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Vom wirklichen Leben entrückt

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Borussia Dortmund hat das 98. Revierderby in der Bundesliga souverän gewonnen: Mit dem 4:0 der Schwarz-Gelben dürfte wohl der vierte Abstieg des FC Schalke 04 aus der Bundesliga besiegelt sein, ob es für den BVB noch für die Champions League in 2021/22 reichen wird, ist mit nach dem klaren Sieg beim Erzrivalen jedoch nicht sicher.   

Bundesligakommentar Foto
Fand rügende Worte zum vermeintlichen Vorbildcharakter des FC Bayern München: In seinem Bundesligakommentar setzt sich der Chronist der Lippstädter BVB-Freunde, Hans Zaremba, kritisch mit einigen Vorkommnissen beim Fußball-Branchenführer in Zeiten der Corona-Pandemie auseinander.

Schalke

Es sind die Spiele, denen die Fans des FC Schalke 04 ganz besonders entgegenfiebern: die Vergleiche mit dem Konkurrenten Borussia Dortmund. Doch die Partie am 22. Spieltag  sollte eine werden, an die sich die Anhänger des krisengeschüttelten Traditionsklubs künftig ganz sicher nicht gern erinnern. Im Gegenteil: Nach der 0:4-Heimklatsche dürften auch die letzten Hoffnungen der heimischen Fangemeinschaften in Lippstadt „Graf Bernhard“) und in Wadersloh („Füchse“) auf einen Klassenerhalt ihrer Knappen auf ein Minimum geschwunden sein. Was die Blauweißen in Gelsenkirchen nun verhindern müssen, ist wegen ihrer immensen finanziellen Schwierigkeiten der tiefe Sturz in eine schier hoffnungslose Situation.  

  Dortmund

Nach dem unterhalb der Woche starken Auftritt des BVB 09 mit dem 3:2 in der europäischen Königsklasse beim FC Sevilla hatte der Dortmunder Coach auf Abruf, Edin Terzic, lediglich zwei Wechsel in seiner Startelf vorgenommen. Mit dieser Formation bestimmte Dortmund die erste Hälfte auf dem Berger Feld von Erle überlegen, zeigte aber nach der Pause wieder einige Schwächen. Während die vorherigen Gegner zuletzt ähnliche Ermattungen des Vizemeisters für den Gewinn von Punkten nutzen konnten, konnte die Borussia dank ihres Goalgetters Erling Haaland drei wichtige Zähler beim Nachbarn in Gelsenkirchen einsacken.

Frankfurt

Der Frankfurter Höhenflug geht weiter. Jetzt sind es elf Spiele in Serie, in denen die Eintracht ungeschlagen geblieben ist. Das Besondere dabei: Auch dem Titelverteidiger aus München gelang es nicht, den famosen Lauf der von Adi Hütter betreuten Frankfurter zu unterbrechen, obwohl sie in der zweiten Halbzeit fast noch ein Unentschieden geschafft hätten. Mit 42 Zählern hat die Sportgemeine Eintracht, so ihre traditionelle Bezeichnung der Hessen, gute Möglichkeiten, sich für die europäische Königsklasse in der Saison 2021/22 zu qualifizieren.  

München

Durch seine Schlappe am Main gerät die vom Branchenführer erkennbar fest eingeplante neunte Meisterschaft in Folge in akuter Gefahr. Nur wenige Tage zuvor konnte München auch im Vergleich mit Bielefeld lediglich ein 3:3 erreichen. Unbesiegbar scheinen die Männer von der Säbener Straße in dieser Bundesliga-Zeit nicht zu sein. Das 3:0 von Leipzig bei Hertha BSC löst aufhorchen, da der Vorsprung der Bayern auf die Sachsen auf zwei Punkte zerronnen ist. Negativ sind auch die Schlagzeilen, mit denen der Verein von der Isar in Zeiten der Corona-Pandemie außerhalb der Arenen verstärkt in Erscheinung tritt: Sie erstrecken sich von Kritik am Nachflugverbot in Brandenburg über die vorlauten Worte des Trainers Hansi Flick mit Blick auf den „sogenannten Experten“ Karl Lauterbach (SPD) bis zum Vorstoß des Vorstandschefs Karl-Heinz Rummenigge, die Profis der Bayern wegen ihres Vorbildcharakters vorrangig gegen Corona zu impfen. Der einst „Am Bruchbaum“ in Lippstadt entdeckte spätere Nationalspieler scheint derweil in einer Blase der Selbsterhöhung vom Erfolg berauscht und vom wirklichen Leben mit den Nöten der in ihrer Existenz bedrohten Freiberufler, Ladenbesitzer und Künstler völlig entrückt zu sein. Daran änderte auch sein Auftritt im ZDF-Sportstudio nach dem Frankfurt-Spiel wenig. Die jüngsten Ereignisse aus dem Umfeld des FC Bayern München sind keine Einzelfälle. Seine Bosse, Alt-Ministerpräsident Edmund Stoiber unter ihnen, hatten schon beim 8:0-Sieg gegen den FC Schalke 04 zum Auftakt der momentanen Saison nicht verstanden, dass ihr Gruppenfoto, das sie dicht nebeneinander maskenfrei auf der Tribüne zeigte, nicht gut in der Öffentlichkeit ankam.

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