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Rote Lippe Rose intern 02/2017

Reformationsjubiläum

Gedanken zum Wirken von Martin Luther

Dritter Teil der Kolumne von Dietmar Gröning-Niehaus

Das Hamburger Magazin „Der Spiegel“ bezeichnete in der Titelgeschichte seiner Ausgabe vom 29. Oktober 2016 den Reformator Martin Luther als den „ersten Wutbürger“ und gleichzeitig als einen Mann, der Deutschland, dessen Kultur und Menschen geprägt hat, wie kaum ein anderer. In lockerer Folge werden mit Blick auf das bevorstehende 500jährige Reformationsjubiläum in den kommenden Ausgaben von Rote Lippe Rose intern aus der Feder von Dietmar Gröning-Niehaus, im Hauptberuf evangelischer Pfarrer und überdies ehrenamtlicher Finanzverantwortlicher des Lippstädter SPD-Ortsvereins, Gedanken zum Wirken des Reformators eingestreut.

Gedanken zum Wirken von Martin Luther: Von Dietmar Gröning-Niehaus. Archiv-Foto: Karl-Heinz Tiemann

Dem Volks aufs Maul schauen . . .

Das war ein Grundsatz für Martin Luther, als er das neue Testament in die deutsche Sprache übersetzte. Nun, deutsche Sprache ist nicht richtig, denn die gab es so noch nicht. Es gab eine große Zahl von Dialekten, die eine Verständigung schwierig machten. Mit der Arbeit Luthers entstand die deutsche Sprache. Bei uns in Lippstadt bekommen wir zum Beispiel auf die Bestellung von „Schrippen“ beim Bäcker einen mitleidigen Blick, aber noch lange nicht die gewünschten Brötchen. Es ist mit dem Verstehen manchmal schwierig. Was gesagt wird, ist nicht das, was verstanden wird. Oft ist das Gesagte auch nicht das Gemeinte. Gesprächspartner verstehen sich nicht, weil sie unterschiedliche Deutungen von Begriffen haben. Oder sie haben unterschiedliche Erfahrungen mit dem, was hinter Begriffen steht. Gerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit, das sind solche Begriffe. Ein ehemaliger Wähler der SPD ließ auf dem ‚Markt der Möglichkeiten‘ einfach mal Dampf ab. ‚Was ihr damals auf den Weg gebracht habt“ – er meinte die Agenda 2010 – „das ist doch keine Gerechtigkeit, im Gegenteil, das hat Ungerechtigkeit geschaffen. Ihr merkt doch gar nicht mehr, was bei den Leuten los ist. Ich wähle demnächst . . .“ Dieses Gespräch ließ mich nachdenklich zurück. Denn dies war nicht nur ein verlorener Wähler, sondern auch ein Hinweis auf ein Versäumnis. Ihr – die SPD – seid nicht mehr bei den Menschen, die euch vertrauen. Ihr – die Vertreter der SPD – hört nicht auf die Sorgen der Menschen auf der Straße. Ihr wisst nicht, ob die Menschen ihr Leben mit den zur Verfügung stehenden Mitteln bewältigen können. Ihr wisst doch gar nicht, was die Menschen in Lippstadt bewegt.

Dietmar Gröning-Niehaus

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