Ruhrgebietsbücherei gilt als Mustereinrichtung
Jetzt, wo die Stadtbücherei in der ehemaligen Marienschule ihr neues Domizil gefunden habe, gelte es, sie auch mit dem von ihren Nutzern gewünschten Medienbestand auszustatten, beschrieb der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Joachim Kayser das Ziel einer Inspektion der Sozialdemokraten in der Hertener Stadtbibliothek. In dem im Sommer veröffentlichten aktuellen Bibliotheksindex (BIX) nimmt Herten bundesweit in der Kategorie der Städte zwischen 50.000 bis 100.000 Einwohnern den dritten Platz ein und ist überdies in Nordrhein-Westfalen der Spitzenreiter bei den städtischen Büchereien.
Großes Aufgebot
„Da bot es sich für uns nahezu an, in dieser Mustereinrichtung einen unmittelbaren Eindruck für das eigene Vorgehen zu bekommen, zumal sich Herten mit seinen 65.000 Mitbürgern durchaus mit Lippstadt vergleichen lässt“, betonte der Lippstädter SPD-Fraktionschef bei der Ankunft im „Glashaus“, wo die ausgezeichnete Bücherei ihren Standort hat und das zudem ein bedeutender Treffpunkt der Innenstadt von Herten ist. Mit einem großen Aufgebot waren die Lippstädter in das nördliche Ruhrgebiet gereist. Neben ihrem Fraktionschef hatten sich mit Heinz Gerling, Christian Nernheim, Sabine Pfeffer, Martin Schulz, Udo Strathaus und Hans Zaremba sechs weitere Ratsmitglieder und überdies die Leiterin der Thomas-Valentin-Bücherei, Ulrike Weyrich, und der Fachdienstleiter für Kultur, Josef Wittrock, auf die Erkundungstour begeben. Der BIX-Vergleich wird seit 1999 erstellt und ist von der Bertelsmann-Stiftung und vom Deutschen Bibliotheksverband (dbv) initiiert worden. Vor drei Jahren haben „dbv“ und das Hochschulbibliothekszentrum NRW das Kompetenzwerk für die Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen übernommen und veröffentlichen nun die jährliche erscheinende Hitparade der städtischen Büchereien.
Initiativen
Während Herten in der Liga der untersuchten Lesetempel mit 12,2 Entleihen je Einwohner einen absoluten Spitzenrang einnimmt, befindet sich Lippstadt derzeit mit 2,8 noch erheblich hinter der Vorzeigebücherei. Dies gilt auch für die Ausstattung bei dem Personal, wo Herten mit 0,29 Mitarbeitern je 1.000 Einwohner weit vorne liegt und Lippstadt lediglich einen Wert von 0,12 ausweisen kann. „Dies wollen wir für Lippstadt deutlich verbessern“, kündigte Kayser Initiativen der SPD-Fraktion für die kommenden Etatberatungen an. Warum die Stadt Herten, die seit Jahren aufgrund der Umstrukturierungen im Bergbau mit einem Haushaltssicherungskonzept leben muss, beim Bibliothekswesen aber eine absolute Spitzenposition innehat, wurde den Gästen von der Lippe von der agilen Büchereichefin Cornelia Berg sowie von dem Hertener SPD-Vorsitzenden Carsten Löcker und der kulturpolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion im dortigen Stadtrat, Heike Dignaß, erläutert.
Gemeinschaftsverdienst
Die seit etlichen Jahren in Herten verantwortliche Bibliotheksfachfrau Berg unterstrich, dass Politik und Verwaltung, trotz schwieriger Wirtschaftslage, sich immer wieder zu Bildung und somit zur Stadtbibliothek bekennen und die Arbeit unterstützen. Die Erfolge der letzten Jahre sprechen Bände. „Durch intensive Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen ist es gelungen, schon die kleinen Leser zu überzeugen“, hob die Diplombibliothekarin gegenüber der Lippstädter Delegation hervor. Bis zu 900 Besucher zähle die von ihr geleitete Einrichtung täglich und fügte hinzu: „Das ist auch ein Gemeinschaftsverdienst.“ Neben dem engagierten Team, das auf drei Etagen tätig sei, sorge der Förderverein immer wieder dafür, dass fortlaufend neue Leser den Weg ins „Glashaus“ finden würden. Für den Hertener SPD-Chef Löcker ist das transparente Gebäude als „Tankstelle des Wissen“ nicht ohne Grund so erfolgreich. „Von Bildung über Unterhaltungs-Literatur bis zu neuesten Medien kommt jeder auf seine Kosten“, bilanzierte der Sozialdemokrat mit berechtigtem Stolz die neuesten Ergebnisse des bundesweiten Vergleichs für die Bibliotheken.
Neue Akzente
Mit Blick auf die Lage der Hertener Bücherei und der Multifunktionalität des „Glashauses“ für Ausstellungen und Veranstaltungen über den Bibliotheksalltag hinaus und des integrierten Bistros lassen sich zu Lippstadt viele Parallelen erkennen, die sich hier vor Ort aus dem gediehenem Ambiente der Unterbringung im dem ehemaligen Schulkomplex in der City mit dem angliederten Cafè ergeben. „Aus der praktischen Umsetzung in Herten haben wir viel mit genommen“, schildert Kayser die gewonnenen Erfahrungen. Schon in nächster Zeit wollen die Lippstädter Sozialdemokraten auch für die Thomas-Valentin-Bücherei neue Akzente setzen. Dazu gehöre auch, so der SPD-Fraktionsvorsitzende, das von der Lippstädter Büchereileiterin Ulrike Weyrich vor Jahren vorgeschlagene Medienkonzept. Damit könne die Politik ein verlässliches Planungsinstrument gewinnen und auf dieser Basis ließen sich sowohl Entwicklungslinien für eine Verbesserung des Personalbesatzes als auch für die Verstärkung der finanziellen Grundlagen zur Aufstockung des Bestandes an Medien erarbeiten.
Hans Zaremba