Ein Nachruf von Hans Zaremba
Lange bevor es in den Parteien Quotenreglungen gab, war sie bereits in Lippstadt und im Kreisgebiet als feste politische Größe anerkannt. Von Elisabeth Kuppert, der früheren Vizelandrätin aus dem Lippstädter Süden, ist die Rede, die am vergangenen Sonntag im Alter von 88 Jahren in Bad Fredeburg verstorben ist und am Samstag auf dem Lippstädter Friedhof an der Lipperoder Straße zu Grabe getragen wird.
Lehrerin im Unruhestand
Sie, die von den Sozialdemokraten und von vielen anderen Personen häufig als Lehrerin im Unruhestand beschrieben wurde, hat sich durch ihren unablässigen Einsatz für das Allgemeinwesen vielfältige und bleibende Verdienste erworben. Während die meisten ihrer ehemaligen Kollegen aus der Lehrerschaft nach der Pensionierung einen Gang zurückschalten, hat die 1922 im sauerländischen Schmallenberg als Tochter eines Strumpffabrikanten geborene Elisabeth Falke, die von 1954 bis 2008 in Lippstadt lebte, mit dem Eintritt in das berufliche Rentenalter noch einmal kräftig Gas gegeben. Es gab während ihres politischen Wirkens kaum eine Veranstaltung im Kreisgebiet, bei der die engagierte Sozialdemokratin nicht zugegen war.

Anerkannte Repräsentantin
Begonnen hatte alles 1969, als Elisabeth Kuppert als einzige Frau in den damaligen Lippstädter Kreistag gewählt wurde. Noch im Laufe der Legislaturperiode wurde sie von der SPD-Fraktion zur stellvertretenden Vorsitzenden bestimmt. So war es für sie eine logische Folge, dass sie 1975 nach der kommunalen Neuordnung auch in die Vertretung des neuen Großkreises einzog. Dem gehörte sie vier Amtszeiten bis 1994 an und zählte nie zu den Stillen der Kreisparlamentarier. Viel Freude hat ihr besonders die Zeit als Vizelandrätin bereitet, in der sie sich als eine über alle Parteigrenzen hinweg anerkannte Repräsentantin des Hellweg-Kreises eine hohe Reputation erwarb.

Engagemnt für den Umweltschutz
Aber es war nicht nur die Kommunalpolitik, die das Leben von Elisabeth Kuppert bestimmt hat. Auch ihr Interesse für den Umweltschutz gehörte seit den 1960er Jahren zum Tagesablauf der langjährigen ehemaligen Kreispolitikerin. Sie war schon eine Grüne, bevor es überhaupt Überlegungen gab, eine Partei mit diesem Namen zu gründen. Dafür stand auch das vor Jahren von ihr als Gründerin und Vorsitzende des Vereins „Pro Grün“ formulierte Credo: „Veränderungen sind besonders im ökologischen Bereich und im Umweltschutz nötig, wenn wir auf unserem Planeten überleben wollen.“ Über den Schutz für die Umwelt war die Mutter zweier Söhne und Oma von zwei Enkelkindern auch zum literarischen Betätigungsfeld gekommen, dem Schreiben von Gedichten. Mit ihren Versen, in denen die Probleme des Alltags und politisch brisante Themen ihren Niederschlag fanden, verzeichnete Elisabeth Kuppert ebenfalls erstaunliche Erfolge. Das belegen die Veröffentlichungen ihrer Werke in den Büchern „Grün“, „Wohnsinn“ und „Kopfstand“, die vor einem Vierteljahrhundert in einem Münchener Verlag erschienen sind.

Anwältin der Jugend
Auch zu den Jugendlichen hatte Elisabeth Kuppert mehr als nur einen verbalen Kontakt. So wurde sie in ihrer aktiven Zeit als Lehrerin – zuletzt an der Wilhelmschule – für die Fächer Deutsch, Religion, Geschichte und Erdkunde fortwährend als Vertrauenslehrerin gewählt. Ebenso ist ihr jahrelanger Einsatz im Hausrat des Aktionszentrums, dem Selbstverwaltungsorgan der Jugendlichen in der früheren Begegnungsstätte in der Bahnhofstraße, dafür ein weiterer Beleg. Immer wieder war sie bei den schwierigen Etatberatungen als Anwältin der jüngeren Generation hervorgetreten. Zu ihrer 40jährigen Mitgliedschaft in der SPD wurde die verstorbene Grande Dame der Lippstädter Sozialdemokratie im Januar 2009 mit der Willy-Brandt-Medaille ausgezeichnet.
