Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Die Spannung um die Meisterschaft bleibt noch etwas erhalten, obwohl der BVB nach dem 3:0 in Augsburg mit einem Vorsprung von zwei Zählern am letzten Spieltag mit seiner Partie gegen Mainz der klare Favorit für die Schale ist. Ohne einen Patzer der Borussia und eines gleichzeitigen Dreiers der Bayern in Köln ist für München der Traum vom elften Titelgewinn in Folge endgültig vorbei. Während man sich am Borsigplatz in Dortmund auf eine Feier vorbereitet, wird mit Bochum oder Schalke ein anderer westfälischer Verein das Oberhaus nach dem Ligakehraus verlassen müssen.
Dortmund
Mit ihrem Erfolg in der Fuggerstadt schauen die Schwarz-Gelben auf ihren ersten Meistertitel seit 2012. Damit würde die Borussia die zehnjährige Dominanz der Bayern in der Liga beenden. Viele Fans des Fußballs – nicht nur der Dortmunder – dürften sich über das Finale der Langeweile freuen. Nach der Schlappe von München gegen Leipzig und seinem eigenen Sieg hat Dortmund nun alles in der Hand, um gegen Mainz seine neunte Meisterschaft zu erringen. Doch leicht war der BVB-Auftritt in Augsburg nicht. Davon können jene Lippstädter „Optimisten“ berichten, die das Match unmittelbar im Schwaben-Stadion verfolgen konnten.
München
Bayern München droht nach dem 1:3 gegen RB Leipzig und ihren zehn deutschen Meisterschaften in Serie (2013 bis 2022) jetzt eine Spielzeit ohne einen Titel. Zuvor waren die Profis von der Isar schon im April aus den Wettbewerben um den nationalen Pokal und den europäischen Henkelpott gekegelt worden. Eine Tristesse, die der Branchenführer zuletzt in 2012 (mit den zweiten Rängen in der Champions League, Bundesliga und im DFB-Pokal) hinnehmen musste. Der im März 2023 anstelle des nach Meinung der Bosse an der Säbener Straße überforderten Trainers Julian Nagelsmann eilig geholte Thomas Tuchel zeigte sich nach dem vermutlich entscheidenden Rückschlag im Wettbewerb mit Dortmund ratlos. Offenbar hat der Coach-Wechsel für die Bayern nicht die erwartete Wirkung gezeigt.
Berlin
Es ist in der 60jährigen Bundesliga-Geschichte nicht oft gewesen, dass aus einer Stadt gleichzeitig zwei Vereine in der Beletage vertreten waren. Wenn diese Konstellation mal gegeben war, dann meist nur für eine kurze Phase. Dies belegen die Beispiele aus Bochum (VfL und Wattenscheid), Hamburg (HSV und St. Pauli), Köln (Effzeh und Fortuna), München (Bayern und 1860) sowie Stuttgart (Kickers und VfB). Verblüfft hat aber, dass aus Berlin immerhin seit vier Jahren mit der Charlottenburger Hertha und der Köpenicker Union zwei Teams im Oberhaus mitspielten. In der neuen Saison werden in der Bundesliga aus Berlin nur noch die „Eisernen“ aus dem Osten auflaufen, da die „Alte Dame“ aus dem Westen nach dem 1:1 mit Bochum zum siebten Mal den bitteren Weg in die Zweite Liga gehen muss. Wer das jahrelange Chaos bei den Blau-Weißen mit der Verpflichtung von überteuerten und nicht leistungsbereiten Kickern beobachtet hat, wird über diesen Niedergang nicht erstaunt sein. Überdies droht dem einstigen vermeintlichen „Big-City-Club“ ein noch tieferer Fall, weil er wegen Überschuldung vor dem Lizenz-Entzug steht. Ganz anders sieht es beim FC Union aus, der trotz des 2:4 in Hoffenheim weiter die Chance auf die Champions League hat. Der beachtliche Weg der Rot-Weißen seit ihrem Aufstieg in die Bundesliga im Mai 2019 ist zweifellos das Verdienst ihres in Arnsberg geborenen Managers Oliver Ruhnert. Ihn zeichnet ein bemerkenswertes Gespür für uniontaugliche Profis aus. Ohne sein Zutun wäre kaum der Schweizer Übungsleiter Urs Fischer zum Kult-Verein mit dem Stadion „Alte Försterei“ gekommen. Auch er ist ein Erfolgsgarant für den soliden Fußball im Osten der Metropole.
Bochum und Schalke
Bochum hat nach dem Remis in der Hauptstadt noch die Möglichkeit, über die Relegation das rettende Ufer zu erreichen. Dagegen sind die Aussichten für den Nachbarn aus Gelsenkirchen für den Klassenerhalt düsterer. Das 2:2 auf dem Berger Feld gegen die von vereinsinternen Querelen heftig gequälte Eintracht Frankfurt war zu wenig, es fehlte ein Sieg.