Informationsveranstaltung der SPD über die Lage bei der Hella
Mit dem Wunsch an den Gast der Kernstadt-Sozialdemokraten, dem örtlichen Chef der Industriegewerkschaft Metall (IGM), Alfons Eilers, bei den anstehenden Verhandlungen mit der Hella für den Abschluss eines Ergänzungstarifvertrages erfolgreich zu sein, schloss der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba in dieser Woche eine für die in die Gaststätte „Bei Köneke’s“ gekommenen Besucher äußerst aufschlussreiche öffentliche Versammlung seiner Partei über die momentane Situation beim größten Lippstädter Arbeitgeber sowie die Bedeutung und Rolle der Gewerkschaften. Alles andere, wie eine einvernehmliche Regelung zwischen dem Unternehmen und den Arbeitnehmern, so der sozialdemokratische Ratsherr, wäre für die vom Arbeitsplatzverlust betroffenen Menschen, die Kaufkraft vor Ort, den heimischen Wirtschaftstandort und auch die verbleibenden Gestaltungsmöglichkeiten der Kommunalpolitik verheerend.
Sorge um Arbeitsplätze
Zuvor hatte Alfons Eilers, seit einem Jahr Erster Bevollmächtigter der Verwaltungsstelle Lippstadt der IGM, in einem einstündigem Referat die Lage nach den von der Hella-Geschäftsführung angekündigten Einsparungen und der von ihr geplanten Maßnahmen zum Abbau des Personals in Lippstadt, Paderborn und Wembach (Schwarzwald) analysiert. „Es stellt sich für uns die Frage, bis zu welcher Ebene können wir einen weiteren Verzicht der Beschäftigten auf tarifliche Leistungen verantworten?“, beschrieb der 51jährige gelernte Maschinenschlosser und aus Rheine im Münsterland stammende Verhandlungsführer der IGM den Spagat seiner Organisation in den laufenden Gesprächen mit den Managern des Lippstädter Automobilzulieferers. Sicherlich sei es ein erster Erfolg, den ursprünglich in Rede gestandenen Abbau von 1.962 Arbeitsplätzen auf die jetzt genannte „politische Zahl“ von 1.600 reduziert zu haben. „Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass innerhalb von fünf Jahren allein in Lippstadt über 1.000 Beschäftigungsverhältnisse ersatzlos gestrichen werden“, hob Eilers die Sorge der Arbeitnehmerorganisation gegenüber dem drohenden Wegfall der Arbeitsplätze hervor.
Urlaubs-Kappung vom Tisch
Deutlich geworden sei aber auch, dass an allen drei von den Maßnahmen der Hella betroffenen Standorten (Lippstadt, Paderborn und Wembach) die Arbeitszeiten („selbstverständlich ohne Lohnausgleich“) erhöht werden sollen. Zur Zeit würden in Lippstadt etwa 250 Mitarbeiter noch keine 40 Stunden arbeiten, in Paderborn betrage gegenwärtig die wöchentliche Sollarbeitzeit 37,5 Stunden und in Wembach, das sich in der Nähe von Lörrach zur Grenze an die Schweiz befindet, sei die Situation ähnlich. Erreicht habe die IGM, aus dem ursprünglichen „Horrorkatalog“ die Kappung von fünf Urlaubstagen und die generelle Streichung des Weihnachts- und Urlaubsgeldes vom Tisch zu bringen. „In diesem Jahr werden diese tariflichen Sonderleistungen noch voll erfüllt“, erklärte Eilers den Zwischenstand der laufenden Gespräche über den Ergänzungstarifvertrag. Für die kommenden Jahre werde eine Lösung angestrebt, wonach künftige Zahlungen von den Ergebnissen des Restrukturierungsprogramms im Unternehmen abhängig sein sollen. „Dazu soll ein Modell mit Kennzahlen festgeschrieben werden.“ Er sei zuversichtlich, bis Ende Oktober ein vertretbares Gesamtergebnis zu erreichen“, formulierte der Verhandlungsführer der IGM seinen Optimismus für die weiteren Erörterungen mit den Repräsentanten der Arbeitgeber.
Unsicherheiten durch Globalisierung
Unter der Leitung von Michael Althoff, selbst Betriebsrat bei der Hella und Vorstandsmitglied der Kernstadt-SPD, geführten Diskussion schilderte der seit den 90ziger Jahren in den Diensten der führenden DGB-Gewerkschaft stehende Lippstädter IGM-Bevollmächtigte auch die Unsicherheiten des fortlaufenden Prozesses der Globalisierung für die gesamte Arbeitnehmerschaft und die immer schwieriger werdende Konstellation der Gewerkschaften. „Durch den Verkauf vieler inländischer Unternehmen an internationale Konzerne haben wir unsere unmittelbaren Ansprechpartner in den Chefetagen verloren“, berichtete Eilers über die Erfahrungen seiner Kollegen aus den einzelnen Tarifkommissionen der IGM. Ebenso wünschte sich der Gewerkschaftler, der seit 1977 gleichfalls der Sozialdemokratie angehört, eine engere Zusammenarbeit mit der SPD und eine durchaus kritischere Haltung seiner Partei gegenüber manchen der nur schwer nachvollziehbaren Entscheidungen der großen Koalition in Berlin.