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November 1994: SPD stellt Bürgermeister

Durch die Verbindung zur „gestalterischen Mehrheit“ wurde vor drei Jahrzehnten und zwanzig Jahre nach dem Tod des legendären Stadtoberhauptes Jakob Koenen (1907-1974) mit Klaus Helfmeier (1941-2012) zum zweiten Mal in Lippstadt ein SPD-Politiker zum Bürgermeister gewählt. Daran erinnert Rote Lippe Rose mit diesem Beitrag

Erinnerung an Klaus Helfmeier

Lippstadt am Montag, 7. November 1994:
Nach der Wahl von Klaus Helfmeier (links) zum Bürgermeister trafen sich die Sozialdemokraten zum Stelldichein im damaligen Lokal „Zur Tenne“. Mit dabei war auch der wiedergewählte Ratsherr Wolfgang Schulte Steinberg.

Letzter ehrenamtlicher Bürgermeister

Bei der geheimen Abstimmung entfielen auf Klaus Helfmeier jene 27 Stimmen, die das Bündnis aus SPD (20 Sitze), Grüne (4) und BG (3) aufbringen konnte, während für den CDU-Amtsvorgänger Franz Klocke (1937-2023) alle 24 Unionsmitglieder votiert haben müssen. Die Entscheidung am Montag, 7. November 1994, war die letzte Wahl eines ehrenamtlichen Bürgermeisters, der seine Aufgabe mit dem hauptamtlichen Stadtdirektor die Doppelspitze bildete. Zum Antritt hatte Klaus Helfmeier im Ratbetont, für alle Bürgerinnen und Bürger da zu sein. „Meine Arbeit kann nur dann Sinn und Erfolg haben, wenn Rat und Bürger mitarbeiten. Eine solche gemeinsame Bereitschaft ist das feste und unabdingbare Fundament für den weiteren Aus- und Aufbau unseres örtlichen Gemeinwesens, das nur dann leben kann, wenn die Kommunalverfassung von der Gemeinschaft selbständiger und selbstverantwortlicher Bürger erfüllt wird.“ Der am Mittwoch, 16. April 1941, in Anröchte geborene Sozi hatte sich schon vor seiner Wahl zum ersten Bürger Lippstadts breite Anerkennung erworben. Seit 1975 gehörte er dem Stadtrat an, aus dem er im Herbst vor zwanzig Jahren ausschied. Von 1975 bis 1994 war er Ortsvorsteher von Cappel, 1976 bis 1979 Vize-Bürgermeister und 1978 bis 1983 Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion. Beruflich war der Sozialpädagoge von 1973 bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2004 als Geschäftsführer des Kreisverbandes Soest der Arbeiterwohlfahrt (AWO) tätig.

Lippstadt im Herbst 1994:
SPD-Kinderfest in der Juchaczstraße (von links) mit Friedhelm Arnoldt, Margret Schulte Steinberg (1939-2022), Klaus Helfmeier (1941-2012) und Hans Alers (1932-2009).
Archiv-Fotos (2): Sammlung Hans Zaremba

Nachhaltigste Entscheidung

Die Übernahme des Ratsvorsitzes durch einen SPD-Politiker war in 1994 für die durch ihre absoluten Mehrheiten von 1975 bis 1989 verwöhnte Union ein herber Schlag. Dies wurde noch in der konstituierenden Ratssitzung durch das Entrollen eines Transparentes („Bürgerwille: Klocke muss Bürgermeister bleiben“) zweier ihrer Anhänger (von denen einer später mit einem Ratssessel für die CDU „belohnt“ wurde) deutlich. Knapp drei Jahre nach seiner Wahl zum ersten Repräsentanten der Stadt Lippstadt war die Bürgermeisterzeit für den vierten Nachfolger von Jakob Koenen mit der Aufkündigung der „gestalterischen Mehrheit“ durch die BG bereits wieder beendet. Für den letzten ehrenamtlichen Bürgermeister Klaus Helfmeier, der am Mittwoch, 1. Februar 2012, nach längerer Krankheit im Alter von 70 Jahren verstorben ist, zog nach der Aufgabe der städtischen Doppelspitze mit Wolfgang Schwade (CDU) am Freitag, 1. August 1997, ein hauptamtlicher Bürgermeister ins Lippstädter Stadthaus am Ostwall ein. Die wohl nachhaltigste Entscheidung aus der Amtszeit des Bürgermeisters Klaus Helfmeier war der am Montag, 30. Januar 1995, gefasste Ratsbeschluss, wonach mit Wirkung ab dem 1. Juli 1995, in Lippstadt ein stadteigenes Jugendamt eingerichtet wurde. Darauf hatten sich im Vorfeld vor drei Dekaden noch vor der vom Rat vorzunehmenden Bürgermeisterwahl die drei Fraktionen mit ihren Vorsitzenden Karl-Heinz Brülle (SPD), Ursula Jasperneite-Bröckelmann (Bündnis 90/Die Grünen) und den im Jahr 2002 verstorbenen Karl Schneider (BG) geeinigt.

Aufgabe der Doppelspitze

Zurück zur Aufgabe der Doppelspitze: Entgegen der Absprache zwischen den Ratsfraktionen von CDU und SPD, bis zur Kommunalwahl 1999 die Doppelspitze (mit ehrenamtlichem Bürgermeister und beruflich tätigem Stadtdirektor) zu erhalten, wurde im Februar 1997 aus der Mitte des Rates von CDU und BG Wolfgang Schwade als hauptamtlicher Bürgermeister gewählt. In 1999 und 2004 wurde der vormalige Rietberger Stadtdirektor von der Bürgerschaft in Lippstadt als Stadtoberhaupt bestätigt. Doch nur ein Jahr nach seiner zweiten Wiederwahl zog es der gebürtige Lippstädter vor, das Bürgermeister-Amt für einen lukrativen Job in der Versicherungsbranche aufzugeben. Bis zum Redaktionsschluss dieses Artikels haben die Bürgermeister noch zweimal gewechselt: Von 2005 bis 2020 war der aus Bestwig geholte Christof Sommer (CDU) Vorsitzender des Rates und Chef der Verwaltung. Und im November 2020 wurde der in Lippstadt häufig ungeschickt auftretende CDU-Mann und das vormalige Solinger Landtagsmitglied Arne Moritz als Bürgermeister eingeführt.  

Hans Zaremba

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