neben vielen anderen zu ehrenden Sozialdemokraten auch Karl-Heinz Brülle in die älteste deutsche Partei gekommen. Die Nachfolgerin von Charly Brülle als Mitglied des Landtages stellte die vielen Verdienste des unterdessen zum „Urgestein der Sozialdemokratie“ gewordenen Politikers heraus, die er sich durch seinen über vier Jahrzehnte währenden Einsatz in den unterschiedlichsten Ämtern und Funktionen erworben habe. Der seit seiner Geburt im Oktober 1949 in der Chalybäusstraße wohnende Sozialdemokrat diente der SPD als Vorsitzender des Stadtverbandes (1974 bis 1976), des Ortsvereins in der Kernstadt (1973 bis 1979) und der Ratsfraktion (1991 bis 1999), gehörte von 1981 bis 1989 dem Kreistag an und ist seit 1989 ununterbrochen Mitglied des Stadtates. „Seinen größten politischen Sieg konnte Charly bei der Landtagswahl 1985 erringen, als er den Landtagswahlkreis erstmals für die SPD direkt gewinnen konnte“, unterstrich seine frühere Mitarbeiterin in ihrer Laudatio.
Wahlkampf und Kritik
Zugleich schaute die seit zehn Jahren dem nordrhein-westfälischen Landtag angehörende SPD-Frau, die von ihrem Ortsvereinsvorsitzenden bei der Feierstunde in der AWO für ihre 25jährige Mitgliedschaft in der SPD geehrt wurde, auf den am Wochenende in die „heiße Phase“ eingetretenen Landtagswahlkampf. Deutliche Kritik nahm sie am Gebaren der FDP vor. Die einstmals „stolze liberalen Partei“ betreibe in der Regentschaft eines „völlig überforderten Parteivorsitzenden und Außenministers Guido Westerwelle“ eine „dreiste Klientelpolitik“, was durch eine geringere Mehrwertsteuer für Hotelketten, Steuersenkungen für Unternehmenserben und Steuerumgehungsmöglichkeiten für Großkonzerne sichtbar werde, „anstatt sich den zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen zu stellen“. Die Umfragen der letzten Wochen und Tage hätten bestätigt, dass die „Schwarz-Gelben in Düsseldorf keine Mehrheit mehr haben“. Der gegenwärtige Ministerpräsident und seine Mannschaft seien nervös geworden. Dazu hätten sie auch allen Grund, meinte Marlies Stotz, weil sich der notwendige Rückenwind aus Berlin ins Gegenteil verkehrt habe. „Der Wind bläst der Koalition am Rhein mächtig entgegen“, bewertete sie die gegenwärtige landespolitische Situation.