Publikation zur 100. Wiederkehr des Geburtstages
Mit dem Titel „Jakob Koenen – eine unvergessene Persönlichkeit“ würdigen die Kernstadt-Sozialdemokraten in einer Extraausgabe ihres Informationsdienstes „Rote Lippe Rose intern“ das Leben und Wirken ihres langjährigen Mitgliedes. In mehren Beiträgen ruft der SPD-Ortsverein zur 100. Wiederkehr des Geburtstages von Jakob Koenen am 5. Juni die unterschiedlichen Aufgaben und Stationen und die vielfältigen Leistungen des Lippstädter Ehrenbürgers für das Allgemeinwohl als Bürgermeister, Bundestagsabgeordneter und Sportfunktionär in die Erinnerung zurück.
Materialien für ein Buch
„Gewiss kann diese Veröffentlichung mit ihren acht Seiten nur einen kleinen Teil des Weges von Jakob Koenen wiedergeben“, betont der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba als Herausgeber dieser Publikation. Der Verantwortliche der Druckschrift, die Rahmen der Beiträge zur Parteigeschichte unter www.kernstadt-spd.de auch in das Internet eingestellt worden ist, fügt in seinem Vorwort hinzu: „Wollte man alle Verdienste dieser Persönlichkeit in der Politik, im Sport und in den vielen anderen Bereichen im Detail darstellen, würde dies schon ein ganzes Buch füllen.“ Gleichwohl werden über das Bürgermeisteramt hinaus, das Jakob Koenen über 25 Jahre ununterbrochen bekleidete, das Engagement des agilen Mannes im Deutschen Bundestag und für den Sport auf Bundes-, Landes- und Stadtebene geschildert.
Koalition aus SPD und FDP
Das Heft beschreibt auch die erste Wahl von Jakob Koenen zum Bürgermeister der Stadt Lippstadt am 9. November 1948, die durch ein Bündnis von Sozialdemokraten und Freidemokraten zustande kam. Eine solche Verbindung war damals noch vor Gründung der Bundesrepublik Deutschland eine wirkliche Besonderheit. Sie wurde für die SPD von Jakob Koenen und dem damaligen SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Alfred Heider und für die Liberalen von dem Juristen Dr. Hermann Jerrentrup und dem Mediziner Dr. Heinz Dohr auf den Weg gebracht. Zudem wird an den großen Erfolg der SPD bei der Kommunalwahl 1964 erinnert, als sie mit Bürgermeister Jakob Koenen als Spitzenkandidaten die absolute Mehrheit im Rathaus errang. Von den 31 Sitzen im Stadtrat konnte die SPD 16 Mandate gewinnen, während die CDU 13 Mitglieder und die FDP zwei Vertreter stellte.
Bundestagsabgeordneter in Bonn
Darüber hinaus geht die Broschüre der SPD auch auf die Zugehörigkeit von Jakob Koenen im Deutschen Bundestag von 1953 bis 1969 ein. Während der ganzen Zeit im Parlament gehörte er dem für die Kommunalpolitik zuständigen Fachausschuss an. Ebenso nutzte der Sportfunktionär aus Lippstadt auch die Bonner Bühne, um für den Sport eine Lanze zu brechen. Legendär ist seine Rede vom 15. Juni 1955 zum Sportetat des Bundesinnenministeriums, als er einen Herzanfall erlitt. Die Tageszeitung „Die Welt“ berichtete dazu am Tag drauf: „Er sank mitten im Wort hinter dem Rednerpult zusammen. Vizepräsident Prof. Dr. Carlo Schmid unterbrach sofort die Sitzung. Nach kurzer Zeit konnte der SPD-Abgeordnete aber selbst den Saal verlassen. Er wurde auf vier Wochen beurlaubt.“ Noch vierzehn Jahre blieb der Bürgermeister im Bundestag, bis 1969 sein Ratskollege und damalige Erste Bevollmächtige der IGM (Industriegewerkschaft Metall), Engelbert Sander, sein Nachfolger als Bundestagsmitglied wurde.
