Hans Zaremba über das Ende etlicher Lokale
Was spätestens mit der Corona-Pandemie offenkundig wurde, war eigentlich schon bundesweit länger erkennbar: Das Ende vieler Kneipen. Eine Entwicklung, die auch am behaglichen Wadersloh in den letzten Jahrzehnten nicht vorbeigegangen ist.
Verschwundene Pinten
Durch den geplanten Abriss des Gebäudes Freudenberg 10, einst als Gaststätte Weimann ein beliebter Versammlungsort mehrerer Generationen, soll nun an dessen Stelle ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen entstehen. Dadurch wird der stetige Verlust von gastronomischen Angeboten auch in dem münsterländischen Dorf von neuem spürbar. In den vergangenen Jahren hat nicht nur die Gaststätte auf dem unteren Freudenberg, in der zuletzt die indessen ins ehemalige Hotel Bomke übergesiedelte Pizzeria Da Giovanni ihren Betrieb hatte, im Zentrum von Wadersloh ihre Türen verriegelt. Zuvor hatten bereits das vormalige Vereinslokal des TuS Wadersloh, Holtermann, am Kirchplatz, das Haus Zumbült-Roggenkamp in der Regie von Peter Moltran auf der oberen Freudenberg-Hälfte ihre Zapfhähne zugesperrt. Gleiches gilt für die Kneipe Quick mit der legendären Imbissstube in der Wilhelmstraße. Ungewiss sind derzeit die Perspektiven für den insolventen Hotelbetrieb „Eusterschulte“ in der Wenkerstraße, wo vor der Corona-Pandemie der Eigentümer wechselte und das seit dem August 2022 keine Gäste mehr empfängt. Diese Liste der von der Bildfläche verschwundenen Pinten in der Gemeinde Wadersloh mit seinen drei Ortsteilen Diestedde, Liesborn und Wadersloh, ist damit noch nicht abgeschlossen. „Langsam wird es mühevoll, uns noch zu treffen“, meinte kürzlich ein im örtlichen Vereinsleben stark eingebundener Wadersloher. Es bleibe auf Dauer wohl nur noch das eigene Wohnzimmer, wenn diese Tendenz fortschreiten sollte. Ein Phänomen, das gleichfalls in den umliegenden Dörfern von Wadersloh festzustellen und auch vor einer Stadt wie Lippstadt mit ihren 70.000 Einwohnerinnen und Einwohnern nicht zum Stoppen gekommen ist. Die wenigen Destillen, die sich noch halten können, haben zwangsläufig ihre Angebote vom üblichen Schema abheben müssen. So gibt es in ihnen Burger, Schnitzeltage, fränkische und bayerische Wochen sowie einige andere auffallende und greifbare Aktionen.
Keine Nachfolger
Zurück zum Verschwinden mancher Kneipen: Ende der 2010er Jahre veröffentlichte der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband e.V. (Dehoga) eine Verlautbarung, die das massive Sterben der Bewirtungshäuser als „extrem besorgniserregend“ bezeichnete. Dass damit ein Stück von Kulturgut auf der Strecke bleibt, ist nur schwer zu widerlegen. Der Hauptgrund für den großen Aderlass ist häufig, dass etliche Betriebe beim Generationswechsel keine Nachfolger finden. Eckkneipen, die ihre üblichen Dienste über Getränke und Buletten hinaus mit der Übertragung von Spielen in der Fußballbundesliga garniert haben, konnten diesen Service angesichts der horrenden Gebühren des Bezahlfernsehens und der ungeahnten Zunahme verschiedener TV-Systeme nicht lange aufrechterhalten. Überdies hat sich das Freizeitverhalten vieler Bürgerinnen und Bürger geändert, womit die Kneipenszene einen harten Einschnitt erfuhr. So erlebte in den 1960er und 1970er Jahren das Kegeln einen regelrechten Boom. Die logische Folge: Keine Gaststätte ohne Kegelbahn, keine Weihnachtsfeier ohne Kegeln. Für Kegelclubs war es in der damaligen Zeit nicht einfach, eine Bahn zu finden. Bundesweit sollen es mehr als 5.000 Gemeinschaften gegeben haben, die das Kegeln als ihr Programm entdeckt hatten. Das ist jetzt schon länger Vergangenheit. Heute bleiben viele Kegelbahnen, die noch vor drei Jahrzehnten fast allesamt ausgebucht waren, ohne Gäste. Ein Bild, was auch den Wirten in der heimischen Region nicht verborgen geblieben ist.