Rückblick in das 1972 – fixiert von Hans Zaremba
Wiederholt wurde in den Beiträgen zur Parteigeschichte von Rote Lippe Rose intern über die in 1970er Jahren äußerst engagierten Jungsozialisten in der Region von Lippstadt berichtet. Bei der Recherche über die politischen Ereignisse in 1972 – dem Jahr der „Willy-Wahl“, wozu auf den Seiten 10 und 11 der SPD-Publikation für den Monat eine eigene Abhandlung zu lesen sein wird – wurde in der Zeitung „Der Patriot“ am Donnerstag, 19. Oktober 1972, ein bemerkenswerter Beitrag mit dem Kürzel „wss“ – das für Wolfgang Schulte Steinberg steht – über eine Debatte der Jungsozialisten in Mellrich gefunden.
Jungsozialisten wurden SPD-Funktionäre
Alle damals in Mellrich aufgetretenen Akteure – Juso-Kreisvorsitzender Ulrich Bunsmann, der stellvertretende Lippstädter SPD-Ortsvereinsvorsitzende Karl-Heinz Brülle und der Juso-Vormann aus Anröchte, Wolfgang Kowoll, als Diskussionsleiter – sowie der Verfasser der „Patriot“-Zeilen, Wolfgang Schulte Steinberg, sollten sich später auch als SPD-Funktionäre in den heimischen Gefilden etliche Verdienste um das Gemeinwesen erwerben.
Demokratie auf allen Gebieten
Der damalige „Patriot“-Mitarbeiter beschreibt in seinem Aufsatz das Motto des Abends „Alle reden von den Jusos. Wir sagen, was wir wirklich wollen“ und skizziert die Selbstdarstellung mit der lebhaften Diskussion der SPD-Jugendorganisation im vollbesetzten Saal Wibberg. Dabei hebt der Autor insbesondere die von Ulrich Bunsmann erläuterten Grundsätze und Anschauungen der Jusos hervor. Der belesene Juso-Mann, der die SPD zum 1. Februar 1982 enttäuscht verlassen hat und später in Hamburg als politischer Hörfunk-Journalist manche Akzente setzen konnte, zählte vor 50 Jahren zweifellos zu den begabtesten SPD-Nachwuchspolitikern. Eine der Thesen von Ulrich Bunsmann in Mellrich in 1972 lautete: Demokratie müsse auf allen Gebieten realisiert werden, auch in der Wirtschaft. „Ohne die Voraussetzungen einer paritätischen Mitbestimmung in allen Bereichen der Produktion auf dem Wege zur sozialen Demokratie könnten nicht Freiheit und Chancengleichheit für jeden Einzelnen verwirklicht werden“, wurde der Juso-Kreisvorsitzende von Wolfgang Schulte Steinberg zitiert. Zudem fügte der Berichterstatter aus dem Referat des Lippstädter Jungsozialisten die Bekräftigung hinzu: „Dieser Weg gehe nicht über Gewalt und radikale Veränderung, auch nicht über die Diktatur einer Partei, sondern über schrittweise Reformen.“ In der Diskussionsrunde wurden – dem wss-Artikel zufolge – verstärkt Fragen zum in den 1970er Jahren kritischen Verhältnis der Jungsozialisten zur SPD-Mutterpartei aufgeworfen.