Albrecht Gubalke und sein Alternativer Stadtspaziergang
Zwei Absichten hatte Albrecht Gubalke in der jüngsten SPD-Mitgliederversammlung bei der Präsentation seines Referates „Alternativer Stadtspaziergang“ zur Kommunalpolitik vorangestellt: Den Appell an die Politiker im Stadtrat, ihre Beschlüsse häufiger zu hinterfragen und Fehlentscheidungen nicht zu wiederholen, und zudem die Aufforderung an die Verwaltung, konsequenter und früher zu handeln.
Stadtbildpflege
Der vom freiberuflichen Lippstädter Architekten entwickelte Power-Point-Vortrag war in drei Aspekte gegliedert: Stadtbildpflege, anstehende Objektsanierungen und die weitergehende Stadtentwicklung. Dabei bezog der Redner auch etliche Analysen aus der Vergangenheit mit ein, wie das 1968 und 1969 erstellte Gutachten der „Freien Planungsgruppe Berlin“, die 1990 vom „Büro für Stadtplanung und Stadtforschung“ entworfene Rahmenplanung für die Altstadt und das im März 2011 initiierte und gegenwärtig in der öffentlichen Diskussion stehende „Integrierte Handlungskonzept Altstadt Lippstadt“. Mit seinen Ausführungen wolle er, so Gubalke, gegenüber die im privaten Eigentum befindlichen und beispielhaft dargestellten Objekte keine „Schelte“ aussprechen, sondern dazu anregen, möglichst gemeinsam mit den betroffenen Eigentümern nach Lösungsansätzen zu suchen und zur Verbesserung des Stadtbildes beizutragen. Bei seinen Betrachtungen stellte der SPD-Ratsbewerber einige Objekte vor, „die uns täglich im Stadtbild begegnen und deren traurigen Zustand wir beklagen“. Zur Pflege des Stadtbildes gehöre auch eine gründliche Beratung und Hilfestellung der privaten Besitzer bei der Suche nach öffentlichen Fördermöglichkeiten, um eine gestalterische Verbesserung ihrer Immobilien auf den Weg bringen zu können. „Mehr Engagement im Bereich der Stadtbildpflege durch die Verwaltung könnte hier sicherlich einiges bewirken“, unterstrich Gubalke seinen Vorschlag an die Verantwortlichen in den städtischen Amtsstuben. Der derzeitige Zustand der „Pfade“, die zentralen Wegeverbindungen in der Stadtmitte, bedürfe nach der Meinung des Absolventen der renommierten Essener Folkwang-Schule für Gestaltung einer raschen Verbesserung. Die erarbeiteten Lösungsansätze aus dem „Handlungskonzept Altstadt“ seien dafür die richtige Basis. Für völlig inakzeptabel hält der Sozialdemokrat die Situation im Winkel von Klusetor und Ostwall, wo der vor der „Villa Lücke“ seit Jahren bestehende Bauzaun kein positives Beispiel von öffentlicher „Stadtbildpflege“ demonstriere.
Baulücken
Als jammervoll bezeichnete er die vielen Baulücken im Stadtzentrum. „In den meisten Fällen hätte ein zielstrebigeres Handeln im Stadthaus einiges verhindern können“, brachte Gubalke seine Rügen zu den Missständen an den Ecken Cappelstraße/Fleischhauerstraße („Weißes Haus“) und David-Gans-Straße/Stiftsfreiheit („ein geschichtlich und städtebaulich hoch sensibler Bereich im Schnittpunkt zweier Denkmäler“) auf den Punkt. Ähnlich charakterisierte er auch die Bresche an der Spitze von Cappelstraße und Soeststraße („ein unvollendeter städtebaulicher Gebäudeschluss“). Auch die Sanierung des Stadttheaters, wo ein Restaurierungsbedarf von 12 Millionen Euro bestehe, hatte der Architekt in den Blickwinkel gerückt. Allerdings dürfe es nicht bei dekorativen Maßnahmen bleiben, meinte der Referent auf einige vorschnelle Äußerungen nach der Ortsbesichtigung von Mitte Januar. Für unerlässlich halte er eine Verbesserung der Behindertenzugänge und die Erweiterung des Foyers und der Außenterrasse einschließlich einer gastronomischen Nutzung. In den Fokus seiner Vorstellungen zur Stadtentwicklung hatte Gubalke auch den Güterbahnhof („Mit einem Großinvestor ist nicht mehr zu rechnen“) und das Uniongelände („Die Grundstücksverhandlungen für die dringend benötigten Straßenflächen hatten gelegentlich schon kabarettistische Züge“) aufgenommen.
Leerstände
Sorge bereiteten ihm auch die Leerstände in der City, die sich durch die baldige Aufgabe eines weiteren familiengeführten Textilers noch verschärfen würden. Um die „Lippe-Galerie“ nach dem Umzug von C&A wieder zu vermarkten, „sind größere Umbauten und neue Konzepte vonnöten“. Den auf knapp 50 DIN-A-4-Seiten gebündelten und bebilderten „Alternativen Stadtspaziergang“ übergab Albrecht Gubalke zum Ende der Zusammenkunft im „Alten Brauhaus“ der designierten SPD-Bürgermeisterkandidatin Marlies Stotz als „Leitfaden“ für ihren Wahlkampf. Beim Politischen Aschermittwoch des Lippstädter SPD-Ortsvereins am 5. März, 18.00 Uhr, im Lokal „Jathe`s Kegelbahnen“ will der Verfasser des Handbuchs zur Stadtentwicklung einige Punkte aufgreifen, die alsbald in konkrete Initiativen umgesetzt werden sollen.
Hans Zaremba