Ex-Vizekanzler verewigte sich ins Goldene Buch von Wadersloh
Politik erklärt Franz Müntefering gerne mit Vergleichen aus dem Fußball. So auch am Dienstag, als der ehemalige Vizekanzler vom Wadersloher Bürgermeister Christian Thegelkamp zum Eintrag ins Gästebuch der münsterländischen Gemeinde empfangen wurde und sich der frühere SPD-Chef bei seinem Exkurs zur Demokratie auf ein Zitat des Philosophen Jean Paul Sartre („Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft“) bezog. Zum Empfang im Rathaus hatten sich neben Bürgermeister Thegelkamp auch viele andere Honoratioren eingefunden. Darunter waren auch der im September erstmals in den Bundestag eingezogene SPD-Politiker Bernhard Daldrup (Sendenhorst) und der Lippstädter SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans Zaremba.
Kommunalfinanzen sorgenvoll betrachtet
Der über die ehrenamtliche Stadtpolitik in Sundern im Sauerland („Bürgermeister war mein Traum, doch die Mehrheiten ließen dies bei uns nicht zu“) zum Berufspolitiker mit den Stationen als Bundestagsabgeordneter (1975-1992 und 1998-2003), Landesminister (1992-1995), Bundesminister (1998-1999 und 2005-2007), SPD-Fraktionschef im Bundestag (2002-2005), SPD-Parteivorsitzender (2004-2005 und 2008-2009)) und Vizekanzler (2005-2007) aufgestiegene Sozialdemokrat bezeichnete die Kommunalpolitik als den eigentlichen Kern der politischen Arbeit. „Die Politik benötigt starke Kommunen, Kreise und Regionen“, unterstrich der heute in Herne lebende 73jährige. Sorgenvoll schaute Müntefering auf die finanzielle Basis etlicher Gemeinden und Städte. „Demokratie kann nur durch eine handlungsfähige Kommunalpolitik funktionieren“, bekräftigte der mit der Bundestagswahl im September aus dem Parlament in Berlin ausgeschiedene langjährige Abgeordnete die Notwendigkeit einer besseren finanziellen Ausstattung der Kommunen.
Immer noch auf Tour
Bei seinem Abschied aus dem Bundestag hatte Müntefering angekündigt: „Ich werde nicht im Schaukelstuhl versinken“ und zugleich betont: „Nützliches im Ehrenamt und spaßeshalber zu tun.“ Unterdessen ist der „Politiker im (Un-) Ruhestand“ inzwischen der Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) und mit einem gut gefüllten Terminkalender immer noch viel auf Tour. Der prominente Gast aus der Sozialdemokratie war am Dienstagvormittag zu einer Veranstaltung der Volkshochschule (VHS) in den Wadersloher Ratssaal gekommen, wo er als Referent des Studienforums „Was ist gerecht?“ mitwirkte und auch einen Blick auf die Generationengerechtigkeit warf. Schon seit einigen Jahren widmet sich der frühere Landes- und Bundesminister verstärkt dem Komplex „Demographie“ und allen damit verbundenen Facetten, so auch dem Zusammenleben von Jung und Alt in der Gesellschaft.