DFB-Schatzmeister und LST-Vormann
Wenn über Jakob Koenen als Sportfunktionär die Rede ist, dann steht zwangsläufig der Fußball im Vordergrund. Seine Tätigkeit als Mann für den Sport erstreckt sich vom Amt des ersten Vorsitzenden des LST (Lippstädter Sportverein Teutonia), über den Vorsitz des FLVW (Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen) und der Vizepräsidentschaft des DSB (Deutscher Sportbund) in Nordrhein-Westfalen bis zum Schatzmeister des DFB (Deutscher Fußballbund). Übrigens wurde der Lippstädter auf jenem Bundestag des DFB in das Präsidium der Fußballer berufen, der 1962 in Dortmund auch über die Bildung der Bundesliga befand.
Ein echtes Stadtoberhaupt
Darüber hinaus wurden in die Schrift auch Zitate von Personen innerhalb und außerhalb der SPD über Jakob Koenen aufgenommen. So bemerkte der Lippstädter Chronist Helmut Klockow in seinem Beitrag zur Stadtgeschichte von 1985: „An die Spitze der Stadt trat ein Vertreter der jüngeren Generation, der sich als Sachwalter des Sports und engagierter Politiker Ansehen über die Grenzen Lippstadts erworben hatte. Er besaß das Vertrauen eines großen Teiles seiner Mitbürger, weil er die allen gemeinsame Aufgabe und das alle Verbindende in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellte. Wegen seiner Toleranz und Volkstümlichkeit wurde er sehr schnell zu einem echten Stadtoberhaupt. Bei den Kommunalwahlen bis 1969 schnitt deshalb die SPD als die „Bürgermeisterpartei“ stets besser ab als bei den Wahlen zum Landtag oder Bundestag.“ Der „politische Ziehsohn“ von Jakob Koenen und ehemalige Ratsherr Werner Roß erklärte 1985 im Rahmen einer Ausstellung anlässlich des Stadtjubiläums: „Mit dem Namen Jakob Koenen ist der Wiederaufbau Lippstadts eng verbunden. Jakob Koenen war ein Mann, der immer den richtigen Ton fand und der für jedermann, ob Arbeiter oder Arzt, Angestellter oder Geschäftsmann, ein Ansprechpartner war. Es war vor allem seine Geduld, die ihn als Mensch auszeichnete.“
Kranzniederlegung und Empfang
Zugleich nimmt die Veröffentlichung der SPD einen Ausblick auf den kommenden Dienstag, 5. Juni vor, wo um 16.30 Uhr an dem Grab von Jakob Koenen ein stilles Gedenken vorgesehen ist. Dort werden die Vorsitzenden des SPD-Stadtverbandes Lippstadt, Marlies Stotz, und der SPD-Fraktion im Stadtrat, Hans-Joachim Kayser, zu Ehren des am 16. Januar 1974 verstorbenen Sozialdemokraten einen Kranz niederlegen. Danach ist im Brauhaus Thombansen ein Empfang vorgesehen. Dafür konnte als Laudator der frühere Stadtdirektor Friedrich-Wilhelm Herhaus, der den Bürgermeister Jakob Koenen als Verwaltungschef von 1958 bis 1974 begleitet hat, gewonnen werden. Der Ort des Treffens in der Lange Straße 3 ist bewusst gewählt worden, weil sich in diesem Gebäude die Werkstatt des Handwerkmeisters mit den Initialen SPD (Sattler, Polsterer und Dekorateur), Jakob Koenen, befand. Darüber hinaus will der Beauftragte für die Parteigeschichte der Kernstadt-SPD, Wolfgang Schulte Steinberg, mit einem Film aus den 60er Jahren und einer kleinen Sammlung von Fotos über den Politiker und Menschen Jakob Koenen einige Abschnitte aus dem Leben dieser unvergessenen Persönlichkeit präsentieren.