Das „Gastliche Dorf“ und sein Initiator Heinz-Josef Antpöhler
Als ein echtes Kleinod präsentiert sich das „Gastliche Dorf“ im Delbrücker Ortsteil Sudhagen, das die vom Lippstädter SPD-Ortsverein organisierte Radlergruppe gründlich durchstreifte. Dabei vermittelte der Initiator der heimeligen Anlage, Heinz-Josef Antpöhler, den über 20 Frauen und Männern aus der Lippestadt einen umfangreichen Einblick in die Vorzeit der aus dem Umkreis herangeschafften und in Nachbarschaft des Boker Kanals zur Gruppe wieder aufgerichteten Fachwerkgebäude.
Unterhaltsamer Rundgang
Dass der Gründer der schönen Anlage beinahe nach zweijähriger Vorbereitung und Aufnahmeprüfung an der Nordwestdeutschen Musikakademie zum Sänger geworden wäre, illustrierte der gelernte Lebensmittelkaufmann seinen Gästen beim unterhaltsamen Rundgang durch das weitläufige Gelände durch etliche Einlagen seines gutturalen Basses. Die gut zweistündige Exkursion startete am „Alten Backhaus“ aus dem Jahr 1680, das Heinz-Josef Antpöhler 1983 auf dem Hof Henkemeyer im benachbarten Mantinghausen entdeckte und wie die anderen auf seinem Anwesen entstandenen Gebäude nach Sudhagen transportieren und mit erheblichen Aufwand erneut aufbauen ließ. Mit dem „Alten Backhaus“ habe auch die Geschichte des „Gastlichen Dorfes“ angefangen, als er begann, seinen Kunden von Industriebackwaren aus der benachbarten Fabrik die alte Backtradition wieder näher zu bringen. Heute wird dort deftiges Holzofenbrot mit Natursauerteig nach alter Rezeptur hergestellt und in der eigenen Gastronomie mit den Vesperplatten zum Verzehr offeriert.
Unterschiedliche Veranstaltungen
In der Folge hatte der agile Unternehmer den Wunsch, das Backhaus um ein altes Bauernhaus zu ergänzen. Dafür erwarb er den fast verfallenen Hof Westermeier in Steinhorst aus dem Jahr 1677 und das Prozedere mit Abbruch, Überführung und das nicht immer einfache Genehmigungsverfahren durch die zu beteiligenden Behörden wiederholte sich. Dieser Hof, in dem sich ein Weinkeller, ein Heuboden, eine Kaminstube, Oma Wilma`s Stube und eine rustikale Deele befinden, kann rund 300 Menschen für Veranstaltungen (Tagungen, Konzerte, Jubiläen sowie Feiern jeglicher Art) aufnehmen. Die Freunde der Musik können einen Flügel und eine alte Strobelorgel nutzen. Jede der in diesem Haus angebotenen Räumlichkeiten strahlt, was Heinz-Josef Antpöhler in seinen Erklärungen gern schildert und wie es die Radlergruppe auch verspürte, ihren eigenen Charme aus.
Schmackhafte Brotspezialitäten
Überdies konnte der ideenreiche Mann aus Sudhagen auch das im benachbarten Nordhagen zum Abriss bestimmte Haupthaus des Hofes Nelling aus dem Jahr 1765 für seine Ansiedlung erstehen und in die Anordnung der Gebäudegruppe einfügen lassen. Heute wird der Vierständerhof als Tagescafé genutzt und überrascht mit selbst hergestellten Kuchen und Torten, schmackhaften Brotspezialitäten mit Wurst, Schinken und Käse sowie warmer Küche. Auf der Deele, der Empore, dem Heuboden und der Dorfterrasse können um die 350 Gäste bewirtet werden.
Standesamtliche Trauungen
Etwas versteckt hinter dem Dorfteich lädt als zusätzliches Juwel die ökumenische Kapelle zum Verweilen ein, die neben dem begeisterten Liebhaber alter Gebäude, Heinz-Josef Antpöhler, auch den aus Lippstadt gekommenen Radler und evangelischen Pastor Dietmar Gröning-Niehaus animierte, ein Lied anzustimmen. Ursprünglich war es nur ein verfallender Koben, den der selbständige Kaufmann aus dem Delbrücker Land im Osnabrücker Land entdeckte und den er anfänglich lediglich für die Pferde seiner Tochter Wiltrud, die derzeit mit ihrem Ehemann, Reinhard Schulte, den etwa 12 Kilometer östlich von Lippstadt verankerten gastronomischen Betrieb leitet, als Stall nutzen wollte. Doch daraus wurde schließlich die Hirtenkapelle für Andachten, Hochzeiten und Taufen. Seit vier Jahren bietet die Stadt Delbrück in dem ansprechenden Ambiente auch standesamtliche Trauungen an.
Eigener Dorfladen
Abgerundet wird die breite Angebotsfläche auf dem Landstrich der Familie Antpöhler durch einen eigenen Dorfladen mit den selbstgebackenen Erzeugnissen aus dem Backhaus (Roggenmischbrot, Müslibrot, Nussbrot und Quarkmehrkornbrot) und dem handgefertigtem Gebäck aus der eigenen Konditorei. Aber auch Produkte aus der Region (Hausmacher Wurstwaren, Marmeladen, Spirituosen und Geschenkartikel) finden dort die Besucherinnen und Besucher, die sich das „Gastliche Dorf“ zum Ziel ihrer Bustouren und Radwanderungen erkoren haben.
Hans Zaremba