Hans Zaremba über den verstorbenen Engelbert Sander
Überraschend ist am vergangenen Wochenende der ehemalige Lippstädter Bundestagsabgeordnete Engelbert Sander (SPD) im Alter von 75 Jahren verstorben. Gleich zweimal gehörte der heimische Politiker und langjährige hauptamtliche Gewerkschaftsfunktionär dem Deutschen Bundestag an. Die erste Etappe verbrachte er von 1969 bis 1976 in Bonn, die zweite Runde folgte von 1978 bis 1987 in der damaligen Bundeshauptstadt am Rhein. Engelbert Sander gehörte zu den wenigen Politikern, die zugleich in drei Volksvertretungen (dem Lippstädter Stadtrat von 1961 bis 1975, den Kreistagen in Lippstadt von 1969 bis 1975 und Soest von 1975 bis 1981 sowie dem Bundestag) Mitglied waren.
Weg in die Sozialdemokratie
„Mein Interesse an der Politik ist schon während der Nazidiktatur geweckt worden“, berichtete er im Januar anlässlich seines 75. Geburtstages, „wo wir als Kinder und Jugendliche alle das Kriegsende und einen demokratischen Aufbau herbeisehnten“. Von daher war es auch nicht überraschend, dass sein Weg nach dem Niedergang der Radikaldemokratischen Arbeiterpartei (RDAP), zu deren Mitbegründern Engelbert Sander zählte, in die Sozialdemokratie führte, der er über 49 Jahre angehörte. Seine Funktionen in der und für die SPD reichten vom stellvertretenden Vorsitz des Lippstädter SPD-Ortsvereins über die Aufgabe als Vizechef des früheren SPD-Kreisverbandes Lippstadt bis in den Vorstand des damaligen Vorstandes des SPD-Unterbezirks Hamm und der Mitgliedschaft im Bezirksausschuss der SPD im Westlichen Westfalen.
Schwerpunkt war die AfA
Seinen persönlichen parteipolitischen Schwerpunkt sah der Altersjubilar überwiegend in der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) der SPD, wo er zunächst Vorsitzender des Bezirksausschusses, danach stellvertretender Vorsitzender der Landes-AfA und später auch amtierender Landeschef der AfA war. Ebenso war Engelbert Sander über lange Jahre Vorsitzender der heimischen AfA im 1975 neu entstandenen Kreisgebiet. Für ihn, der schon mit 22 Jahren Mitglied der Industriegewerkschaft Metall wurde und ihr gut zwei Jahrzehnte als hauptamtlicher Funktionär diente, keine Besonderheit. Die Sozialdemokratie und die Gewerkschaftsbewerbung bildete für ihn immer eine Einheit.
Seit 1957 in Lippstadt tätig
Der in Schweskau in Niedersachsen geborene Engelbert Sander wurde nach dem Besuch der Volkshochschule, einer Verwaltungslehre (1943 bis 1946), dem Abendstudium an der Wirtschafts- und Verwaltungsakademie in Hannover (1953 bis 1955) und dem Tagesstudium an der Sozialakademie in Dortmund (1955 und 1956) 1957 im Alter von 28 Jahren in Lippstadt Erster Bevollmächtigter der Metallgewerkschaft. Parallel zur Arbeit in der Gewerkschaft entwickelte sich auch sein politisches Engagement, das ihn von 1961 bis 1975 in den Rat der Stadt Lippstadt, von 1969 bis 1975 in den Kreistag Lippstadt und nach der kommunalen Neuordnung von 1975 bis 1981 in das Gebilde des neuen Soester Kreistages, von 1969 bis 1976 sowie von 1978 bis 1987 zweimal in den Deutschen Bundestag brachte.
Mit Willy Brandt und Helmut Schmidt in Bonn
Dabei konnte er vielfältige Akzente setzen, wofür er unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet wurde. Gerne erinnerte er sich an die Jahre des politischen Aufbruchs der sozialliberalen Koalitionen mit den beiden Bundeskanzlern Willy Brandt (1969 bis 1974) und Helmut Schmidt (1974 bis 1982). „Es war damals schon eine spannende Zeit“, beschrieb Engelbert Sander bei seinem letzten Geburttag im Januar „die in diesen Jahren festgestellte Begeisterung“ in der Bevölkerung und in den Ortsgliederungen seiner Partei. In diesem Zeitraum fallen auch die vielen dienstlichen Auslandsreisen als Bundestagsabgeordneter des seit 1951 verheirateten Vaters von zwei Söhnen und Opas von vier Enkeln. Dazu gehörten Begegnungen mit Papst Johannes Paul II, den Präsidenten von Kenia, des Sudan und von Brasilien, Peru, Bolivien, Portugal, Taiwan und Tunesien.
Ehrenamtliche Aufgaben
Eine Reihe weiterer ehrenamtlicher Aufgaben – von der Arbeiterwohlfahrt über die Arbeitsverwaltung bis zu seiner Mitgliedschaft des Berufsbildungsausschusses der Industrie- und Handelskammer in Arnsberg – rundeten sein Engagement für die Politik, Gewerkschaft und Gesellschaft ab.