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Übungsleiter und Sportmanager

Hans Zaremba über Fußball-Verantwortliche

Vom Juli 2008 bis Juni 2015 war Jürgen Klopp als Trainer bei Borussia Dortmund tätig. Mit den Meisterschaften in den Spielzeiten 2010/11 und 2011/12 sowie dem DFB-Pokalsieg im Mai 2012 zählt die Ära des unterdessen beim FC Liverpool gleichfalls überzeugenden Betreuers zu einer der wirkungsvollsten der seit 1909 währenden schwarz-gelben Vereinshistorie. Mit Thomas Tuchel (2015-2017), Peter Bosz (2017), Peter Stöger (2018), Lucien Favre (2018-2021), Edin Terzic (2021) und Marco Rose (2021-2022) versuchten es bereits sechs Männer, an die Triumphe des einst aus Mainz nach Dortmund geholten erfolgreichen Ausbilders anzuknüpfen. Nach dem Double mit Jürgen Klopp in 2012 konnten lediglich Thomas Tuchel (2017) und Edin Terzic (2021) mit ihren Erfolgen im deutschen Pokal für Borussia Dortmund eine Trophäe gewinnen.

Ein Bild aus erfolgreichen Dortmunder Zeiten: Jürgen Klopp, umrahmt von den Lippstädtern Hans Zaremba (links) und Bernhard Scholl, im Dezember 2010 bei einem Treffen im VIP-Bereich des einstigen Westfalenstadions. Damals befand sich der BVB bereits auf dem Weg zur ersten Meisterschaft mit dem jetzt in Liverpool tätigen Übungsleiter. Archiv-Foto: Sammlung Hans Zaremba

Übungsleiter

Die Beispiele aus Dortmund, wo der Vorstandsvorsitzende Hans-Joachim Watzke bei seiner Personalauswahl für die sportliche Leitung nicht immer eine glückliche Hand hatte, offenbaren einmal mehr, wie schwer die Aufgabe und enorm der Erwartungsdruck für einen Übungsleiter im Fußball ist. Über den im Juli 2021 für eine Ablöse von fünf Millionen aus Mönchengladbach ins Revier gelotsten Marco Rose hinaus wurden nach dem Saisonende auch Sebastian Hoeneß (Hoffenheim) und Florian Kohfeldt (Wolfsburg) abberufen. Zum Kehraus der 59. Bundesliga-Auflage hatten schon Adi Hütter (Mönchengladbach) und Markus Weinzierl (Augsburg) ihren Arbeitgebern gekündigt. Unterhalb der Spielzeit mussten bereits Mark van Bommel (Wolfsburg), Jesse Marsch (Leipzig), Pal Dardai und Tayfun Korkut (beide Hertha BSC) sowie Frank Neuhaus (Bielefeld) gehen. Wohltuend von dieser starken Fluktuation unterscheidet sich seit vielen Jahren der SC Freiburg, wo Christian Streich seit einem Jahrzehnt das Zepter schwingt. Die Niederlage im DFB-Pokalfinale am letzten Wochenende gegen Leipzig nach dem Elfmeterschießen dürfte seiner Zukunft im Schwarzwald nicht schaden. Eine bemerkenswerte Anerkennung für einen Fußball-Lehrer sprach Mitte Mai „Der Spiegel“ dem seit Sommer 2021 in Köln angestellten Steffen Baumgart mit „Trainerentdeckung der Bundesligasaison“ aus. Zu einer ähnlichen Bewertung wären die Blattmacher in Hamburg womöglich schon früher gekommen, wenn sie den in Rostock geborenen Mann auch von 2017 bis 2021 beim SC Paderborn 08 mit der gleichen Akribie beachtet hätten. Der in DDR aufgewachsene jetzige Effzeh-Impresario konnte die Domstädter von der dritten Liga (2017) über den Aufstieg in die zweite Liga (2018) bis in die Bundesliga (2019) zurückbringen. Seine Richtlinie: „Fußball ist Entwicklung, Veränderung.“ 

Sportmanager

Während es fast nur die Trainer sind, denen bei Erfolgslosigkeit der Rauswurf ereilt, kommen die Manager in der Regel meist ungeschoren davon. Schließlich sind sie es, die die Kaderplanung und überwiegend die Transfers verantworten. Dass sich Jörg Schmadtke seit 2018 in Wolfsburg als Geschäftsführer halten kann, verblüfft. Immerhin beschäftigte der von einem Autokonzern geförderte Bundesligist in der bisherigen Phase des einstigen Düsseldorfer Keepers als Sportmanager am Mittellandkanal mit Bruno Labbadia, Oliver Glasner und die in dieser Betrachtung erwähnten Mark van Bommel und Florian Kohfeldt vier Übungsleiter. Ebenso sitzt Hasan Salihamidzic in München noch im Sattel, obwohl der Branchenführer angesichts seiner hohen Ambitionen mit den Meisterschaften in 2020/21 und 2021/22 jeweils nur einen Titel einheimsen konnte. Auch dem jetzt in Dortmund ausgeschiedenen Sportdirektor Michael Zorc wurden die wiederholten Trainer-Engagements nach Jürgen Klopp kaum angelastet. Vermutlich war sein Einfluss bei den Verpflichtungen der zum BVB passenden Betreuer bei der Vorherrschaft von Hans-Joachim Watzke auf der Brücke der Borussia nur begrenzt. Peinlich war der Start von Sebastian Kehl als neuer BVB-Direktor, als er beim Doppelpass-Talk in „Sport 1“ dem Trainer Marco Rose für die neue Saison noch eine Perspektive in Aussicht stellte, obwohl die bevorstehende Trennung der Borussia vom gebürtigen Leipziger nicht nur in den Kneipen am Dortmunder Borsigplatz diskutiert wurde.

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