Hans Zaremba über 60 Jahre Bundesliga – Teil VI
Während Borussia Dortmund in der fünften Bundesligadekade von einer drohenden Insolvenz bis zu den Triumphen mit Jürgen Klopp als erfolgreichen Coach sowohl Tiefen als auch Höhen erlebte, waren bei den Bayern in München zahlreiche Trainer-Wechsel zu registrieren. Zudem zählen die Spielzeiten von 2003/04 bis 2012/13 mit den verschiedenen Meisterteams vom SV Werder Bremen (2004) und bis zum FC Bayern München (2013) mit zu den reizvollsten in der 60jährigen Geschichte der Bundesliga. Der für „Lippstadt am Sonntag“ erstellte Beitrag ist nun vorab im weltweiten Netz zu finden.
Gebaren
Die beachtenswerten BVB-Siege in den 1990er Jahren mit den Meistertiteln in 1995 und 1996 sowie dem Jubel in der Champions League in 1997 offenbarten in 2004 und 2005 mit der gerade noch abgewendeten Insolvenz des Traditionsclubs ihre riskanten Folgen. Die Szene war zuvor ohnehin über die millionenschweren BVB-Transfers der aus Italien nach Deutschland zurückgekehrten Jürgen Kohler (1995), Andreas Möller (1994), Stefan Reuter (1992), Karl-Heinz Riedle (1993) und Matthias Sammer (1993) merklich erstaunt. Ebenso beschleunigte das selbstherrliche Gebaren von Gerd Niebaum, von den Medien spöttisch als „Dr. Gott“ charakterisiert, im Zusammenwirken mit seinem Adjutanten Michael Meier die Existenzgefahr der Schwarz-Gelben. Am Ende mussten die gescheiterten Funktionäre die Chefetage am Rheinlanddamm in Dortmund verlassen. Es waren ihre Nachfolger als Präsident, Reinhard Rauball, und als Geschäftsführer, Hans-Joachim Watzke, die durch kluge Verhandlungen den Erhalt des Ballspielvereins Borussia und seine Lizenz sicherten.
Betriebsklima
Auch in München war durch die fortgesetzten Wechsel der Übungsleiter viel an Hin und Her zu protokollieren. Speziell die Engagements von Jürgen Klinsmann in 2008 für nur eine knappe Spielzeit und von Louis van Gaal von 2009 bis 2011 belasteten erheblich das Betriebsklima. Ihre Rauswürfe vor Abschluss der Spielzeiten 2008/09 und 2010/11 waren die Folge. Überdies waren die Art und Weise zum jeweiligen Ende der zwei Anstellungen von Ottmar Hitzfeld in 2004 und 2008 sowie beim Abschied von Felix Magath im Januar 2007 alles andere als elegant. Es bedurfte die dritte Verpflichtung von Jupp Heynckes im Juli 2011, um wieder Harmonie an der Säbener Straße zu bekommen. Der glänzende Bayern-Gewinn des Tripels in 2013 mit den Titeln in der Champions-League, Bundesliga und im DFB-Pokal ist das Verdienst des Niederrheiners. Warum er dennoch nach zwei Jahren für Pep Guardiola weichen musste, folgt im letzten Teil der Bundesliga-Geschichte. Große Aufregung lösten im April 2013 die Veröffentlichungen über die Steueraffäre des Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß aus. Ein knappes Jahr später spricht das Landgericht in München den einstigen Nationalspieler und späteren Funktionär wegen Steuer-Hinterziehung von mindestens 28,5 Millionen Euro für schuldig und verurteilt ihn zu dreieinhalb Jahren Haft.
Erfolgsstory
Nach der gelungenen Abwehr der Pleite in 2005 hatten sich bis 2008 in Dortmund mit Bert van Marwjk, Jürgen Röber und Thomas Doll drei Trainer vergeblich bemüht, die Borussia wieder nach oben zu bringen. Bis auf das Erreichen des DFB-Pokalfinales in 2008 (1:2 nach Verlängerung gegen Bayern) waren in der ersten Hälfte der fünften Liga-Dekade für die Dortmunder keine besonderen Taten zu vermerken. Der nach seinen erfolgreichen Bemühungen, die BVB-Liquidität zu erhalten, zum Boss des Vorstands aufgestiegene Hans-Joachim Watzke hatte bei der Auswahl der Übungsleiter für den Bundesligisten aber weniger Glück. Eine Ausnahme bildete die Berufung von Jürgen Klopp. Von Juli 2008 bis in den Mai 2015 hatte der aus Mainz gekommene Sportlehrer beim BVB das Sagen. Mit der von ihm konsequent betriebenen Verjüngung des Kaders erlebte die Borussia eine beachtliche Erfolgsstory. Die Ergebnisse waren die Meistertitel in 2011 und 2012, der DFB-Pokalsieg in 2012 und im Mai 2013 der Einzug in das rein deutsche Finale von London um die Krone im europäischen Vereinsfußball (1:2 gegen den FC Bayern München). Während seiner Ära in der Reviermetropole formte der Sportwissenschaftler Mario Götze, Mats Hummels, Robert Lewandowski, Marco Reus und Nuri Sahin zu den entscheidenden Akteuren der Borussia.
Veränderungen
Auch die Politik notierte von 2003 bis 2012 mehrere personelle Veränderungen. Was seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland in 1949 lange als undenkbar anmutete, geschah mit den Rücktritten von Horst Köhler (2010) und Christian Wulf (2012) vom Amt des Bundespräsidenten gleich doppelt. In Lippstadt war im Herbst 2005 nach dem plötzlichen Weggang des im September 2004 noch bestätigten Bürgermeisters und Bayern-Fans Wolfgang Schwade in die Versicherungswirtschaft die Einführung des Sympathisanten von Borussia Mönchengladbach, Christof Sommer, als neues Stadtoberhaupt zu konstatieren. Die Landespolitik erlebte von 2003 bis 2012 mit Peer Steinbrück (2002 bis 2005), Jürgen Rüttgers (2005 bis 2010) und Hannelore Kraft ab 2010 drei Vorleute in der Düsseldorfer Staatskanzlei. Und in Berlin wurde infolge der vorgezogenen Bundestagswahl im September 2005 mit Angela Merkel erstmals eine Frau mit der Kanzlerschaft in Deutschland betraut.